Der Fußball in der Parallelwelt: Wenn die Realität nicht ins Konzept passt
In Zeiten der Coronavirus-Pandemie hat Fußball keine Priorität. Das allerdings haben viele in der Branche immer noch nicht verstanden. Ein Kommentar.
Während die Zahl der weltweit mit dem Coronavirus Infizierten auf die Millionen-Marke zusteuert, Menschen wahlweise um ihre Gesundheit oder die eigene Existenz bangen, entwirft der Profifußball fleißig Szenarien, wie das Spiel am Laufen gehalten werden kann.
Die Bundesliga würde am liebsten schon ab Anfang Mai weitermachen, schließlich braucht die deutsche Bevölkerung ja Zerstreuung. Dafür würden die Vereine ihre Spieler irgendwie durch die Republik karren, zwischenzeitlich höchstens mal von Krankenwagen mit Blaulicht gestoppt.
Dass der Fußball seine Bedeutung maßlos überschätzt, ist nichts Neues
Eine gruselige Vorstellung – und das nicht nur, weil inzwischen Geisterspiele von der Branche als alternativlos angesehen werden. Kurt Denk, der Begründer des Frankfurter Ironman-Triathlons, nennt das Ganze in der Frankfurter Rundschau „Parallelwelt“ und findet, dass die für die Fußball-Millionäre immer noch sehr „komfortabel“ sei.
Dass der Fußball seine Bedeutung maßlos überschätzt, ist nichts Neues. Daran ändert auch der Verweis auf die vielen Beschäftigten nichts, die von und mit dem Profibusiness leben. Der Eindruck, dass es nur noch ums Geld geht und möglichst immer noch mehr davon, lässt viele Freunde dieses Spiels zunehmend angewidert zurück.
Denk warnt den Fußball vor einem „gierigen Boni-Banker-Image“. Und gibt dem Profisport ganz generell die Empfehlung, sich für ein Jahr in eine Warteposition zurückzuziehen – trotz aller damit verbundenen negativen Folgen. Es mag eine krasse Sichtweise sein, in diesen Tagen klingt sie dennoch vernünftiger als vieles, was von den Rummenigges oder Watzkes dieser Welt so von sich gegeben wird.