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35 und kein bisschen müde. Stephan Lichtsteiner spielte zuletzt beim FC Arsenal, wo er jedoch kaum zum Einsatz kam.
© Krieger/Imago

1. FC Union vor Spiel in Augsburg: Vorsicht vor Schleicher Stephan Lichtsteiner

Unions nächster Gegner FC Augsburg hat mit dem Schweizer Stephan Lichtsteiner einen international erfahrenen Abwehrspieler verpflichtet.

Es ist eher selten, dass sich Abwehrspieler mit einer immer wieder praktizierten Angriffsaktion im Gedächtnis von Fußballfans verewigen. Roberto Carlos hatte seine legendären Freistöße, Lucio die Sololäufe über das halbe Feld und Sergio Ramos hat schon so manches wichtige Kopfballtor erzielt. Stephan Lichtsteiner gehört zwar nicht in diese Kategorie der Weltstars, verfügt aber ebenso über einen Spielzug, den man im englischsprachigen Raum als „Signature Move“ bezeichnen würden.

Bei Juventus Turin, wo der Schweizer von 2011 bis 2018 seine erfolgreichste Zeit hatte, erinnern sie sich gern daran. Während Andrea Pirlo den Ball im Mittelfeld scheinbar gelangweilt führte, überlief Lichtsteiner die Abwehr, schlich sich von Rechtsaußen in den Strafraum und verwertete Pirlos Zauberpässe. So erzielte Lichtsteiner 2011 bei seinem Debüt für Juve das erste Tor im neu eröffneten Turiner Stadion und auf dem Weg zu sieben Meisterschaften in Folge sowie in zwei Champions-League-Endspiele war diese Kombination zahlreiche Male zu sehen. Nun hat der FC Augsburg keinen so begnadeten Spielgestalter wie Andrea Pirlo, und Stephan Lichtsteiner ist mittlerweile 35 Jahre alt.

Die Verpflichtung des Rechtsverteidigers könnte sich für den Fußball-Bundesligisten aber dennoch als Glücksgriff erweisen. „Ich habe das Gefühl, dass ich in diese junge Mannschaft viel einbringen kann“, sagt Lichtsteiner. Wenn man die Verunsicherung der Augsburger in den bisherigen zwei Pflichtspielen betrachtet, kommt die Erfahrung des 105-maligen Nationalspielers tatsächlich wie gerufen. Auch wenn Lichtsteiner erst seit Dienstag mit der Mannschaft trainiert, ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihm sein Landsmann Martin Schmidt schon am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) im Heimspiel gegen den 1. FC Union das Vertrauen schenkt. Gemeinsam mit dem zweiten in dieser Woche verpflichteten Zugang Tin Jedvaj (ausgeliehen von Bayer Leverkusen) soll er die wackelige Defensive stabilisieren.

„Dieser Schritt ist für mich genau die Herausforderung, die ich mir nach meiner Station in England gewünscht habe“, sagt Lichtsteiner, der sich nach einer Saison mit wenig Einsatzzeit beim FC Arsenal wieder wichtig fühlen will. Dafür nimmt er auch den vermeintlichen Rückschritt zu einem kleineren Verein in Kauf. Nach acht Meisterschaften und fünf Pokalsiegen in 18 Profijahren geht es nun erstmals nicht um Titel oder die Europapokalqualifikation, sondern vermutlich um den Klassenerhalt. „Das ist das Wichtigste“, sagt Lichtsteiner. Mit seinen läuferischen und taktischen Qualitäten könnte er einige der vielen Augsburger Probleme beheben. Seine Giftigkeit – verbal und in den Zweikämpfen – hat ihn zwar noch nie sonderlich beliebt gemacht, aber für eine Mannschaft kann sie gerade in schwierigen Phasen auch hilfreich sein.

Lichtsteiner wurde mit Juventus sieben Mal in Folge Meister

Nachdem sein Vertrag in London am Ende der vergangenen Spielzeit ausgelaufen war, hielt er sich bis zuletzt individuell fit. Über den FC Augsburg informierte er sich bei seinem ehemaligen Juve-Mitspieler Alexander Manninger sowie bei Nationalmannschaftskollege Marwin Hitz. „Die haben alle gut über den Verein gesprochen“, sagt Lichtsteiner.

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Unions Trainer Urs Fischer kennt dessen Qualitäten als Schweizer natürlich bestens, auch wenn er sich an die zwei Aufeinandertreffen mit dem jungen Lichtsteiner zum Ende seiner aktiven Laufbahn in der Saison 2002/03 nach eigener Aussage nicht mehr erinnert. „Wenn man seine Karriere sieht, muss man nicht viele Worte darüber verlieren“, sagt Fischer gewohnt nüchtern. „Er war Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, hat zehn Jahre in Italien gespielt, da musst du schon vieles richtig gemacht haben.“

An der Spielvorbereitung der Berliner ändern die späten Augsburger Transfers nichts. Geht es nach Fischer, soll sein Team vor allem auf sich selbst schauen, damit sich die zahlreichen Fehler aus dem Spiel gegen Leipzig (0:4) nicht wiederholen. Gerade für Linksverteidiger Christopher Lenz könnte es dennoch nicht schaden, sich ein paar alte Videos aus Lichtsteiners Zeit bei Juve anzuschauen. Nicht, dass der Schweizer auch bei seinem Debüt für den FC Augsburg erfolgreich von rechts in den Strafraum schleicht.

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