Stürmer verzaubert Borussia Dortmund: Was Erling Haaland so erfolgreich macht
BVB-Stürmer Erling Haaland ist die spektakulärste Attraktion der Bundesliga. Unions Neven Subotic zieht sogar einen interessanten Vergleich heran.
Es war nur ein kurzer Videoeinspieler eine halbe Stunde vor dem Anpfiff und doch ließ er bereits erahnen, was für einen besonderen Spieler sie da in ihren Reihen haben bei Borussia Dortmund. Auf den Anzeigetafeln lief die Top fünf der Tore von Erling Haaland für den BVB und da der norwegische Stürmer zuvor erst knapp 60 Minuten gespielt hatte, war allein die Existenz eines solchen Videos schon außergewöhnlich.
Dass dieser märchenhafte Start bei seinem neuen Verein kein Zufall ist, zeigte Haaland am Samstag beim 5:0 gegen den 1. FC Union dann auch live auf dem Rasen. Mit zwei Toren sowie einer Vorarbeit lieferte er die nächste beeindruckende Leistung und wurde bei seiner Auswechslung enthusiastisch gefeiert. Der Teil der Zuschauer, der bis dahin noch nicht gestanden hatte, erhob sich und besonders die Südtribüne bebte unter dem Applaus der Dortmunder Fans.
Erling Haaland schießt alle 19 Minuten ein Tor
Stadionsprecher Norbert Dickel, früher selbst mal ein respektabler Stürmer, brüllte den Vornamen des neuen norwegischen Torwunders mehrfach in sein Mikrofon. Und immer wieder antworteten die Massen mit dem Nachnamen: Erling! – Haaland! Erling!! – Haaland!! Erling!!! – Haaland!!!
Haaland, gerade mal 19 Jahre alt und Anfang Januar für 20 Millionen Euro aus Salzburg verpflichtet, ist momentan die spektakulärste Attraktion der Bundesliga. In seinen ersten drei Spielen hat er sieben Tore erzielt. An beeindruckenden Statistiken mangelt es angesichts dieses unheimlichen Laufes nicht. Alle 19 Minuten schießt Haaland ein Tor, von seinen acht Schüssen landeten sieben im Netz und dafür benötigte er nur 45 Ballkontakte.
Selbst die Berliner Profis schwankten irgendwo zwischen Anerkennung und Bewunderung. „Ich habe vorher schon die österreichische Liga beobachtet und er hat den Torriecher. Er ist ein hervorragender Fußballer“, sagte Unions Kapitän Christopher Trimmel. Sein Abwehrkollege Neven Subotic zog seine Dortmunder Vergangenheit sogar für einen interessanten Vergleich heran: „Er ist ein Mix aus Lewandowski und Aubameyang.“
Auch wenn Haaland erst zeigen muss, dass er länger auf dem Niveau dieser großen Namen spielen kann, ist der Vergleich beim Blick auf Haalands Spielstil gar nicht so abwegig. Mit seiner Größe von 1,94 Metern und dem für dieses Alter bereits sehr robusten Körper kann der Norweger Bälle mit dem Rücken zum Tor verarbeiten, er hat einen guten ersten Kontakt und weiß im Strafraum genau, wo er stehen muss. Dazu kommt eine enorme Geschwindigkeit, mit der er im Rücken der Abwehr scheinbar mühelos in die Tiefe sprintet.
Seine drei Torbeteiligungen gegen Union dokumentierten diese Qualitäten eindrücklich. Beim 2:0 lief er in vollem Tempo zwischen fünf Berliner Verteidigern an den langen Pfosten und drückte die scharfe Flanke von Julian Brandt ins Tor. Vor dem 3:0 stach er genau im richtigen Moment in die Tiefe und zwang Unions Torwart Rafal Gikiewicz im Eins-gegen-eins zum Foul.
Der trockene Direktschuss bei seinem zweiten Treffer zeugte erneut von Stürmerinstinkt und Gradlinigkeit. „Das ist eine besondere Kombination aus körperlicher Robustheit, feiner Technik und ungeheurem Speed“, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.
Während alle Welt von Haaland schwärmt, wirkt der Stürmer selbst ziemlich unbeeindruckt. In den Katakomben des Westfalenstadions ging er von Kamera zu Kamera, immer höflich, ruhig, nüchtern. Mehr als ein schüchternes Lächeln bekamen selbst die norwegischen Reporter nicht aus ihm heraus.
Außerhalb des Platzes ist Haaland weniger spektakulär
Am Mikrofon ist Haaland weit weniger spektakulär als auf dem Fußballplatz, große Aussagen sind von ihm kaum überliefert. „Wenn wir so weiterspielen, ist der Titel möglich“, sagte Haaland am Samstag und bei einem Rückrundenstart mit drei Siegen und je fünf Toren, ist das eher eine Feststellung als eine forsche Kampfansage an die Konkurrenz aus München, Leipzig sowie Mönchengladbach.
Schon Erling Haalands Vater Alf-Inge war norwegischer Nationalspieler und so ist der Rummel im Profifußball für ihn nichts komplett Neues. Abseits des Rasens lässt sich dennoch erahnen, dass hinter dieser sportlichen Erscheinung auch nur ein 19 Jahre junger Mann steht, der seine erste Saison auf der großen Bühne spielt.
Dass sich diese sonderlich lange im Westfalenstadion befinden wird, ist eher unwahrscheinlich. In seinem Vertrag soll es für den Sommer 2021 eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 75 Millionen Euro geben. Bis dahin kann Erling Haaland sein persönliches Highlight-Video noch weiter ausbauen – bis zu einer Top zehn wird es nicht mehr lange dauern.