Dr. Dollas Diagnose (139): Was ist ein Schleudertrauma?
Skirennfahrer Felix Neureuther hat sich bei seinem Autounfall ein Schleudertrauma zugezogen. Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla erklärt in seiner aktuellen Kolumne, wie gefährlich eine solche Verletzung ist.
Felix Neureuther trug ein dickes Nackenpolster als er in Sotschi landete. Der Skirennfahrer hatte sich am Freitag bei einem Autounfall auf dem Weg zum Flughafen ein Schleudertrauma sowie eine Zerrung des Bandapparates im Nackenbereich zugezogen und zwei Rippen geprellt. Für den 29-Jährigen steht der Riesenslalom am Mittwoch und der Slalom am Samstag auf dem Programm. Ist ein Start nach einer solchen Verletzung realistisch?
Das Schleudertrauma der Halswirbelsäule ist häufig Folge eines Verkehrsunfalls. Aber auch bei Sportverletzungen kann durch Beschleunigung und Überstreckung der Halswirbelsäule eine Verletzung auftreten. Dabei tritt nach wenigen Stunden eine Verspannung der Schulter-Nacken-Muskulatur auf. Weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Nackenschmerzen aber auch Schwindel und Übelkeit. Viele Verletzte sind nach dem Unfall erschöpft und fühlen sich schwach.
Bei der ärztlichen Untersuchung wird auf eine Druckschmerzhaftigkeit der Wirbelsäule und auf muskuläre Verspannungen untersucht. Weiterhin wird eine genaue neurologische Untersuchung und eine Bewegungsprüfung durchgeführt. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann eine Verletzung der Weichteile und der knöchernen Strukturen darstellen.
Spätfolgen sind nicht zu erwarten
Studien zeigen, dass sich in den meisten Fällen die Beschwerden innerhalb weniger Tage deutlich reduzieren und dann ohne Folgen ausheilen. In nur wenigen Fällen bleiben die körperlichen Beschwerden länger als sechs Monate bestehen. Die Ursache dieser chronischen Entwicklung wird derzeit kontrovers diskutiert.
Die Behandlung des HWS-Schleudertraumas erfolgt durch Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente. Eine Halskrause, wie sie früher oft gegeben wurde, wird nicht empfohlen. Je schneller der Patient zu seiner früheren normalen Beweglichkeit der Halswirbelsäule zurückkehrt, desto besser ist die Prognose. Wünschen wir Herrn Neureuther eine schmerzfreie und erfolgreiche Woche in Sotschi.
Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 50, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union, den Berlin Capitals und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen. Alle Folgen können Sie hier nachlesen. Wenn Sie selbst eine Frage zu einer Sportverletzung an Dr. Dolla haben, schicken Sie uns bitte eine Mail an sport@tagesspiegel.de.