Alessandro Zanardi beim Berlin-Marathon: Vom Handbiker zum Rollstuhlfahrer
Eine Panne bremst Alessandro Zanardi beim Berlin-Marathon. Das Ziel erreicht der Ex-Formel-1-Fahrer trotzdem - und denkt schon an die Zukunft.
8,5 Kilometer hatte Alessandro Zanardi noch vor sich. Es war ein besonderes Rennen für ihn, hier in Berlin, in der Stadt, in der er zum zweiten Mal geboren wurde, wie er noch kurz vor dem Start gesagt hatte. Plötzlich aber ging in seiner zweiten Geburtsstadt nichts mehr. Die Kette seines Handbikes, mit dem er mit bis zu 45 Stundenkilometern unterwegs gewesen war, riss. Das Rennen war vorbei - beziehungsweise hätte vorbei sein müssen. Wenn der Mann im Gefährt nicht Alessandro Zanardi gewesen wäre.
Vor 14 Jahren waren dem ehemaligen Formel-1-Rennfahrer nach einem grauenvollen Unfall auf dem Lausitzring im Unfallkrankenhaus Berlins beide Beine oberhalb der Knie amputiert worden. Der 48-Jährige, das verdeutlichte er jüngst auch im Interview mit dem Tagesspiegel, macht immer weiter im Leben, im Rennen. Auch ohne Beine, ohne Kette. "Das Glas ist für mich immer halb voll, nie halb leer", so weit die Floskel. Zanardi aber ergänzt: "Aber während ich trinke, versuche ich immer, noch etwas in mein Glas nachzufüllen. Ich versuche immer weiterzukommen."
Zanardi war Leistungssportler - und ist es geblieben
Am Sonntag, als das Rennen für ihn hätte vorbei sein müssen, füllte er nach und kam weiter. Sein Handbike funktionierte der Italiener kurzerhand in einen traditionellen Rollstuhl um. Keine Kurbel half ihm mehr beim Antrieb seines Handbikes. Doch wer seine Beine verloren hat und trotzdem so fest im Leben steht wie Zanardi, der meistert auch eine gerissene Kette, der kann improvisieren. Zanardi jedenfalls ergriff mit seinen beiden Händen die Räder und schaffte es noch nach 1:50:32 als 72. ins Ziel. "Ich bin als Handbiker gestartet und als Rollstuhlfahrer ins Ziel gekommen", sagte er anschließend.
Zufrieden wird er dennoch nicht gewesen sein. Zanardi war Leistungssportler als Rennfahrer und ist es geblieben als Ausdauersportler. Er war acht Mal Weltmeister im Handbike, bei den Paralympics 2012 in London gewann er im Einzelzeitfahren und Straßenrennen jeweils die Goldmedaille.
Zukunft im Liegebike?
Am Sonntag allerdings war er nicht als Favorit ins Rennen gegangen. Zanardi gewann alle seine Titel im Handbike in knieender Position. Beim Berlin-Marathon aber sind nur die Handbikes mit liegender Position zugelassen. Er lieh sich ein Handbike dafür von einem Kumpel, drei Wochen trainierte er darin für den Marathon. Das ist viel zu kurz; die Umstellung ist immens, komplett andere Kräfte wirken in den unterschiedlichen Gefährten auf den Körper.
Zanardi machte am Sonntag dennoch ein gutes Rennen. Nach der Hälfte der Distanz war er bei den ersten 20 Fahrern mit dabei. Der spätere Sieger Vico Merklein, der in 1:02:32 einen neuen Streckenrekord aufstellte, hatte Zanardi vor dem Rennen zu einem der Favoriten erklärt. Schließlich könne Zanardi enorm beißen.
Vielleicht wird Zanardi das künftig häufiger in der liegenden Version des Handbikes tun. Merklein berichtete auch von einer Unterhaltung mit dem ehemaligen Formel-1-Fahrer unmittelbar nach dem Rennen. Zanardi habe ihm erzählt, dass er das Liegebike interessanter finde als das Kniebike. Es werde weniger taktiert, mehr auf Geschwindigkeit gefahren. Und Geschwindigkeit liegt Alessandro Zanardi auch 14 Jahre nach seinem schrecklichen Unfall immer noch im Blut.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität