Fußball-Geschichte: Warum Peru Weltmeister ist
In der Nacht auf Mittwoch hat Peru im Spiel gegen Schottland seinen WM-Titel erfolgreich verteidigt. Richtig, im Fußball - wenn auch nur inoffiziell.
Als der Titel verteidigt war, griff Ricardo Gareca zur Flasche. Nein, es gab keinen Champagner, nicht mal Pisco, das peruanische Nationalgetränk. Gareca hob seine Mineralwasserflasche, prostete seinem schottischen Trainerkollegen zu und das war es auch schon mit den Feierlichkeiten. 2:0 siegte Perus Nationalmannschaft in der Nacht auf Mittwoch im ausverkauften Estadio Nacional von Lima über Schottland. Was für ein schönes Abschiedsgeschenk für die Fans vor der Abreise nach Russland, und außerdem bleiben die Peruaner damit Weltmeister.
Fußball-Weltmeister? Aber gewiss! Nicht nach Version der Fifa, aber das muss ja in diesen Tagen nicht von Nachteil sein. Peru ist Unofficial World Champion. Dieser Titel wird gemäß seiner Definition nicht offiziell vergeben und ist doch allgegenwärtig bei Statistik-Nerds auf dem ganzen Globus. Tausende von ihnen dürften in der vergangenen Nacht vor dem Computer gesessen haben, auf der Suche nach einem halbwegs stabilen Videostream.
Georgien war schon inoffizieller Weltmeister, Nordkorea oder Thailand, natürlich auch das Establishment aus Argentinien, Brasilien, Deutschland. Und Österreich, sogar der erste außerhalb der britischen Inseln. Der 11-Freunde-Autor Uli Hesse hat ein Buch darüber geschrieben, es heißt „Wie Österreich Weltmeister wurde“, eine Hommage an die Vergangenheit und an alle, die den Fußball lieben.
Auch Nordkorea war schon Unofficial World Champion
Das mit der inoffiziellen WM ist eine theoretische Spielerei, aber sie folgt klaren Regeln und geht sehr viel weiter zurück als bis zum ersten Fifa-Championat 1930 in Uruguay. Grundlage ist das erste Länderspiel überhaupt, 1872 zwischen England und Schottland. Der Sieger war der erste Weltmeister. Weil aber das Spiel unentschieden endete, wurde der Titel erst ein Jahr später an die Engländer vergeben, nach einem 4:2 in London über die Schotten. Seitdem funktioniert das wie beim Profiboxen: Wer den Weltmeister besiegt, ist neuer Weltmeister, bei einem Unentschieden regiert der alte Souverän weiter. Zur letzten Fifa-WM in Brasilien reiste Uruguay als Champion an, gab den Titel aber gleich an die Costa Ricaner ab, die ihn über die Niederländer an die Argentinier weiterreichten, bis Deutschland im Finale von Rio beide Titel vereinigte.
Gewertet werden nur A-Länderspiele, was die Gralshüter vom Verband „Unofficial Football World Championships“ bei der jüngsten Titelverteidigung doch vor einige Probleme stellte. Die Schotten boten in Lima gleich sieben Debütanten auf, das ist haarscharf an der Grenze zur B-Mannschaft. Dank der Tore der Peruaner Christian Cueva und Jefferson Farfan blieb das ein theoretisches Problem. Die nächste Titelverteidigung steht am Sonntag in Sankt Gallen an, wo Saudi Arabien die Peruaner herausfordert. Womit schon mal sichergestellt ist, dass der inoffizielle Weltmeister auch bei der offiziellen WM in Russland antreten wird.
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