Schach: Viswanathan Anand: „Ich gehe jeden Tag ins Fitnessstudio“
Viswanathan Anand, 35, stieg Ende der Achtzigerjahre zum Schach-Großmeister auf. Der Inder wurde 2000 Weltmeister. Im Interview mit dem Tagesspiegel spricht er über seine Vorbereitung auf die WM 2005 im argentinischen San Luis.
Herr Anand, bei der WM in San Luis ist wieder ein wichtiger Titel vakant. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Normalerweise arbeite ich sechs oder sieben Stunden täglich. Manchmal gibt es ein Problem in einer Eröffnungsvariante, das mich so sehr fasziniert, dass ich Tage damit verbringe. Dann wiederum kann ein Problem so deprimierend sein, dass ich lieber etwas anderes mache.
Was denn?
Ich gehe jeden Tag zwei Stunden ins Fitnessstudio, im Wesentlichen mache ich Herz-Kreislauf-Übungen und Gewicht-Training. Danach schaue ich Fernsehen oder entspanne mich bei Musik.
Müssen Schachspieler derart trainieren?
Geistige Frische ist wichtig. Man muss sich fit fühlen, damit der Geist auf Hochtouren läuft.
Der Weltschachbund Fide hat sich auf klassische Bedingungen besonnen. Es gibt diesmal kein K.o.-System, und es wird mit langer Bedenkzeit gespielt. Sind das für einen schnellen Spieler wie Sie Nachteile?
Das Turnier wird das Schach wieder in die richtigen Bahnen lenken. Wie die Fide danach entscheidet, werden wir sehen. K.o.-Turniere sind demokratischer, weil sie einen großen Pool an Spielern zusammenbringen. Kürzere Bedenkzeiten dynamisieren das Schach. Ergebnisse kommen Schlag auf Schlag, wie beim Tennis. Schach sollte sich aktiv darstellen, um wahrgenommen zu werden.
Zu Beginn der 90er Jahre haben Sie für manche Partie nur 15 Minuten gebraucht.
So schnell spiele ich nicht mehr, aber ich bin ein intuitiver Spieler mit Reflexen.
Sie sind mit 35 der älteste Teilnehmer.
Das Alter spielt keine große Rolle. Heute ist man aber schneller ausgebrannt. Computer und die immense Zahl an Varianten machen Schach zum komplexesten Sport. Also ist es wichtig, eine Balance zu finden, damit es länger reicht.
Was bedeutet Schach für Ihr Leben?
Es gibt mir Freude, manchmal auch Leid. Vor allem hat es mir einige der denkwürdigsten Tage meines Lebens beschert.
Wie lange wollen Sie noch spielen?
So lange ich das Feuer im Magen spüre, wenn ich am Brett sitze. Es ist die Leidenschaft, Pläne zu schmieden, wenn ich eine Stellung sehe. Erst wenn das magische Gefühl verschwunden ist, werde ich wohl begreifen, dass es Zeit ist, aufzuhören.
Die Fragen stellte Martin Breutigam.
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