Sport: Waldsterben in der Tropenhalle
Fast alle Palmen im Freizeitpark von Brand gingen wegen Lichtmangels ein. Die Betreiber bleiben dennoch optimistisch
Brand - Fünf Monate nach Eröffnung des Freizeitparks „Tropical Islands“ läuft der Chef noch immer lächelnd durch die ehemalige Luftschiffhalle in Brand. Colin Au, millionenschwerer Unternehmer aus Malaysia, inspiziert die Bars, probiert einen Cocktail, grüßt freundlich die Gäste. Von den Sorgen um sein Projekt lässt er sich nichts anmerken. Doch dem 55-Jährigen dürften durchaus Probleme zu schaffen machen. Längst nicht alle Erwartungen haben sich erfüllt.
Von einem großen Besucheransturm konnte in der täglich rund um die Uhr geöffneten Riesenhalle nur selten die Rede sein. Am Pfingstsonntag vielleicht, als mehr als 8000 Menschen in den beiden Badebecken planschten oder der Show „Die Südsee ruft“ mit 80 Künstlern aus Samoa zusahen. „Tropical Islands“ lockt vor allem an Tagen mit Regen und Kälte Besucher an. Sobald es das Wetter zulässt, zieht es Ausflügler lieber zu Spaziergängen, Radtouren oder an einen der vielen natürlichen Seen.
Dies wollte Colin Au durch Gäste aus ferneren Regionen Deutschlands und Europas ausgleichen. „Doch zur Drucklegung der Reisekataloge für Frühling und Sommer waren wir noch nicht fertig“, sagt der Unternehmer. „Für die kommende Wintersaison gehen wir aber in die Offensive.“ Allein die Marketingabteilung wurde auf 40 Mitarbeiter aufgestockt. Sie soll nicht nur mehr individuelle Gäste zu einem Besuch überzeugen, sondern vor allem Firmen Teilflächen oder sogar die ganze Halle für Feiern vermieten.
Nach Angaben von Colin Au kommen an Wochentagen täglich zwischen 3000 und 3500 Besucher in den Koloss auf dem einstigen Militärflugplatz. An den Wochenenden seien es pro Tag zwischen 7000 und 8000. Diese Zahlen würden den täglich 4500 Besuchern entsprechen, die kommen müssen, damit „Tropical Islands“ schwarze Zahlen schreibt.
Darin nicht berücksichtigt sind aber zusätzliche Ausgaben, die Au nicht eingeplant hat. Die größten Verluste brachten der „tropische Regenwald“ im Zentrum der Anlage und die Palmen entlang der Bühne: Von den rund 13 000 Pflanzen musste schon jede dritte ersetzt werden. Und gerade mal drei von 44 Kokospalmen überstanden die ersten Monate. Ein Exemplar kostet 3000 Euro. Für den Regenwald hatten Au und seine Partner rund 1,6 Millionen Euro ausgegeben.
Doch schon zur Eröffnung wäre abzusehen gewesen, dass die Pflanzen hier kaum gedeihen können: Dazu brauchen sie nun mal Sonnenlicht. Doch die Hallenwand ließ keine natürliche Beleuchtung zu, die Tropen wurden von Scheinwerfern bestrahlt. Dazu kam die anfangs niedrige Hallentemperatur von 18 Grad. „Wir haben die Geschäftsführung noch während des Baus auf die Probleme aufmerksam gemacht“, sagt Chefgärtner Stefan Berndt. „Aber zur Eröffnung sollten unbedingt überall Palmen und exotische Pflanzen stehen. Widerspruch war zwecklos.“ So hätten seine Gärtner praktisch hilflos dem Absterben der Pflanzen zusehen müssen. Auch die Besucher standen sprachlos und kopfschüttelnd vor den kümmerlichen Exemplaren. Das fehlende Licht erhöhte nicht zuletzt die Energiekosten.
Doch inzwischen wird die südliche Hallenwand Stück um Stück durch eine durchsichtige Membran ersetzt. Derzeit kann das Tageslicht durch anderthalb von vier Bahnen scheinen, im September sollen die Arbeiten fertig sein.
Colin Au will somit erst nach der Bilanz des ersten Jahres über weitere Pläne entscheiden – unter anderem über den Bau eines Hotels, einer Sauna-Landschaft und verschiedener Sportanlagen. Diese Bauten sollen außerhalb der Halle entstehen. Selbst über weitere „Tropical Islands“ in Europa denkt der Malaysier angeblich nach. Konkrete Fragen danach aber beantwortet er wie gewohnt: mit einem Lächeln.
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