Ironman auf Hawaii: Warum die deutschen Triathleten so stark sind
Beim Ironman auf Hawaii stehen bei den Männern drei Deutsche auf dem Podest. Die Erklärung dafür liegt nicht unbedingt in urdeutschen Tugenden. Ein Kommentar.
Im Zielraum war Jan Frodeno der glücklichste Mensch der Welt und wähnte sich im Paradies. Aber um dort anzukommen, musste er durch die Hölle gehen. Die Hölle waren 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Rad sowie zu guter Letzt ein Marathon über 42,2 Kilometer. Es gibt kaum einen härteren sportlichen Wettkampf als den Ironman auf Hawaii. Und Jan Frodeno hat ihn zum zweiten Mal in Folge gewonnen.
Das allein ist schon bemerkenswert, aber viel bemerkenswerter ist die Tatsache, dass Sebastian Kienle als Zweiter und Patrick Lange als Dritter ins Ziel liefen. Das gute Abschneiden deutscher Triathleten auf Hawaii hat dabei ohnehin Tradition. Aber woher kommt’s?
Starke Diskrepanz zwischen Olympia und Ironman
Konservative Sportsoziologen würden die deutschen Erfolge beim Ironman auf urdeutsche Tugenden zurückführen, auf Willens- und Kampfkraft etwa. Tugenden, wie man sie bis vor etwa zehn Jahren auch noch der deutschen Fußballnationalmannschaft zuschrieb. Nun muss diese These nicht komplett falsch sein, doch allein mit Willen erreicht man nicht viel beim Ironman. Es geht im Wesentlichen darum, den stetigen Grenzbereich bestmöglich zu bewältigen. Und das wiederum klappt nur dann, wenn der Triathlet auch die kleinsten Signale seines Körpers richtig zu deuten vermag und dann zum Beispiel das Tempo an der richtigen Stelle herausnimmt.
Eine Ursache für die starken Leistungen auf Hawaii könnte auch sein, dass sich deutsche Triathleten wie Frodeno oder Kienle in sehr kleinen Teams vorbereiten, fernab von den Zwängen der Sportverbände hierzulande. Dies dürfte auch die starke Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der deutschen Triathleten bei Olympia (keine Medaille) und denen auf Hawaii erklären. Offenbar lernt der Einzelgänger das Hineinhorchen in seinen Körper am besten.