Paul Breitner kontra Uli Hoeneß: Wenn die Diktatur beim FC Bayern wackelt
Ein Zeichen für das sich anbahnende Ende einer Alleinherrschaft ist oft, dass Freunde vergrault werden. Bröckelt bei Bayern das System Hoeneß? Ein Kommentar.
Uli Hoeneß hat Recht. Er musste den Breitner Paul von der Vip-Tribüne verbannen. Totalitäre Gebilde wie das des FC Bayern können Querulanten nicht dulden. Breitner hatte gegen Anführer Hoeneß nach der Bayern-Pressekonferenz zur Einhaltung der Menschenrechte vor einigen Wochen gekrittelt und hatte sich doch tatsächlich erlaubt, zu sagen: „Was den Uli angeht: Ich verstehe vieles nicht, was dort passiert ist.“
Das ging zu weit, weil es die Führung des FC Bayern nicht nur in Frage stellte, sondern auch zu einem diskutablen Gebilde machte. Wie hätte Hoeneß denn reagieren sollen? Etwa sagen: „Der Paul hat recht“. Ja gute Nacht, dann hätte er sich ja auch selbst schassen können.
Aber Paul Breitner hat trotzdem gewonnen. Er hat die Sympathie und damit viele Sympathisanten auf seiner Seite. Breitner, das Opfer. Die haben ja gar keinen Respekt mehr, die Hoeneß-Bayern. Nicht einmal vor alten Weggefährten, auch wenn sie, wie der Paul, seit den gemeinsamen Jahren als Spieler nun seit Jahrzehnten nur eine unwichtige Nebenrolle spielen dürfen.
Über was haben sich Uli und Paul eigentlich früher unterhalten, in ihrer WG? Bestimmt war der Uli der Realist und Paul der Romantiker (Mao-Bibel und so). Wie auch immer: Es ist auch eine traurige Geschichte, denn Uli Hoeneß stolpert jetzt womöglich auch über den Paul Breitner.
Ein untrügliches Zeichen für das sich anbahnende Ende einer Diktatur ist für gewöhnlich, dass alte Freunde vergrault werden, weil sie mosern. Und dann werden die Freunde und damit Unterstützer immer weniger, bis dann die Revolution die Diktatur stürzt. Paul Breitner weiß das bestimmt noch aus seiner Mao-Bibel.