zum Hauptinhalt
Unglücklich. Bremens Davy Klaassen (l.) hat Gesprächsbedarf mit Schiedsrichter Daniel Siebert.
© Carmen Jaspersen/dpa

Umstrittener Elfmeter für Bayern München: Warum der Schiedsrichter den Videobeweis nicht nutzte

Der Berliner Daniel Siebert gab rund um den Elfmeter beim Pokalspiel in Bremen eine unglückliche Figur ab. Und war doch machtlos. Ein Kommentar.

Es war die Aufregerszene des DFB-Pokalhalbfinals zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München: Kingsley Coman zieht an Bremens Verteidiger Theodor Gebre Selassie vorbei in den Strafraum, wird von diesem leicht an der Hüfte berührt und geht zu Boden. Ein Pfiff ertönt, wo man hinschaut fragende Bremer Gesichter. Daniel Siebert aus Berlin zeigte sofort auf den Punkt. Und genau das war sein Problem.

Die Schiedsrichter müssen in einem Fußballspiel hunderte Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden treffen. Viel Zeit bleibt da nicht. Bei einem Allerweltsfoul im Mittelfeld oder einem taktischen Foul fällt ihnen das auch meist nicht schwer. Und wenn sie doch mal danebenliegen, ist das Echo der Entscheidung nicht groß. Nicht aber, wenn es kurz vor Schluss in einem Spiel, in dem es um den Einzug in ein Finale geht, passiert. Wie in Bremen.

Auch dort traf Siebert in ein bis zwei Sekunden eine Entscheidung. Eine sehr umstrittene wie folgenschwere. Der Berliner wäre mit Sicherheit besser beraten gewesen, ein bisschen zu warten. Warten wird zwar oft als Schwäche des Schiedsrichters gesehen. In diesem Spiel, beim Stand von 2:2, hätte aber wohl jeder Verständnis dafür gehabt. Er muss sich ziemlich sicher gewesen sein, stand gut zur Situation.

Und da er sofort pfiff und eine Berührung Gebre Selassies vorlag, konnte der Videoassistent im Kölner Keller quasi nicht eingreifen. Zumindest hätte es sehr viel Mut bedurft, sich über der Meinung Sieberts hinwegzusetzen. Denn eine klare Fehlentscheidung war es durch den Kontakt nicht. So beraubte sich Siebert der Möglichkeit, es sich noch einmal anschauen zu können. Er pfiff schlicht und einfach zu früh - und war sich dann scheinbar zu sicher.

Sieberts Wahrnehmung ist Bremens Leid

Der zweite Teil der Geschichte ist noch unglücklicher und erklärt, warum er sich überhaupt sicher sein wollte. Denn Siebert erklärte den Spielern nach dem Spiel, dass er nicht die Berührung an der Hüfte, die zweifelsohne vorlag, aber sicherlich nicht strafbar gewesen wäre, sondern einen Kontakt am Fuß ahndete. Die wiederum lag nicht vor. Und selbst wenn der Videoassistent Siebert darauf aufmerksam macht, dass es keinen Fußkontakt gab, wird es nicht gleich zu einer klaren Fehlentscheidung, bei der im Kölner Keller eingegriffen werden muss. Wegen der Berührung an der Hüfte.

Die Bremer waren nach dem Spiel außer sich. Verständlich. Denn letztlich scheiterten sie auch aufgrund der zweifelhaften Wahrnehmung des Schiedsrichters und des Regelwerks des Videobeweises.

Christopher Stolz

Zur Startseite