„Mit Stolz und ohne Scham": Viktoria Schnaderbeck über ihr Coming-Out und Homosexualität im Fußball
Die österreichische Nationalspielerin spricht über queere Vorbilder, die Angst vor Shitstorms und die „11-Freunde“-Aktion.
Im Dezember 2019 outete Viktoria Schnaderbeck sich als homosexuell. Den Wunsch danach verspürte die österreichische Nationalspielerin schon länger. Doch Unsicherheit und Scham hielten sie davon ab. Es sei ein langer Prozess gewesen, sagt sie, ein ständiges Hin und Her. „Ich habe dann auf den Moment gewartet, als bei uns Fußball-Pause war.“
Zu diesem Zeitpunkt war Schnaderbeck mit ihrer Freundin in ihrer österreichischen Heimat Berndorf, wo sie sich sicher und geborgen fühlte. „Das war mir für mich wichtig, ich habe dann gemerkt, was für ein Sog das ist.“ Rückblickend ist sie froh über die Entscheidung; seither gab es keinen Moment, in dem sie es bereute. Im Gegenteil: „Ich hätte mir gewünscht, dass ich den Mut schon früher gefunden hätte.“
Viktoria Schnaderbeck spielt nicht nur in der österreichischen Nationalmannschaft, sondern außerdem bei Arsenal WFC. Bis 2018 stand sie beim FC Bayern München unter Vertrag. Über ihre Homosexualität in der Öffentlichkeit zu sprechen, sei nochmal eine ganz andere Sache als im privaten Umfeld. Schnaderbeck findet, dass es in der Profiliga nach wie vor an Vorbildern mangelt. Nicht nur an queeren Personen, sondern auch an Menschen, die sich für Diversität einsetzen und gegen Diskriminierung aussprechen.
Darüber hinaus wünscht sie sich Medien, die das Thema aufgreifen und positiv darüber berichten. Gerade im Männer-Fußball sei die Angst vor einem Shitstorm nach wie vor groß.
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Vor allem Fußballern fehle es an Mut, sich zu outen, sagt die 30-Jährige. „Sie haben das Gefühl, dass sie sich verstecken müssen und nicht hundertprozentig sie selbst sein können.“ Viele hätten Angst, dass ein Coming-Out Konsequenzen auf die Arbeit oder das soziale Umfeld haben könnte.
Die „11-Freunde"-Aktion hätte sie in ihrer Entscheidung bestärkt
Deshalb möchte Schnaderbeck ihre Reichweite nutzen, um anderen Mut zu machen. Kürzlich sprach sie in einem Vortrag über ihr Coming-Out und postete auf Instagram ein Foto mit ihrer Freundin. Dazu schrieb Schnaderbeck: „Ich bin homosexuell. Heute kann ich das mit Stolz und ohne Scham sagen, was allerdings nicht immer so war.“
Eine Aktion wie jüngst die des Fußballmagazins „11Freunde“, in der 800 Fußballer*innen Homophobie anklagen, hätte sie damals in ihrer Entscheidung, sich zu outen, bestärkt, sagt Schnaderbeck. Grundsätzlich aber glaubt sie, dass die Situation sich im Profifußball positiv verändert hat: In England gibt es Monate, in denen die Teams mit Regenbogen-Schnürsenkeln spielen. In Deutschland tragen Kapitän*innen die Armbinde in Regenbogenfarben.
Noch „machtvoller“ wäre es allerdings, wenn größere Vereine wie der FC Bayern München sich an der 11-Freunde-Aktion beteiligt hätten.
Auf ihren Vortrag erhielt Schnaderbeck viele positive Rückmeldungen. Einige sagten ihr, dass sie ihnen zu neuer Stärke verholfen habe. „Das war viel Feedback, das mir gezeigt hat: Man kann echt was bewegen und einen Unterschied machen.“
[Der Textauszug stammt aus dem Artikel „Profi-Fußballerinnen sprechen über ihre Homosexualität“, den Sie hier bei TPlus nachlesen können.]