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Will nicht länger als Lavierer dastehen: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
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Zehn-Punkte-Plan von Wolfgang Niersbach: Wendungen im Fifa-Skandal

Die Haltung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rund um den Fifa-Skandal war wechselhaft. Jetzt will er mit einem offenen Brief Farbe bekennen - oder vielmehr sich aus der Schusslinie nehmen. Ein Kommentar.

Von Johannes Nedo

Wolfgang Niersbach ist fassungslos – das hat der Präsident des Deutschen Fußball-Verbands (DFB) nun noch einmal allen mitgeteilt. In einem offenen Brief an die rund 26 000 im DFB organisierten Vereine äußerte er sich am Mittwoch überaus umfangreich zum Fifa-Skandal. Neben seiner Fassungslosigkeit ging es darin besonders um einen Zehn-Punkte-Plan, mit dem Niersbach, ja immerhin auch neues Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee, den Weltverband reformieren will.

Der 59-Jährige fordert in bester Merkel-Manier Dinge, die in der deutschen Öffentlichkeit mittlerweile absoluter Konsens sind: einen neuen Fifa-Präsidenten, Aufklärung der Korruption und Kontrolle der Geldflüsse. All das sind Allgemeinplätze, bei denen ihm niemand widersprechen kann. Bemerkenswert ist jedoch, dass Niersbach es nicht dabei belässt. Zum ersten Mal unterbreitet er konkrete Verbesserungsvorschläge für den Weltverband: Integritätschecks der Funktionäre, Begrenzung der Amtszeiten oder auch so heiße Eisen wie eine Anpassung des Abstimmungssystems – also weg von der Fifa-Regel: ein Land, eine Stimme.

Niersbach will nicht länger als Lavierer dastehen

Das sind gute Ideen. Es drängen sich dabei nur zwei Fragen auf: Warum macht Niersbach das jetzt? Will er sich mit dieser Reformliste selbst in Stellung bringen, um Fifa-Präsident zu werden? Die Antwort lautet: nein. Niersbach hat immer wieder betont, dass der Posten als DFB-Präsident für ihn der Beste der Welt sei. Und so ist der offene Brief kein versteckter Wahlkampf-Auftakt, sondern eher eine Reaktion auf sein Verhalten direkt nach dem Fifa-Kongress in Zürich. Da suchte Niersbach nach Joseph Blatters Wiederwahl plötzlich die Nähe zum Schweizer, den er zuvor noch attackiert hatte. Auch innerhalb des DFB stieß das auf Unverständnis.

Niersbachs Brief ist besonders als Antwort auf diese Kritik zu verstehen. Er will nicht länger als Lavierer dastehen. Und auch wenn er rund um das Champions-League-Finale in Berlin mit vielen Vertretern des europäischen Verbands Uefa sprach, den echten Fifa-Wahlkampf führt derzeit schon Michel Platini. Der Uefa-Präsident traf sich in den vergangenen Tagen mit dem einflussreichen Sportfunktionär Ahmad al Sabah. Der Scheich aus Kuwait könnte dem Franzosen die entscheidenden Stimmen verschaffen, im Hintergrund. Das zählt in der Fußballwelt mehr als offene Briefe.

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