222 Millionen für Neymar: Vom Wert eines Spielers
222 Millionen Euro für Neymars Wechsel vom FC Barcelona zu Paris St. Germain. Was der teuerste Transfer aller Zeiten bedeutet.
Von den ersten Gerüchten bis zum Vollzug des kostspieligsten Transfers in der Geschichte des Fußballs waren Wochen vergangen. Aber am späten Donnerstagabend wurde der Deal dann doch noch durchgezogen. Für ganze 222 Millionen Euro wechselt der brasilianische Offensiv-Star Neymar vom FC Barcelona zu Paris St. Germain. Der 25-Jährige hat einen Fünfjahresvertrag unterschrieben und wurde am Freitag offiziell in Frankreich vorgestellt. „Für mich ist Neymar der beste Spieler der Welt“, sagte PSG-Präsident Nasser al Chelaifi. Doch die Diskussionen um die Bedingungen und die Rechtmäßigkeit des Wechsels gehen weiter.
Der Deal
In Spanien ist es üblich, dass sich die Spieler selbst aus dem laufenden Vertrag kaufen müssen. Die Ablösesummen werden im Normalfall bei der spanischen Liga hinterlegt, die sie an den abgebenden Verein weiterleitet. In diesem Fall lehnte die Liga den Vorgang jedoch zunächst ab und blockierte den Transfer. Erst nachdem ein Anwalt des Stürmers am Donnerstagabend die festgelegte Ablösesumme von 222 Millionen Euro direkt an Barcelona bezahlt hatte, war der Wechsel perfekt.
Die Kosten
Paris St. Germain hat das Geld für einen Transfer in dieser Höhe. Seit der katarische Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) den Klub 2011 aufgekauft hat, floss das Geld nur so. Insgesamt 700 Millionen Euro gaben die Pariser schon für Zugänge aus – darunter waren Weltstars wie David Beckham, Zlatan Ibrahimovic, Edinson Cavani oder Angel Di Maria. Der Klub holte nationale Titel in Serie, nur ein Sieg in der Champions League fehlt noch. Nach dem Wunsch der Katarer soll nicht nur der Fußballklub von dem Investment profitieren, sondern auch der Staat Katar, der zig Millionen Euro in Sport-Sponsoring steckt. In Zeiten, in denen der Staat von seinen Nachbarn blockiert wird, kann er mittels des Fußballs seine (finanzielle) Stärke demonstrieren.
Auch wenn es absurd klingt, könnte Paris St. Germain sich einen Großteil der Summe für den Transfer zurückholen. So nimmt der Verein alleine durch die Bildrechte des Spielers etwa 45 Millionen Euro ein. Die Trikots mit Neymar-Beflockung sollen zwei bis dreistellige Millionen-Erlöse generieren. Neben den zusätzlichen Mehreinnahmen aus sportlichen Erfolgen und durch neue Sponsoren wird Paris am Transfermarkt alsbald in die Rolle des Verkäufers wechseln. Mittelfeldspieler Marco Verrati und Offensivspieler Angel di Maria werden bereits mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht. So könnte Paris auch die Regeln des sogenannten Financial Fairplay umgehen.
Das Financial Fairplay
Angelegt wurde das Financial Fair Play (FFP), um die „finanzielle Gesundheit des europäischen Fußballs“ zu stabilisieren und Wettbewerbsgleichheit zu garantieren. Die Vereine sind dazu angehalten, über einen längeren Zeitraum einen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben herzustellen. Wer es zu sehr überreizt und die Vereinbarung mit Hilfe von Krediten und anderen Drittgeldgebern bricht, muss mit Transfersperren und den Ausschlüssen von internationalen Wettbewerben rechnen.
Im Fall Neymar hat offiziell jedoch nicht der Verein, sondern Neymar selbst die Ablöse bezahlt. Dieser bekam das Geld von katarischen Hintermännern, unter anderem für seine Dienste als Werbegesicht für die Weltmeisterschaft 2022 im Katar. Dennoch hat die Spielergewerkschaft FIFPro von der EU-Kommission eine Überprüfung der Transferregeln gefordert. „FIFPro bittet die Europäische Kommission um eine umfassende Untersuchung der Transferregeln aus dem Jahr 2001, die nun dringend geprüft werden müssen“, sagte Generalsekretär Theo van Seggelen am Freitag. Die Kommission müsse den Geldfluss von Transfergebühren in der EU untersuchen und ihren Einfluss bewerten. Der FC Barcelona hat angekündigt, sowohl die Uefa als auch Fifa über alle Modalitäten des umstrittenen Geschäfts zu informieren.
Die Folgen für die Bundesliga
Schon seit langem soll der FC Barcelona an Dortmunds Ousman Dembele interessiert sein. Jetzt haben die Spanier nicht nur das Geld, sondern auch den Bedarf an dem Franzosen. Sollte ein Transfer zustande kommen, wäre es der größte Deal der Bundesliga-Geschichte. Eine mögliche Ablösesumme von 100 Millionen Euro kursiert bereits. Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder glaubt zudem an die Chance, dass die Millionen aus dem Neymar-Deal langfristig auch bei kleineren Vereinen ankommen und damit die dortige Jugendarbeit refinanziert. Gladbachs Manager Max Eberl hält den 222-Millionen-Euro-Deal dagegen „für nicht mehr nachvollziehbar und gefährlich“, wie er der „Welt“ sagte. Es könne nicht sein, dass nur kleine, nicht so prominente Klubs, genau unter die Lupe genommen werden. „Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass das Financial Fairplay ad absurdum geführt wird.“ (mit dpa)
Hannes Hilbrecht, Julien Duez