Mutlose Weltfußballer-Wahl: Warum Lionel Messi nicht der beste Fußballer der Welt ist
Virgil van Dijk nicht zum Weltfußballer zu wählen, ist mutlos. Und legt den Schluss nahe, dass es noch immer primär auf Tore ankommt. Ein Kommentar.
Es muss sich mehr wie ein Trostpreis angefühlt haben für Virgil van Dijk. Der Abwehrchef des FC Liverpool, der vor wenigen Wochen schon zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde, hielt den Preis als einer der besten Verteidiger der Welt in den Händen – und hatte nur ein müdes Lächeln übrig. Warum? Weil es keine andere Wahl als ihn hätte geben können. Und warum noch? Weil es auch für die Wahl zum Weltfußballer keine andere Wahl als ihn hätte geben dürfen.
So wurde es mal wieder Lionel Messi, zum sechsten Mal. Ja, der Argentinier in Diensten des FC Barcelona schoss mal wieder über 50 Tore und seinen katalanischen Klub damit zur spanischen Meisterschaft. Bei der Copa América scheiterte er allerdings mit Argentinien einmal mehr genauso krachend wie in der Champions League mit Barca. Gegen wen? Genau richtig: Virgil van Dijk.
Er war neben Mohamed Salah und Welttorhüter Alisson Becker der Hauptgrund dafür, weshalb der am Montagabend in Mailand als Welttrainer ausgezeichnete Jürgen Klopp zum ersten Mal den Henkelpott in die Höhe recken durfte. Er galt als Favorit auf den begehrten Preis, nicht nur bei den Buchmachern.
Van Dijk hat das Abwehrspiel mit seiner Mischung aus Robustheit, Schnelligkeit und ungemeiner Kopfballstärke ein Stück weit revolutioniert. Ihn nicht zu wählen, ist mutlos. Und legt einmal mehr den Schluss nahe, dass das Werk des besten Fußballers der Welt vor allen Dingen an Toren gemessen wird. Und davon hat der Niederländern nun mal nicht so viele wie Messi und Cristiano Ronaldo geschossen, der Dritter wurde.
Das wiederum war im vergangenen Jahr nicht so wichtig, als Luka Modric die Auszeichnung – als Kapitän der kroatischen Vize-Weltmeistermannschaft – erhielt. War es nun also mal wieder Zeit für Messi oder Ronaldo? Es kann ja schließlich nicht sein, dass die beiden, die den Fußballer dieses Jahrzehnts so maßgeblich prägen, ein zweites Mal für einen zweiten oder dritten Preis zur Verleihung reisen. Wobei Ronaldo in Mailand nicht einmal zugegen war, weil er wohl schon wusste, dass er keine Chance haben würde. Weil der Fußballerspieler, der den Fußball in diesem Jahr maßgeblich geprägt hat, ein Niederländer ist.