Unser Blog zum Bundesliga-Wochenende: Warum die Strafe für Johannes Geis angemessen ist
Heute in unserem Blog: Huub Stevens ist neuer Trainer in Hoffenheim. Mitchell Weiser soll der Nachfolger von Philipp Lahm werden. Und: Johannes Geis erhält eine angemessene Strafe.
Ich mache es kurz: Das war's für heute mit dem Bundesliga-Blog. Danke fürs Lesen und die Interaktion! Nächste Woche sind wir wieder mit dem Neuesten aus dem seichten, aber doch spannenden Bundesligabetrieb für Sie da. Bleiben Sie uns gewogen.
Warum die Strafe für Johannes Geis angemessen ist
Ich lese gerade häufig: "Harte Strafe für Johannes Geis." Derlei Überschriften haben sich leider eingebürgert. Wer länger als zwei Wochen gesperrt wird oder mehr als 10.000 Euro Strafe zahlen muss, der wird häufig "hart bestraft", manchmal wird dem Übeltäter in den Überschriften sogar eine "drakonische Strafe" beigemessen. Die Sache ist oft, dass die vermeintliche Härte der Strafe nicht in Relation zum Vergehen gesetzt wird. So, finde ich jedenfalls, ist das auch im Falle von Johannes Geis.
Nach seinem brutalen Foul gegen den Mönchengladbacher André Hahn ist Geis von sofort an für fünf Spiele gesperrt und darf auch im DFB-Pokal nicht antreten. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes hat den Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen rohen Spiels zudem mit einer Geldstrafe von 15.000 Euro belegt, wie der Verband am Montag mitteilte.
Nun hat sich Geis glaubhaft als reuiger Sünder erwiesen. Dennoch, finde ich, ist die Strafe nicht "hart", sondern angemessen. Ob die Aktion bewusst oder unbewusst war, will und kann ich nicht beurteilen. Das weiß nur Johannes Geis. Wenn das alles unbewusst war, dann war es zumindest grob fahrlässig, wie er André Hahn das Knie durchtrat. Fünf Spiele Sperre sind dafür meines Erachtens, wie gesagt, absolut gerechtfertigt.
"Nur meine Frau war nicht so begeistert"
Huub Stevens ist seit wenigen Sekunden offiziell im Amt - und hat dem Kölner "Express" schon ein Interview gegeben. „Die Saison ist noch lang, daher mache ich mir keine Sorgen um den Klassenerhalt“, sagte er. Stevens startet mit Hoffenheim am Samstag mit einem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln. „Dass ich meinen Einstand ausgerechnet bei meinem Ex-Klub in Köln feiere, ist natürlich besonders speziell. Ich freue mich auf die Aufgabe, nur meine Frau ist nicht ganz so begeistert. Aber die kennt mich und weiß, dass es mich wieder juckt“, sagte Stevens. „Ich denke, es passt zwischen mir und Hoffenheim. Bei der Mannschaft scheint es derzeit eine Blockade zu geben. Ich werde nun versuchen, eine bestimmte Lockerheit in die Truppe zu bekommen“, kündigte er an.
Was wird aus Stevens' Beraterfunktion bei Schalke 04?
Ich denke, nicht nur ich bin überrascht von der Meldung, dass Stevens nun die TSG trainiert. Der 61-Jährige sitzt oder - jetzt wahrscheinlich - saß in einem neu geschaffenen sportlichen Beirat von Schalke 04. Das war kurzerhand als Kriseninstrument nach der verpatzten vergangenen Spielzeit bei Schalke 04 ins Leben gerufen worden. Gemeinsam mit ehemaligen Spielern wie Mike Büskens oder Ebbe Sand sollte Stevens das Kontrollgremium des Klubs beraten.
