Letzter WM-Test: Viele Pfiffe gegen Gündogan bei 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien
Der letzte Test vor WM-Beginn missglückt der DFB-Elf gegen Saudi-Arabien. Sorgen bereitet auch die Reaktion des Publikums.
Das Spiel der deutschen Nationalmannschaft im Test gegen Saudi-Arabien gab nicht viel her, als Ilkay Gündogan in der 57. Minute eingewechselt wurde. Doch die lauten Pfiffe einiger der 30 210 Zuschauer in der Leverkusener Arena galten Gündogan, obwohl dieser ja nichts für den müden Kick der deutschen Mannschaft konnte. Auch fortan wurde der Spieler von Manchester City bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Hintergrund war das vieldiskutierte Treffen von Gündogan und seinem Nationalmannschaftskollegen Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Mitte Mai in London.
„Dass ein Nationalspieler so ausgepfiffen wird, hilft niemanden“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. „Was soll Ilkay Gündogan denn noch machen? Irgendwann ist das Thema dann doch mal vorbei.“
Sorgenvoll war auch das Spiel der deutschen Mannschaft. Zwar gewann sie das letzte Testspiel vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gegen Saudi-Arabien mit 2:1 (2:0). Doch viel lief dabei nicht zusammen. „In der zweiten Halbzeit haben wir nahezu alles vermissen lassen“, sagte Mittelfeldspieler Sami Khedira.
Die Partie offenbarte vor allem defensive Schwächen, an denen Löw vor dem Turnierauftakt gegen Mexiko am Sonntag in einer Woche noch intensiv arbeiten muss. Dabei ging das Spiel aus Sicht der Deutschen gut los. Es dauerte gerade einmal acht Minuten, bis die deutsche Elf ihre Überlegenheit in den ersten Treffer verwandeln konnte. Mats Hummels spielte einen langen und perfekt getimten Ball auf den in die Tiefe gestarteten Reus, der zu Werner querlegte. Der 22-Jährige hatte dann keinerlei Mühe aus fünf Metern zu verwandeln.
Besonders Reus war anzusehen, dass er diese letzte Gelegenheit vor der WM nutzen wollte, sich nochmal nachdrücklich dem Bundestrainer zu präsentieren.
Schwächen in der Defensive
Weniger froh dürfte Löw aber die Defensive gemacht haben. Die Mannschaft von Trainer Juan Antonio Pizzi ist zwar keine Mannschaft, die auf Augenhöhe mit der deutschen Elf agieren kann. Dafür fehlt es dem Team an zu vielen Eigenschaften, die im Spitzenfußball benötigt werden. Aber das defensive Verhalten der deutschen Abwehr gegen die quirligen Offensivkräfte des Gegners dürfte Löw mit Blick auf Russland Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Sowohl Mats Hummels als auch Jerome Boateng, die beide wohl als Innenverteidiger-Duo bei der WM gesetzt sind, sind derzeit noch nicht auf ihrem höchsten Leistungsstand angekommen.
Vor allem Boateng hatte des öfteren große Mühe damit, zu verbergen, dass er zuletzt länger mit einer Muskelverletzung ausgefallen war. Nach einer Halbzeit sollte dann auch für ihn Schluss sein und Niklas Süle ersetzte seinen Klubkollegen beim FC Bayern. Angreifer Fahad Al-Muwallad und seine Offensivkollegen brachten die deutschen Verteidiger mit ihren vielen Haken und Dribblings gehörig ins Schwitzen. Diese Probleme änderten aber nichts daran, dass das Löw-Team einen gefährlichen Angriff nach dem anderen herausspielte. Mal lag es noch an der mangelnden Abstimmung, als Kimmich oder auch Müller im Abseits standen, dann fehlte auch ein wenig Glück, als Sami Khedira mit einer Direktabnahme auch nur den Torpfosten traf. Thomas Müller machte es dann besser und stocherte den Ball nach Hereingabe von Werner und unter Mithilfe seines Gegenspielers über die Torlinie zum 2:0 (43.).
Die Überlegenheit der Deutschen setzte sich im zweiten Durchgang fort, die Chancenverwertung war allerdings alles andere als WM-reif. Die Stimmung kippte ins Negative, als Gündogan eingewechselt wurde. Im Anschluss war das Spiel zerfahren, auch weil Löw sechs Auswechslungen vornahm. Der Gegner erzielte noch den Anschlusstreffer durch Taiseer Al-Jassam, der von Khedira im deutschen Strafraum gefoult wurde. Den Elfmeter von Aldawsari parierte der zur Halbzeit eingewechselte Marc-André ter Stegen, beim Nachschuss von Al-Jassam war er aber chancenlos.