Berliner Fußball: VSG Altglienicke: Aus der Kreisliga nach oben
Immer montags werfen wir einen Blick auf den Berliner Fußball. Heute: Die VSG Altglienicke ist von der Kreisliga bis in Berlins höchste Spielklasse durchmarschiert und siegt auch dort munter weiter.
Es war vor genau sechs Jahren, im August 2005. Arne L. staunte nicht schlecht in seinem ersten Spiel für den SC Union 06 in der Kreisliga B. Der Gegner hieß VSG Altglienicke, Arne spielte auf der linken Außenbahn und stöhnte nach dem Spiel: „Ich hätte nicht gedacht, dass das Niveau in der Kreisliga B so hoch ist“. Seine Mitspieler meinten nur: „Keine Angst, das war nicht normal heute“ Das Spiel endete zwar 3:3, doch schon damals zeichnete sich ab, dass Altglienicke nicht allzu lange in der Kreisliga verweilen wird.
Was dann folgte, war so gesehen logisch: Die Volkssportgemeinschaft aus Treptow-Köpenick schaffte in fünf Jahren vier Aufstiege und ist aktuell Spitzenreiter in der Berlin-Liga. Schon im ersten Jahr in der höchsten Berliner Spielklasse wurde man auf Anhieb Zweiter hinter dem übermächtigen BFC Viktoria. So gilt die VSG jetzt, im Jahr zwei, schon als Favorit auf die Meisterschaft und untermauerte diesen Status auch gleich mit neun Punkten aus den ersten drei Spielen.
Soll es womöglich noch weiter nach oben gehen? Sportlich ist das auf jeden Fall denkbar, ob man dann auch tatsächlich den Gang in die überregionale Oberliga antreten wird, ist allerdings noch offen. „Wir wollen Meister und auch Pokalsieger werden, aber für die Oberliga muss zunächst im Umfeld noch einiges passieren“, teilt Rainer Lange mit, Abteilungsleiter Fußball bei der VSG.
Gemeint ist hier in erster Linie das Gebäude auf dem Vereinsgelände am Alten Schönefelder Weg, in dem Vereinsheim sowie Umkleidekabinen und Duschen untergebracht sind. Im Gegensatz zur hochkarätigen Fußballmannschaft der Altglienicker versprüht der kleine Flachbau immer noch den urigen Charme der Kreisliga-Provinz, mit Kabinen, in die bestenfalls eine halbe Mannschaft passt und einem zentralen Duschraum, in dem die gegnerischen Teams nach dem Spiel gemeinsam unter der Brause stehen müssen. Hier wäre einiges an Sanierungen notwendig, die Verhandlungen mit dem Bezirksamt laufen. Lange hofft, dass die enorme sportliche Entwicklung des Vereins auch von den Verantwortlichen im Bezirk bemerkt und entsprechend honoriert wird.
Auch der kleine Kunstrasenplatz wäre wohl nicht Oberligakonform, „aber so weit sind wir ja auch noch nicht“, wie Rainer Lange betont. Immerhin eine kleine Tribüne gibt es, auf der auch über 300 Zuschauer Platz hätten. Auf einen anderen Spielort ausweichen würde Lange nur, wenn er sich dazu gezwungen sähe.
Von langer Hand geplant war der rasante Durchmarsch durch die unteren Berliner Ligen ohnehin nicht. Damals, vor sechs Jahren, ist eine junge, talentierte Truppe zum Verein gestoßen die die Entwicklung in Gang gesetzt hat. Man habe sich laut Rainer Lange aber von Jahr zu Jahr neu orientiert und keine längerfristigen Ziele ausgegeben. Geklappt hat der beachtliche Aufstieg aus der Kreisliga-Versenkung bis in die Spitzenregionen des Berliner Fußballs auch so.
Arnes Gegenspieler, der ihm vor sechs Jahren auf der Außenbahn alles abverlangt hatte, hieß übrigens Benjamin Schneider. Der hat heute, vier Ligen weiter oben, immer noch seinen Stammplatz bei den Altglienickern. Ein weiterer Beleg dafür, dass das schon damals nichts mit Kreisliga zu tun hatte.