zum Hauptinhalt
Die Spieler von RB München feiern die Meisterschaft.
© dpa

Deutscher Eishockeymeister: Warum Red Bull München nicht zu stoppen ist

Kein Trainer war in der DEL jemals so erfolgreich wie Don Jackson. Doch er hat in München auch die besten Bedingungen - und wird auch künftig Meister werden.

Im Moment des größtmöglichen Erfolges wirkt der baumlange Kerl oft sehr weich. Am späten Sonntagnachmittag in der Münchner Olympia-Eishalle hatte Don Jackson gerade mit seiner Mannschaft RB München zum zweiten Mal in Folge die deutsche Eishockeymeisterschaft gewonnen. Don Jackson mutierte kurz zum Bäumchen. Während seine Spieler jubelnd mit dem Pokal ihre Runden auf dem Eis drehten, flüsterte der Mann mit dem fast kahlen Kopf: "Es ist sehr emotional, ich habe wieder Tränen in den Augen. Ich freue mich für jeden Einzelnen und bin einfach nur stolz auf meine Mannschaft. Es war wie immer sehr schwer und wir sind einfach nur froh, es geschafft zu haben."

Das mit der Ergriffenheit ging in Ordnung, dem Mensch Jackson nimmt man so etwas ab. Erzählen ja auch seine Spieler gerne, dass bei dem einst knallharten Weltklasse-Eishockeyverteidiger immer alles ganz menschlich abgeht hinter den Kulissen. „Don ist der beste Trainer, den ich je hatte“, sagt etwa Deron Quint. Der Verteidiger aus Jacksons Mannschaft war allerdings in der Finalserie gegen die Grizzlys Wolfsburg verletzt und holte nach dem Spiel in Trainingshose seine Medaille ab. „Bei Donni kommt zuerst der Mensch, dann erst der Spieler“, sagt Quint.

Neun aus Zwölf

Und immer kommt der „Donni“, der Trainer Jackson wieder oben an. Seine Bilanz ist geradezu erschütternd gut: Sieben Mal hat der US-Amerikaner in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als Cheftrainer ein Team zum Titel geführt, München in drei Jahren nun zum zweiten Mal. Davor wurde er mit den Eisbären Berlin ins sechs Jahren fünf Mal Meister, genau genommen sogar sechs Mal – denn 2005 beim ersten Berliner Titel war Jackson Co-Trainer unter Pierre Pagé.

Andersrum formuliert: Von zwölf DEL-Spielzeiten hat Jackson neun im Finale und acht mit dem Titel beendet. Das schafft ein Trainer nicht nur mit Menschlichkeit, sondern auch mit Fachwissen und Strategie: Jackson weiß eben welche Spieler zusammenpassen und wem er vertrauen kann. Etliche seiner Profis kennt er seit Jahren, seine Münchner Spieler Mads Christensen, Richie Regehr und Quint wurden mit ihm schon in Berlin Meister.

An Jackson, dem DEL-Rekordmeistertrainer, kommt eben keiner vorbei. Auch nicht Pavel Gross, der findige Coach der Grizzlys Wolfsburg, der am Sonntag in München zum dritten Mal eine Finalserie gegen Jackson verlor – diesmal 1:4. Damit hatte Gross immerhin mal ein Spiel gegen den Mann aus Minnesota gewonnen. Gross sagte nach dem letzten Finalspiel am Sonntag, in dem sein Team chancenlos 0:4 unterging, mit zittriger Stimme:. „Die ganze Liga hat akzeptiert, dass München die beste Mannschaft hat und Don Jackson der beste Coach in der Liga ist.“

Beides stimmt, allerdings wurde der beste Coach auch dahin geholt, wo die besten Bedingungen sind. Spieler entwickeln, wie etwa ein Pavel Gross in Wolfsburg, muss Jackson nicht. Er bekam und bekommt in München seine Wunschprofis, der österreichische Getränkeriese Red Bull investiert viel in sein Eishockeyprojekt, das in ein paar Jahren in einer neu errichteten Großarena voll erblühen soll.

Kaum zu schlagen

Wer kann das Team, das in dieser Saison trotz etwas fahriger Hauptrunde Hauptrundenerster geworden ist, bis dahin schlagen? An sich keiner, denn München hat eben die beste und teuerste Mannschaft. Der Klub würde seinem Personal Preise zahlen, bei denen die Konkurrenz nicht mithalten könne und wolle, sagte kürzlich ein hochrangiger Mitarbeiter des Eigners der Eisbären Berlin, die ihren Status als Serienmeiste längst an München abgegeben haben.

München hat mit Jackson in den Play-offs nur 14 von 21 möglichen Spielen bis zum Titel gebraucht. Die beiden knappen Niederlagen gegen Berlin und Wolfsburg waren entschuldbare Betriebsunfälle, die Konkurrenz hatte keine Chance. Genauso wie dieses DEL-Finale keine Chance hatte, von der breiten Öffentlichkeit verfolgt zu werden. Die Ligakonkurrenz hatte diese Finalserie nicht unbedingt goutiert und schon gar nicht zum zweiten Mal in Folge.

Wolfsburg, das Team mit den wenigen Fans und München, die Red-Bull-Retorte an dem Standort, an dem die Eishockeyklubs schon häufig Meister wurden, die Stadt sich aber trotzdem allein für ihre großen Fußballklubs interessiert. So ein muckeliges Duell München gegen Wolfsburg hat nichts mit dem zu tun, was sich etwa abspielt, wenn sich Klubs wie Köln, Berlin, Düsseldorf oder Mannheim vor fünfstelligen Kulissen und viel Herzblut ihrer Fans in einer Finalserie treffen.

Als die zweite Auflage dieser trostlosen Finalpaarung amtlich war, sagte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nur: „Ich sage dazu nichts.“ Damit hatte Tripcke alles gesagt. In Wolfsburg spielen sie zwar taktisch sehr gutes Eishockey, aber sehen will das kaum einer. 2688 Zuschauer niedrig war der Schnitt in der Hauptrunde, damit lägen die Grizzlys in der Zweiten Liga im gehobenen Mittelfeld, hinter Klubs wie Bietigheim oder Dresden. Aber in München, dort drängelten sich am Sonntag wieder 6000 Menschen in die kleine Halle, haben sie ja Großes im Visier. Und bis die neue Arena in zwei Jahren dann steht, werden sich noch ein paar Titel und vielleicht auch Fans dazukommen: Für Don Jackson und Red Bull, den neuen Giganten im deutschen Klubeishockey.

Alles zu den Eisbären und den DEL-Playoffs lesen Sie in unserem Eisbären-Blog.

Zur Startseite