zum Hauptinhalt
Kevin De Bruyne saß gegen Schalke auf der Tribüne, auf dem Feld jubelten Max Kruse, Vieirinha und Timm Klose (v. li.).
© dpa

3:0 gegen FC Schalke 04: VfL Wolfsburg kann auch ohne Kevin De Bruyne

Kevin De Bruyne verfolgt das Spiel seiner Mannschaft von der Tribüne. Doch auch ohne den wechselwilligen Belgier läuft es für den VfL Wolfsburg gar nicht schlecht. Am Freitag reichte es zu einem 3:0 (1:0) gegen Schalke.

Sie polieren also eine Bilanz nach der anderen auf. In der Hackordnung der Fußball-Bundesliga ist der VfL Wolfsburg, dank des 3:0 (1:0)-Heimsieges gegen den FC Schalke 04, ganz oben auf. Und im Kreis der reichsten deutschen Vereine steigt der aktuelle Tabellenführer auch in die vorderste Region auf. Mit dem Verkauf von Kevin De Bruyne, dessen Vollzug nur noch eine Formsache ist, nehmen die Wolfsburger fast 80 Millionen Euro ein. Aber dass angesichts seines sofortigen Wechsels zu Manchester City die Welt des VfL in sich zusammenstürzt, lässt sich nicht bestätigen. Bas Dost (17. Minute), Ricardo Rodriguez (59./Foulelfmeter) und Timm Klose (61.) schossen mit ihren Toren einen ungefährdeten Erfolg heraus, den De Bruyne von der Tribüne aus erlebte.

„Man hat gesehen, wir können auch ohne Kevin De Bruyne und Ivan Perisic Fußball spielen. Wenn man 3:0 gegen Schalke gewinnt, ist das eine Antwort“, kommentierte VfL-Manager Klaus Allofs.

Das Wolfsburger Team hatte gegen Schalke aufgespielt, als wollte es laut sagen: War da was? Im Spiel ein nach dem abwechslungsreichen Kapitel De Bruyne gelang Wolfsburg vor 30 000 Zuschauern eine Art Jetzt-erst-recht-Auftritt. Der Portugiese Vieirinha zeigte an jener Stelle im Mittelfeld Präsenz, an der dieser kleine Belgier nicht mehr mitspielen mag. Mit Christian Träsch, der eine scharfe Hereingabe nach der nächsten versuchen durfte und den Führungstreffer durch Dost vorbereitete, gab es auf der rechten Angriffsseite einen ordentlichen Vorlagengeber. Zugegeben: Dem VfL geht ohne den schnellen De Bruyne ein wenig Zielstrebigkeit verloren. Aber dafür trat er in der Partie gegen Schalke wieder äußerst dominant und effizient auf. Weniger Tempo, mehr Kontrolle: So dürfte das Wolfsburger Spiel künftig ohne den bisherigen Antreiber aussehen.

An Deutschlands Stammtischen darf bald diskutiert werden

Die Freitagabend-Partie der Bundesliga war eine erstklassige Wolfsburger Gelegenheit für eine Rückkehr in den Alltag. Das Tauziehen um De Bruyne, das angeblich überhaupt kein Störfaktor gewesen sein soll, entpuppte sich zuletzt als nervendes Hemmnis. Selbst besonders kleinlaute Profis im VfL-Kader verdrehen die Augen, wenn sie auf den Rekordtransfer angesprochen werden. Es ist eben keine große Wertschätzung für die aktuelle Mannschaft des Vizemeisters, wenn es immer nur darum geht, wann und unter welchen Umständen De Bruyne zum nächsten Verein weiterzieht. Der Belgier hatte am Donnerstag noch ein letztes Mal mit dem Wolfsburger Team trainiert und war danach aus dem VfL-Kader gestrichen worden. Mit dieser Maßnahme hatte Cheftrainer Dieter Hecking für klare Verhältnisse vor jenen Profis gesorgt, die gerne unter seiner Obhut bleiben. Und er hatte einen scheidenden Angestellten geschützt, dessen abstruser Marktwert nicht noch durch eine schwere Verletzung in Gefahr gebracht werden sollte.

An Deutschlands Stammtischen darf, sobald das viele Geld endlich von Manchester nach Wolfsburg transferiert ist, leidenschaftlich diskutiert werden. Muss der VfL Wolfsburg wirklich traurig sein, weil er kurz nach dem Start in die neue Saison seinen besten Spieler abgeben wird? Oder muss man wieder neidischer auf einen Verein sein, der sich dank des Rekorderlöses auf eine teure Einkaufstour begeben könnte? VfL-Trainer Hecking macht sich angesichts der horrend hohen Summen, mit der die Vereine der Premier League um sich werfen, Sorgen um die Glaubwürdigkeit des Fußballs. Andererseits konnte er es sich zum wiederholten Male leisten, den für den mehr als 30 Millionen Euro verpflichteten Nationalspieler Andre Schürrle auf die Ersatzbank zu setzen. Es bleibt also eine Frage der Perspektive, wie arm der VfL Wolfsburg ohne De Bruyne wirklich dran ist.

Zur Startseite