Mir entzieht es sich ehrlich gesagt der Kenntnis, inwiefern sie bei Schalke 04 die Meinung der alten Helden einholten oder inwieweit das ganze doch nur dem Zwecke diente, die enttäuschten Fans milde zu stimmen. Für Stevens war die Aufgabe offenbar nicht erfüllend genug. Der alte Mann will es noch einmal wissen. Ich finde das gut. Wir haben in der Redaktion gerade überlegt, und ja, er ist der letzte seiner Art. Vom Alter her, aber auch von allem anderen - wie auch dieses Interview deutlich macht.
TSG Hoffenheim bestätigt: Stevens folgt auf Gisdol
Und schon hat die TSG Hoffenheim die Meldung bestätigt: "Die Bundesliga-Mannschaft der TSG wird künftig von Huub Stevens trainiert. Der Niederländer übernimmt die Position von Markus Gisdol (46), der heute ebenso wie die beiden Co-Trainer Frank Kaspari und Frank Fröhling freigestellt wurde. Stevens erhält einen bis zum 30. Juni 2016 datierten Vertrag", heißt es auf der Homepage des Klubs.
"Natürlich ist uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen“, wird TSG-Direktor Profifußball Alexander Rosen zitiert. Mit Trainer Gisdol gemeinsam erlebte erfolgreiche Zeiten dürften auch nicht den Blick auf die aktuellen Realitäten verstellen, so Rosen darin weiter.
Warum das Gisdol-Aus zum VfB-Problem werden könnte
Sollte Huub Stevens wirklich Nachfolger von Markus Gisdol werden, hätte vor allem der VfB Stuttgart ein Problem. Inzwischen wissen sie in Stuttgart, dass, wenn nichts läuft, sie immer diesen alten Niederländer holen können. In den vergangenen Jahren hat das immer wunderbar geklappt. Deshalb werden sie dort auch den bisherigen Saisonverlauf noch relativ entspannt verfolgt haben, obwohl ziemlich viel schief läuft, rein ergebnistechnisch. Alexander Zorniger ist ein Spektakeltrainer. Nur bringt das bisher kaum Punkte. Mit Huub Stevens verhält es sich da eher umgekehrt, er verzichtet auf Spektakel und holt dafür Punkte.
Markus Gisdol offenbar nicht mehr länger Trainer in Sinsheim
Ich tippe mal schwer, dass noch der Vorschlag von dem einen oder anderen Leser dieses Blogs unterbreitet wird, Klubs wie1899 Hoffenheim in der Liga nicht mehr zuzulassen. Dabei ruft gerade ein Verein wie Hoffenheim so viele Emotionen hervor. Jetzt gibt es Neues aus Sinsheim: Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur und Sky News HD hat sich Hoffenheim von seinem Trainer Markus Gisdol getrennt. Nachfolger soll der Niederländer Huub Stevens werden, der zuletzt den VfB Stuttgart zweimal vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga gerettet hatte. Von den Hoffenheimern gab es vorerst keine Bestätigung, sie verwiesen auf eine geplante Pressemitteilung am Nachmittag. Mehr dazu also später.
Fußballschuhe in Pink verbieten
Auch der Leser Autoreifenkeks hat ein paar Vorschläge, für welche Zwecke man die DFL schmieren sollte, wenn man es könnte:
Er schreibt: Ich würde so schmieren wollen, dass ... ... Bayern München mit 15 Minuspunkten in jede Saison startet (20 sind zu viel) ... jedes Spiel mit dem Stand von 0-2 gegen Bayern angepfiffen wird ... Punkte und Tore gegen Bayern doppelt gewertet werden ... ein offizieller Titel "Bundesligavizemeister" eingeführt wird ... in allen Stadien Bier und Bratwurst für jeweils einen Euro verkauft werden müssen ... Stadien-Namen, die Sponsoren enthalten, verboten werden ... Fußballschuhe in Pink verboten werden ... der HSV endlich mal den Abstieg schafft ... Gladbach endlich mal wieder Meister wird
Eine kleine Presseschau
Gucken wir mal, was die anderen schreiben. Die "Süddeutsche Zeitung" hat ihre Zentrale in München und interessiert sich deshalb sehr für den FC Bayern München. Der hat am Wochenende gegen Köln seinen 1000. Sieg eingefahren. Die große Frage bei den Bayern ist, ob Pep Guardiola auch nach der Saison Trainer in München bleibt. Benedikt Warmbrunn schreibt, dass "aus Guardiolas Umfeld bisher lediglich zu hören ist, dass es nichts zu hören gibt; der Katalane hat anscheinend wirklich noch nicht entschieden, was er vom Sommer 2016 an machen wird- er könne sich aber ein weiteres Jahr in München gut vorstellen."
