Graziano Pellè, Felix Magath, Hulk: Warum wechseln so viele Fußball-Stars nach China?
Mit dem italienischen EM-Star Graziano Pellè wechselt erneut ein prominenter Fußballer nach China. Dort trifft er auf einen alten Bekannten, Felix Magath. Doch woher kommt das Geld?
Viele deutsche Fußball-Fans haben Graziano Pellè noch in Erinnerung, vom Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale gegen Deutschland. Der Stürmer hatte mit einer arroganten Handbewegung einen Heber gegen Manuel Neuer angekündigt, dann aber links am Tor vorbeigeschossen. Eine peinliche Aktion, für die Pellè viel Spott erntete, aber noch lange kein Grund, aus Europa zu fliehen. Denn der italienische Stürmer war mit guten Leistungen und zwei Treffern einer der Stars dieser EM. Dennoch wechselt der 30-Jährige für 15 Millionen Euro Ablöse vom Premier-League-Club FC Southampton nach China.
Ausschlaggebend war wohl ein Gehalt, das Pellè in Europa in dieser Höhe wohl von keinem Klub bekommen hätte: Laut Medienberichten erhält er 40 Millionen Euro in den kommenden zweieinhalb Jahren vom Shandong Luneng Club. Vielleicht ist das stolze Salär auch nur Schmerzensgeld, denn in China trifft er auf einen alten Bekannten: Felix Magath, bekannt als nicht gerade zimperlicher Trainer.
Aber nicht nur Pellè konnte der finanziellen Verlockung nicht widerstehen. Der Italiener ist nicht der einzige bekannte Fußballer, der von Europa zuletzt nach China gewechselt ist. Auch andere prominente Profis wie der bisherige Bremer Anthony Ujah, der frühere Freiburger Papiss Demba Cissé oder der Brasilianer Hulk, der für stolze 56 Millionen nach China geholt wurde, spielen künftig im Reich der Mitte. Im vergangenen Winter wechselten bereits Jackson Martinez von Atletico Madrid und Ramires vom FC Chelsea nach Asien. Woher kommt diese Wanderungsbewegung? Und woher das Geld? Wechseln bald noch mehr Stars nach China, auch aus der Bundesliga?
Die Politik hat ehrgeizige Pläne im Fußball
Zunächst einmal arbeiten mittlerweile viele bekannte Trainer wie der Brasilianer Luiz Felipe Scolari, der Schwede Sven-Göran Eriksson oder der Niederländer Clarence Seedorf in der Chinese Super League und holen Spieler aus Europa nach. Auch Magath. Der frühere Trainer von Bayern München und des VfL Wolfsburg war Anfang Juni zum ehemaligen chinesischen Meister nach Jinan gewechselt. Nach einem Lebenslauf voller Klubstationen hofft der 62-Jährige, im Osten Chinas seinen Platz gefunden zu haben.
Die Qualität der einheimischen Spieler scheint dagegen noch ausbaufähig zu sein, wenn man sieht, dass am ersten Spieltag dieser Saison nur die eingekauften ausländischen Spieler Tore erzielten. Langfristig sollen sie jedenfalls das Niveau heben. Das liegt ganz im Interesse der Klub-Eigentümer. Die reichen Unternehmer, viele aus der Immobilien-Branche, hoffen auf persönliche Vorteile, wenn sie die Linie der großen Politik mittragen. Und die gibt ein großer Fußballfan vor, der chinesische Staatspräsident Xi Jinping persönlich. Er verfolgt einen ehrgeizigen Plan. Jinping will nicht nur bei Olympia Erfolge erzielen, sondern auch im Fußball punkten. Dabei sollen die gut entlohnten ausländischen Spieler helfen.
Doch mittelfristig ist wohl kaum damit zu rechnen, dass die besten Europäer die heimischen Ligen wie die Bundesliga verlassen werden. Dafür ist die sportliche Herausforderung in China, trotz der finanziellen Verlockungen, doch zu gering. So soll Stürmer Salomon Kalou von Hertha BSC im Frühjahr ein Angebot aus China abgelehnt haben.
Antonia Miram