Zukunftsideen des 1. FC Union: Warum Unions Vorstoß gut und hilfreich ist
Der Berliner Zweitligist hat sich Gedanken darüber gemacht, was im deutschen Profi-Fußball anders laufen sollte. Das ist begrüßenswert. Ein Kommentar.
Sportlich läuft es für den 1. FC Union in der Zweiten Liga bestens, Platz zwei nach acht Spielen. Jetzt ist der Klub auch außerhalb des Rasens in die Offensive gegangen. Mit einem sechsseitigen Positionspapier „Kurswechsel für den Profifußball“. Sechs Seiten voller Ideen zu den zweifellos vorhandenen – und teilweise nicht eben kleinen – Problemen. Von einer konfliktreichen aktuellen Situation spricht Union. Die Ideen sind größtenteils nicht neu, aber gut. Und werden nun kompakt präsentiert.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) plant ihrerseits eine Reform, die schnell über die Bühne gehen soll. Da geht es um Strukturen und Organisation. Union geht es um Inhalte. Um die Zukunft des Profi-Fußballs in Deutschland. Dieser stehe am Scheideweg. „Der sportliche Wettbewerb ist vor allem ein wirtschaftlicher geworden“, heißt es im von Präsident Dirk Zingler und Präsidiumsmitglied Oskar Kosche unterzeichneten Schreiben. Und: Der Profifußball entferne sich „von denen die ihn ausmachen – den Menschen“.
Vielfältige Forderungen
Der Forderungskatalog ist vielfältig. Eine Auswahl: Direktes Aufstiegsrecht für alle Meister bis runter zur Regionalliga sowie die Abschaffung von Montagsspielen, Erhalt der 50+1-Regel, mehr Einbindung der aktiven Fans – das dürfte natürlich bei den Anhängern gut ankommen. Außerdem soll auch die Dritte Liga von der DFL organisiert und vermarktet werden. Eine Gehaltsobergrenze soll eingeführt und die Ausbildungsentschädigungen für die Heimatklubs talentierter Nachwuchsspieler drastisch erhöht werden. Und vor allem: Der Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder soll neu gestaltet und die beiden obersten Ligen von 18 auf 20 Vereine aufgestockt werden. Mit dem Ziel, die Chancen der Vereine zu erhöhen, dort reinzukommen.
Nun stellt sich beispielsweise die Frage, ob tatsächlich eine Aufstockung nötig ist, oder ob es nicht schon reichen würde, den sicheren dritten Aufstiegsplatz wieder einzuführen und die – aus Vermarktungsgründen sehr viel interessantere – Relegation zu streichen. Zudem wird sich die Begeisterung der in Europa tätigen Bundesligisten über noch mehr Spiele in Grenzen halten. Aber so ist das mit Ideen: Sie werden diskutiert, nicht jeder wird inhaltlich mitgehen. Nicht alles wird umgesetzt. Kurzfristig vermutlich sogar eher wenig bis nichts.
Das Schriftstück wird daher kaum im Handumdrehen die Probleme lösen. Das nimmt der Klub selbstverständlich auch nicht für sich in Anspruch. Aber schon eine richtige Diskussion dazu wäre hilfreich. Denn sie ist überfällig.
Sebastian Schlichting