Milan Pavlovic befasst sich in der "SZ" mit dem VfB Stuttgart, der weiter damit macht, Spiele zu verlieren, die er eigentlich gewinnen müsste.
Die "Bild" feiert mit Hertha, fragte bei Matchwinner Mitchell Weiser nach. Und wie! "Frage" "Bild"-Zeitung: "Platz 5 nach 10 Spielen - das kann kein Zufall sein... ." Antwort Weiser: "Nein, das ist auch kein Zufall. Wir gucken aber weiter von Spiel zu Spiel."
Auch die "Berliner Morgenpost" ist ganz begeistert von Hertha und von Mitchell Weiser. Sie geht sogar so weit und fragt, ob Weiser der Nachfolger von Philipp Lahm wird. Selbst Hertha-Enthusiasten würden solch eine Frage eher nicht stellen. Aber nach der fußballerischen Tristesse in den vergangenen Jahren in der Hauptstadt sei den Berlinern, auch der Presse, der Erfolg gegönnt.
Transferfonds - ein bisschen Sozialismus für die Bundesliga
Der Leser Bantmut hat meine Idee aufgegriffen und einen Vorschlag, wie man die Liga besser machen könnte: "Von jedem Spielertransfer gehen zehn Prozent in einen Fonds. Der wird am Saisonende in umgekehrter Reihenfolge an die Ligavereine ausgezahlt, also wer am wenigsten einzahlt, bekommt das meiste raus; wer das meiste einzahlt, bekommt nix. Ein bisschen Sozialismus könnte die Chancenverteilung im Profifußball vielleicht verbessern. Und natürlich werden auch alle Gelder aus europäischen Wettbewerben auf alle Ligaklubs verteilt."
Hertha auf Europapokalplatz
Wenn ich die DFL schmieren könnte, würde ich mir vielleicht auch mal Europapokal-Fußball in der Hauptstadt kaufen. Aber vielleicht ist das gar nicht nötig. Hertha BSC spielt erstaunlich gut. Mein Kollege Christoph Dach hat die für viele überraschende Situation analysiert.
Ein Foul wie aus einem überladenen Actionfilm
Ein überladener Actionfilm ist nicht selten auch ein brutaler Actionfilm. Mein Kollege Stefan Hermanns hat sich das Spiel in Mönchengladbach angesehen und ein Foul von "erstaunlicher Brutalität" ausgemacht. Mit der offenen Sohle war Geis seinem Gegenspieler auf das Knie seines Standbeins gesprungen. Hahn zog sich beim 3:1-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Schalke 04 eine Fraktur des Schienbeinkopfes und einen Riss des Außenmeniskus im linken Knie zu. Er wird heute operiert und lange ausfallen. Johannes Geis hat sich gestern nach der Telefonnummer von Hahn erkundigt und sich auch schon auf Facebook bei dem Gladbacher Spieler entschuldigt. "Ich kann gar nicht in Worte fassen, was heute passiert ist." Er habe Hahn in der Situation nicht richtig gesehen und dessen Bewegungen falsch eingeschätzt, schrieb er. "Die Gesundheit aller Spieler ist mir sehr wichtig."
