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VfL-Stürmer Simon Zoller mit seiner markanten Bizeps-Pose, die er nach erzielten Toren macht.
© Fabian Strauch/dpa

Bochum-Stürmer Simon Zoller: „Wenn es emotional wird, ist auch gegen Hertha was möglich“

Vor dem Spiel gegen Hertha BSC spricht VfL-Stürmer Simon Zoller über Hertha als Bochums Konkurrent im Abstiegskampf und die Berliner Leihgabe Eduard Löwen.

Seit Anfang 2019 spielt Simon Zoller für den VfL Bochum. Er hat den Weg des Klubs aus dem Abstiegskampf der Zweiten Liga zum Aufstieg in diesem Jahr entscheidend mitgeprägt. Am Sonntag (17.30 Uhr, Dazn) steht das zweite Bundesliga-Heimspiel nach elf Jahren Zweitklassigkeit an. Der Gegner: Hertha BSC.

Herr Zoller, zwei vom Ergebnis her knappe, aber verdiente Auswärtsniederlagen in Wolfsburg und Köln und ein überzeugender, teils furioser Heimsieg gegen Mainz – das macht drei Punkte bisher: Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonauftakt?
Ich denke, dass wir in Köln schon einen Punkt hätten mitnehmen können, auch wenn wir da nicht gut gespielt haben. Aber ansonsten war das von der Punkteausbeute her verdient. Wir haben uns tatsächlich auswärts ein bisschen schwerer getan, wobei man das Spiel in Wolfsburg aufgrund der frühen Roten Karte schwer beurteilen kann. Gerade das Heimspiel sollte uns aber Mut geben. Da haben wir gesehen, dass wir gegen Bundesliga-Mannschaften bestehen können.

Nun kommt Hertha BSC nach Bochum, das seinen hohen Ansprüchen als Tabellenletzter mit null Punkten weit hinterherhinkt. Könnte es einen besseren Zeitpunkt für das Spiel geben?
Sie erleben gerade eine schwierige Phase, aber das ist auch völlig normal, denke ich, wenn du viele neue Spieler hast – auch wegen dieser Erwartungshaltung. Sie haben viele Transfers getätigt. Gerade offensiv hat das nicht mehr viel mit der Startelf zu tun, die noch vor zwei Wochen gespielt hat. Es ist trotzdem eine erfahrene Truppe mit einem erfahrenen Trainer. Wie gegen Mainz zu Hause wird es für uns schwer. Ich denke, in vielen Spielen sind wir auf dem Papier erstmal der Außenseiter. Aber gerade zu Hause ist, wenn wir die Fans auf unserer Seite haben und ein emotionales Spiel auf den Platz bekommen, auch gegen Hertha was möglich.

Dabei helfen könnte Ihr Teamkollege Eduard Löwen, der von Hertha BSC ausgeliehen ist. Spielt er eine besondere Rolle in der Vorbereitung auf das Spiel?
Nein, die Mannschaft hat mit der, als Edu (Spitzname von Eduard Löwen, Anm. d. Red.) noch da war, nicht mehr viel zu tun. Ich glaube, dass er sich voll auf uns fokussiert.

Löwen soll ja – jetzt, wo er fit ist – in Koproduktion die Lücke füllen, die ihr kongenialer Partner Robert Zulj hinterlassen hat. Glauben Sie, dass das Team so noch schwerer ausrechenbar wird?
Es hat in der Zweiten Liga definitiv gut funktioniert mit uns, das tat gut. Edu muss jetzt schauen, dass er fit bleibt. Er ist ja in seiner Karriere immer mal wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfen worden. Er ist ein Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, der uns gut zu Gesicht steht und uns hilft, die Klasse zu halten.

Eduard Löwen. Leihgabe von Hertha BSC, spielte verletzungsbedingt noch keine große Rolle.
Eduard Löwen. Leihgabe von Hertha BSC, spielte verletzungsbedingt noch keine große Rolle.
© Imago/Team 2

Für den VfL ist es das erste Bundesliga-Jahr nach elf Jahren Zweitklassigkeit. Was das bedeutet, war am Tag des Aufstiegs in der Stadt, aber auch beim ersten Heimspiel gegen Mainz zu spüren – dem ersten Pflicht-Heimspiel mit Zuschauern seit eineinhalb Jahren. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?
Ich glaube, im Aufstiegsjahr hat uns gutgetan, dass wir Ruhe hatten. Wir hatten nicht viele Einflüsse von außen, obwohl wir die Euphorie natürlich mitbekommen haben, die zum Ende hin extrem wurde. Das Spiel gegen Mainz hat jetzt zudem gutgetan, weil wir direkt mit einem positiven Ergebnis die Fans mitnehmen konnten. Die Fans verzeihen dir viel, wenn du alles gibst und auf dem Platz lässt. Deswegen glaube ich, dass das Spiel gegen Mainz nochmal viel ausgelöst hat. Wenn wir das Heimspiel für Heimspiel auf den Platz bringen, dann wird sich diese Euphorie der Fans halten. Wir haben gegen Mainz gesehen, dass das beflügeln kann.

