2:0-Sieg in der Champions League bei ZSKA: VfL Wolfsburg kommt dem Achtelfinale näher
Lange Zeit tut sich der VfL Wolfsburg bei ZSKA Moskau schwer. Doch dann kommt André Schürrle und trifft doppelt - auch dank gütiger Mithilfe des Gegners.
Der Name André Schürrle wird für viele Deutsche für immer mit dem WM-Finaltor von Mario Götze verbunden bleiben. Der dünne, blonde Mann hatte in bester Außenstürmermanier die Flanke zum finalen Siegtor geschlagen. Später erzählte er mal, dass er sich die Szene im Maracana vielleicht tausend Mal angesehen habe. Weil aber Schürrle seit eben dieser Flanke und seinem Wechsel vom FC Chelsea zum VfL Wolfsburg seiner WM-Form hinterherläuft, meinten nicht wenige, er habe sich seine WM-Tor-Szene ein, zwei Male zu oft angesehen. Am Mittwochabend aber hat er wieder frisches Material geliefert. Beim 2:0 (0:0)-Sieg in der Champions-League bei ZSKA Moskau erzielte der inzwischen 25-Jährige nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit beide Tore.
"Ich glaube, dass wir heute gezeigt haben, dass wir auch kämpferisch ein Spiel lösen können", sagte Marcel Schäfer, der neben Torwart Diego Benaglio bereits vor sechs Jahren gegen ZSKA dabei war, als Wolfsburg das Weiterkommen in der Königsklasse durch ein 1:2 verspielt hatte.
Der Sieg der Wolfsburger fiel insgesamt doch ziemlich glücklich aus. Nach einer weitgehend ereignisfreien ersten Halbzeit, in der sich beide Mannschaften nichts taten, war der Gastgeber im zweiten Abschnitt klar besser. Doch die Russen konnten aus ihren vielen Chancen nichts machen. Und so war es der zuletzt stark kritisierte Schürrle, der mit seinen Toren (67. und 88.) das Tor zum Achtelfinale der Champions League für den VfL Wolfsburg weit aufgestoßen hat. Dem deutschen Vizemeister reicht in zwei Wochen gegen Manchester United schon ein Punkt zum erstmaligen Erreichen der K.-o.-Runde. Nicht mehr zu nehmen ist den Niedersachsen schon jetzt Platz drei und die damit verbundene Qualifikation für die Europa League.
Julian Draxler muss kurzfristig verletzt passen
Schürrles erster Treffer kam nur unter gütiger Mithilfe von Moskaus Torhüter Igor Akinfejew zustande. Der Schuss Schürrles aus spitzem Winkel wäre parallel zur Torlinie verlaufen, wenn ihn Akinfejew sich nicht selbst ins Netz gedrückt hätte. Der zweite Treffer Schürrles gehörte zu mindestens 50 Prozent Sebastian Jung, der den Treffer perfekt vorbereitet hatte.
Der VfL Wolfsburg musste kurzfristig auf die Dienste Julian Draxlers verzichten, was die Offensivoptionen weiter einschränkte. Der Siegtorschütze aus dem Hinspiel hatte sich im Abschlusstraining verletzt. Nach Ricardo Rodriguez und Luiz Gustavo fehlte der dritte Stammspieler. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt konnte zunächst keine Mannschaft Akzente setzen, was insofern überraschte, als die Moskauer einen Sieg eher benötigten als die Wolfsburger. Der holprige Rasen – laut VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs jenseits von Bundesliga-Niveau – tat ein Übriges.
In die zweite Hälfte startete der Tabellenführer der russischen Liga viel dynamischer. Sowohl Verteidiger Dante als auch Torwart Diego Benaglio mussten innerhalb kürzester Zeit jeweils zweimal in höchster Not klären. Danach traf der ehemaliger Kölner Zoran Tosic nur den Pfosten – Benaglio wäre machtlos gewesen.
Nach einer gespielten Stunde reagierte der Wolfsburger Trainer Dieter Hecking. Er brachte Schürrle, um wieder selbst mehr Offensivaktionen setzen zu können. „Er ruft nicht ab, was wir uns erhoffen, was er sich selber erhofft“, hatte der Coach seinen 32-Millionen-Euro-Einkauf kürzlich kritisiert. Bis Dienstag, bis Moskau, und seinen beiden Toren, die für den VfL Wolfsburg noch so viel wert werden können. „Heute hat er auch endlich mal getroffen“, sagte Maximilian Arnold hinterher, als der Wolfsburger Mittelfeldspieler das Spiel zusammenfasste: „Es war schon auch Dusel dabei.“ (Tsp/dpa)