Forderung: 20 Punkte Abzug für die Bayern
Angesichts der Tabellensituation in dieser wie in der vergangenen Saison wäre mein Vorschlag zum Beispiel: Die Bayern müssen mit einem Minus von 20 Punkten starten. Das Vergehen ist ja bekannt: Zu viel Umsatz, zu gute Spieler, viel zu viele Punkte, gefühlt Meister nach drei Spieltagen, rechnerisch Meister nach wahrscheinlich 23 Spieltagen. Zweitens würde ich monetäre Obergrenzen einführen. Für alles. Für Tickets (bis maximal 20 Euro), Spieler (lassen wir es bis eine Million Euro sein), Spielerberater (lassen wir es eine warme Mahlzeit am Tag sein).
Also ich würde gerne alles ein bisschen zurückdrehen, in eine andere Zeit, als die Bayern schon die besten, aber noch nicht die völlig konkurrenzlosen waren, als ein Millionentransfer noch ein Millionentransfer und kein 80-Millionentransfer war, als das Spiel auch mal seine Ruhepausen hatte. Ich bin da ganz ehrlich: Mir geht das alles zu schnell, die Dribblings von Douglas Costa, die Pässe von Thiago oder die Sprints von Pierre-Emerick Aubameyang. Mir hat früher auch das Kontemplative am Fußball gefallen, Ballstafetten in die Horizontale, auch ab und zu mal ein Rückpass war nicht verkehrt. Heute aber ist so ein Spiel meist wie ein überladener Actionfilm, finde ich.
Sie können sich jetzt gerne beschweren oder - noch besser - unsere Kommentarfunktion nutzen und Gegenvorschläge unterbreiten.
Wenn ich die DFL schmieren könnte, dann...
Die Bundesliga geht in diesen Tagen etwas unter. Es geht mehr um das Sommermärchen, das in Wirklichkeit gar keines gewesen sein soll, es geht um schwarze Kassen, um Wolfgang Niersbach oder um Franz Beckenbauer. Nicht aber um, sagen wir, Pep Guardiola, Markus Gisdol oder Pierre-Michel Lasogga. Das regt viele Fußball-Fans auf. Fußball, das war und ist immer noch für viele vor der Glotze abhängen, Sportschau gucken, hoffen, dass die Bayern verlieren, hoffen, dass der Lieblingsverein gewinnt, sich über Fehlentscheidungen aufregen oder freuen. Und dann erst die ganzen Emotionen durch Fouls etwa oder Fans. Interessant ist auch das Spiel nach dem Spiel, die Trainerdiskussionen, die Statistiken. Alles seichte Kost, diese Daily Soap Bundesliga.
Jetzt aber spricht jeder nur über den DFB, die Fifa, Komitees, Geldströme. Kein Mensch blickt mehr durch. Nicht einmal mehr DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Zumindest tut er so. Ich möchte nun nicht auf Details und bereits Bekanntes eingehen. Es ist, wie gesagt, kompliziert und mir ist es auch zuwider. Denn vereinfacht gesprochen geht es eben darum, dass bisher ein wahnsinnig ertragreiches Produkt (Fußball-WM) von wenigen Akteuren vertrieben wurde, die keiner Kontrolle unterlagen und sich die Taschen vollmachten.
Mich ärgert so etwas, weil gerade die alten Männer der Fifa nach außen immer so sehr auf Werte und Fußballfamilie gemacht haben. Dabei haben viele von ihnen nicht an die große Fußballfamilie, sondern nur an sich selbst gedacht. Deswegen will ich mich jetzt nicht länger damit aufhalten und lieber wieder in den seichten Bundesligabetrieb wechseln, die Heldengeschichten, Fehlentscheidungen, Dramen oder Trainerdiskussionen, die der 10. Spieltag zutage gefördert hat, hier noch einmal aufwärmen.
Bevor ich das tue, habe ich mir einen kleinen Gag zum Einstieg überlegt. Ich habe mir nämlich gedacht, dass ja auch die Bundesliga ein wahnsinnig ertragreiches Produkt ist. Vermarktet und organisiert wird die Liga von der DFL. Da habe ich mich gefragt, und das möchte ich nun auch Sie fragen: Wenn Sie die DFL schmieren könnten, was würden Sie einfordern?