Die Zeit in der Corona-Pandemie, in der seit Anfang 2020 bis zum Aufstieg ohne Zuschauer gespielt wurde, war die erfolgreichste für den VfL in der jüngeren Vereinsgeschichte. Sehen Sie darin einen Zusammenhang?
Ja, auf jeden Fall. Es wird immer Spieler geben, die damit besser zurechtkommen und solche, die äußere Einflüsse anders wahrnehmen. Zu der damaligen Zeit haben wir uns in einer schwierigen Situation befunden, haben gegen den Abstieg gespielt – und nur eineinhalb Jahre später sind wir plötzlich oben. Ich persönlich genieße es immer, vor möglichst vielen Fans im Stadion zu spielen. Aber gerade im Abstiegskampf nach der Corona-Pause hat uns diese Ruhe auf jeden Fall geholfen.

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Sie haben Ihren Vertrag beim VfL zuletzt bis 2024 verlängert und Ihre rund zweieinhalb Jahre, die Sie schon dort sind, als die „glücklichste und erfolgreichste Zeit“ Ihrer Karriere bezeichnet. Womit hängt das zusammen?
Ich hatte überall auch gute Zeiten, es lief persönlich gut, habe aber kaum was mit dem jeweiligen Verein erreicht. Speziell in Köln hatte ich lange eine gute Zeit, sowohl privat als auch sportlich, beispielsweise mit dem Einzug in die Europa League oder meinem ersten Bundesliga-Tor. Aber hier in Bochum ist es jetzt einfach so, dass ich kontinuierlich spiele und mit dazu beigetragen habe, dass wir aufgestiegen sind und sogar den Meistertitel geholt haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt nicht gespielt habe, wenn ich nicht verletzt war.

Mit 15 Toren waren Sie neben Zulj sogar der beste Torjäger des VfL.
Ja, im vergangenen Jahr konnte ich endlich mal wieder auf meiner Position als Mittelstürmer spielen und zeigen, dass ich dort wichtig bin. Es macht einfach sehr viel Spaß. Der Verein gibt einem sehr viel, ist sehr familiär. Die Menschen, die hier leben, die Fans, sind einfach genau nach meinem Schlag: offen, ehrlich, emotional. Bei dem ganzen Paket hat einfach nichts dagegengesprochen, das Projekt weiterzuleben.

Rein sportlich läuft es für Sie ja auch in der Bundesliga wieder mit einem Tor und zwei Vorlagen aus drei Spielen. Und das, obwohl Sie aufgrund der Verpflichtung von Sebastian Polter zuletzt wieder von „Ihrer“ Mittelstürmerposition auf den Flügel wechseln mussten. Ist das für Sie kein Problem?
Ich habe es immer schon so gehalten, dass ich nie meine Interessen über die der Mannschaft gestellt habe. Das hört sich jetzt platt an, aber es bringt mir nichts, wenn ich meinen Willen bekomme und wir nachher absteigen. Es ist so, dass ich mich vorne am wohlsten fühle, die Position auf Außen ist noch ein bisschen taktischer – vielleicht liegt da der Mehrwert. Ein Tor und zwei Vorlagen auf der Position sind in Ordnung. Polti (Spitzname von Sebastian Polter, Anm. d. Red.) bringt nochmal eine andere Komponente in unser Spiel, mit dem Rücken zum Tor. Am Ende spiele ich da, wo ich aufgestellt werde.

Simon Zoller mit Sturmpartner Sebastian Polter
Simon Zoller mit Sturmpartner Sebastian Polter
© Imago/Horstmüller

Hätten Sie persönlich als Stamm-Mittelstürmer der Aufstiegssaison denn die Notwendigkeit gesehen, vorne nochmal nachzulegen?
Nach dem Aufstieg war klar, dass es Veränderungen geben wird. Es gibt gute Beispiele wie Union Berlin, die sich nach dem Aufstieg breiter aufgestellt haben, um reagieren zu können, wenn mal was passiert. Ich habe in der vergangenen Saison fast alle Spiele gemacht, das war außergewöhnlich, weil ich nie schwerer verletzt war. Man stelle sich mal vor, bei uns hätten sich ein paar Spieler mehr verletzt – dann wäre der Gesamterfolg womöglich in Gefahr geraten. Aus meiner Sicht ist es schon sinnvoll gewesen, vorne nachzulegen. Polti ist auch ein guter Typ, er passt mit seiner Art in die Mannschaft.

Eine Mannschaft, die außer Zulj keinen Leistungsträger verloren hat. Da stellt sich die Frage: Wohin führt der Weg des VfL – und wovon wird es Ihrer Meinung nach abhängen, dass Sie die Klasse halten?
Was man im Aufstiegsjahr gesehen hat: Dass wir uns von Niederlagen nicht aus der Ruhe haben bringen lassen. Es wird auf jeden Fall Rückschläge geben, es wird auch mal negative Phasen geben, eventuell mit mehreren Niederlagen. Ich glaube, Arminia Bielefeld hat in der vergangenen Saison gezeigt, wie man die Liga halten kann – weil sie weitestgehend ruhig geblieben sind und ihr Ding durchgezogen haben. Ich glaube, dass wir als Team so gefestigt sind, weil viele Jungs schon lange zusammen sind und wir Rückschläge anders verarbeiten als eine neuformierte Truppe. Es gilt jetzt, in den Spielen unangenehm zu bleiben.

Und Hertha sehen Sie beim Ziel Klassenerhalt als Konkurrent?
Das ist schwierig zu sagen. Ich halte Fredi Bobic für einen extrem guten Manager und extrem guten Typen. Ich glaube, dass er dahin passt. Wie auch Pal Dardai, der sehr spielernah ist. Sie können eine gute Rolle spielen. Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Die Frage ist, wie schnell sie aus diesem Negativtrend rauskommen.

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