Wechselgerüchte um Cristiano Ronaldo: Wenn Juve 28 Mal klingelt
Aus einem wilden Gerücht wurde eine Geschichte mit immer mehr Details: Wechselt Weltfußballer Cristiano Ronaldo wirklich von Real nach Turin?
Am Mittwoch ist es so weit. Der Moment, auf den in Turin und in Fußballitalien alle seit Tagen hinfiebern, ist gekommen. Cristiano Ronaldo steigt am Flughafen Caselle aus der Maschine und winkt den erstaunten Fans zu. Endlich ist er da, der neue Superstar von Juventus Turin, der „Transfer des Jahrhunderts“, wie die Zeitung „Tuttosport“ ihn nennt.
War er dann doch nicht.
Zwar stieg am Turiner Flughafen wirklich ein gut gebräunter Fußballprofi mit dunkler Sonnenbrille, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem portugiesischen Ausnahmespieler hat, in eine schwarze Limousine. Es war aber nicht Ronaldo, sondern der italienische Abwehrspieler Armando Izzo, Neuzugang von Juves Stadtrivale FC Turin. Die Fotos geisterten dennoch kurz durch die sozialen Medien, bis die Verwechslung unter Zuhilfenahme vieler lachender und sich wie Neymar umherrollender Smileys aufgeklärt wurde.
Noch vor zwei Wochen wäre Izzo wohl kaum mit Ronaldo verwechselt worden, und zwar aus dem einfachen Grund, dass ein Transfer des Weltfußballers nach Turin in etwa so realistisch schien wie die baldige Eröffnung des Berliner Flughafens. Doch anders als am BER kann es im Fußball manchmal schnell gehen. Aus einem wilden Gerücht wurde eine Geschichte mit immer mehr Details, und mittlerweile gehen selbst seriöse Zeitungen wie die „Gazzetta dello Sport“ und „La Stampa“ aus Italien sowie die in Madrid ansässigen „Marca“ und „As“ davon aus, dass Ronaldo seine Tore in der nächsten Saison nicht mehr in „blanco“, sondern in „bianconero“ schießt.
Juve kostet der Transfer rund 400 Millionen Euro
CR7 befindet sich momentan im Urlaub und äußert sich nicht zu den Gerüchten. Bei Andrea Agnelli soll der 33-Jährige aber bereits im Wort stehen. Volle 28 Mal habe Juves Präsident bei Ronaldo angerufen, um ihn zum neuen Aushängeschild des Klubs zu machen. Der Portugiese soll der Mann werden, der nach dann 23 Jahren die Champions League endlich wieder nach Turin holt. Zudem habe Juve auch Argumente außerhalb des Fußballfeldes. Der Familie Agnelli gehört mit Fiat Chrysler einer der größten Autokonzerne der Welt, und Ronaldo soll angeblich das neue Werbegesicht von Ferrari werden. Jeden Tag gibt es neue Meldungen zum Thema, selbst das aktuelle Geschehen bei der WM wird davon überdeckt – was vielleicht auch etwas daran liegt, dass Italien gar nicht dabei war und Spanien und Portugal schon ausgeschieden sind.
Juve würde sich den Transfer jedenfalls viel kosten lassen. Die Schätzungen der italienischen Presse schwanken irgendwo zwischen 350 und 400 Millionen Euro Gesamtvolumen – 100 Millionen Ablöse, 30 Millionen Nettogehalt für vier Jahre, Boni, Handgeld, Beraterhonorare. Kurz gesagt: Ein Vermögen, besonders für einen 33-Jährigen.
Dass der finanzielle Aspekt für Ronaldo wichtig ist, dürfte bekannt sein. Noch wichtiger ist ihm vermutlich nur die Anerkennung – die sich für ihn aber in großem Ausmaß an den Nullen auf seinem Gehaltsscheck ablesen lässt. Bei Real hat er die monetäre und verbale Anerkennung zuletzt vermisst. Das Verhältnis zu Präsident Florentino Perez, der immer wieder mit der Verpflichtung Neymars liebäugelt, gilt seit jeher als schwierig. In seinen neun Madrider Jahren hat Ronaldo nur zwei Gehaltserhöhungen bekommen – Messi vier! –, und vor allem in den schwierigen Phasen fehlte ihm der Zuspruch. Weder nach seinem Platzverweis im spanischen Supercup vor fast einem Jahr, noch in der Steueraffäre hat ihn Real verteidigt. Einzig Zinédine Zidane stellte sich hinter seinen Star – und der Erfolgstrainer, eine der wenigen Respektspersonen für Ronaldo in Madrid, ist mittlerweile schon weg. In der Werbung für das neue Real-Trikot fehlt der Portugiese gleich komplett.
Auch Paris und Manchester United sollen an Ronaldo interessiert sein
Zwischen Perez und Ronaldos Berater Jorge Mendes soll es schon länger ein Gentlemen’s Agreement geben. Für ein schlappes Zehntel der festgeschriebenen Ablösesumme von einer Milliarde Euro dürfe Reals Rekordtorschütze wechseln. Mendes soll sich mit Juve schon einig sein. Die Beziehungen sind blendend, seitdem der italienische Serienmeister den portugiesischen Rechtsverteidiger Joao Cancelo verpflichtet hat. Zwar sollen auch Paris und Manchester United an Ronaldo interessiert sein, die Entscheidung für Juve stehe aber fest.
Einen nicht zu vernachlässigenden Anteil daran hätten auch die Juve-Fans, sind sich die italienischen und spanischen Medien einig. Ronaldo habe nicht vergessen, wie die Zuschauer ihm nach seinem sagenhaften Fallrückziehertor im Champions-League-Achtelfinale mit Standing Ovations ihren Respekt gezeigt haben. „So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt. Was die Juve-Fans gemacht haben, ist unglaublich“, sagte Ronaldo nach Reals 3:0-Sieg in Turin Anfang April. Vieles spricht dafür, dass er demnächst regelmäßig Applaus im Juventus Stadium bekommt. Ein Mittelsmann soll sich bereits eine Villa in den Hügeln über Turin angeschaut haben. Natürlich mit standesgemäßem Luxus und der richtigen Tradition. In dem Anwesen in Val Salice residierten zuvor bereits die Weltfußballer Fabio Cannavaro und Zinédine Zidane. Kostenpunkt: 40 000 Euro. Pro Tag.