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Klarer Sieger. Jockey Andrasch Starke gewann auf Rubaiyat.
© Andreas Gora/dpa

Saison-Auftakt in Hoppegarten: Warum die Corona-Stille für die Rennpferde gut ist

Der Saisonauftakt verläuft in Hoppegarten surreal, weil die Zuschauer fehlen. Der Leistung der Pferde ist dies aber nicht abträglich.

Er gehört einfach zum Galoppsport dazu: der zunehmende Geräuschpegel unter den Zuschauern, auch als Roar bekannt, wenn es auf die Zielgerade geht und die Entscheidung unmittelbar bevorsteht. Wichtige Rennen ohne Zuschauer und damit stimmungsvolle Kulisse, verbunden mit der Freude oder Enttäuschung beim Blick auf den Wettschein – eigentlich undenkbar. Jedenfalls bevor die Coronavirus-Pandemie kam. Am Sonntag zum Auftakt der neuen Saison in Hoppegarten, einen Monat später als ursprünglich geplant, war es aber genau so.

Für Besitzer und Trainer sind solche Veranstaltungen eher mit einem Trainingsrennen zu vergleichen, allerdings unter Wettkampfbedingungen. Zwölf größtenteils gut besetzte Rennen fanden statt. Die starken Teilnehmerfelder erklären sich dadurch, dass der Renntag in Hoppegarten erst der vierte während der Coronavirus-Krise war.

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Die Preisgelder waren halbiert worden, doch 50 Prozent der normalen Gewinnsumme sind immer noch besser als gar keine Einnahmen. Gerade die kleineren Besitzer und Züchter sind darauf angewiesen. Ein längerer Ausfall – national wie auch international – geht an die existentielle Substanz des Rennsports. Geisterrennen sind daher ein aus der Not geborener Kompromiss, der buchstäblich zum Überleben des Turfs und zur Leistungseinschätzung der Vollblüter beiträgt.

Nur 230 unbedingt notwendige Aktive, Funktionäre und Dienstleister konnten vor Ort sein. Keinen leichten Job hatten dabei die Jockeys bei Geschwindigkeiten von 60 Kilometern pro Stunde und mit Mundschutz. „Das ist schon unangenehm für uns. Wir sind am improvisieren“, sagte Jockey Filip Minarik.

Doch so eigenartig und gespenstisch die Atmosphäre für den Betrachter auch wirken mag, für die Rennpferde können diese Bedingungen durchaus vorteilhaft sein: keine lästigen Zwischentöne, dafür wohltuende Ruhe, alles mit einem vorher unbekannten Sicherheitsabstand zwischen Mensch und Tier sowie von Mensch zu Mensch.

Die Zuschauer hatten nur den Livestream

Im Fokus standen die besten dreijährigen Vollblüter. Im Dr. Busch-Memorial, einer Grand-Prix-Prüfung der Gruppe III, gingen sieben Hengste an den Start der Derby-Vorprüfung, darunter der bis dahin ungeschlagene Rubaiyat als großer Favorit. Auf der 1600-Meter-Distanz wurde er seiner Stellung gerecht, übernahm eingangs der Zielgeraden das Kommando und gab die Führung bis zum Zielpfosten nicht mehr ab.

Es war eine starke Vorstellung: Denn unter dem erfolgreichsten deutschen Jockey Andrasch Starke baute er seine Führung noch aus und verwies Zavaro mit Lukas Delozier und Fearless King (Rene Piechulek) sicher auf die Plätze. Es war der fünfte Sieg beim fünften Start des von Trainer Henk Grewe für den Besitzer Darius Racing trainierten Hengstes, der sein Siegkonto damit um 16 000 Euro aufstocken konnte.

Auch Jockey Starke war jedenfalls zufrieden: „Es lief sehr gut für mich, auch wenn ich in der Zielgeraden kurz meinen Bügel verloren hatte. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden Bedingungen und des erstklassigen Geläufs in Hoppegarten habe ich sicher gewonnen.“

Insgesamt konnte der Veranstalter mit der Resonanz auf den Renntag zufrieden sein. Diese wurde natürlich anders gemessen als sonst: nicht durch abgesetzte Eintrittskarten, sondern über die Zugriffe auf die kostenfreie Übertragung im Internet. Aber es bleibt die Erkenntnis: Galopprennen ohne Zuschauer sind wie die Suppe ohne das Salz.

Ulrich Nickesen

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