Elfmeterschießen gegen Bayern München: VfL Wolfsburg gewinnt den Supercup
Der FC Bayern München hat den ersten Titel 2015/16 verpasst: Xabi Alonso vergab im Elfmeterschießen und der VfL Wolfsburg gewann den Supercup.
An dieser ersten Inszenierung gab es wirklich gar nichts zu motzen. Der Favorit war ins Wanken geraten, ein Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen. Das erste kleine Titelchen, das in der Fußballsaison 2015/16 zu vergeben war, kam wie eine wunderbare Hochglanzbroschüre daher. Der VfL Wolfsburg sackte im Duell mit dem FC Bayern München die Trophäe namens Supercup ein. Und der Wettstreit der beiden derzeit besten deutschen Mannschaften wird als muntere Partie mit hohem Unterhaltungswert in Erinnerung bleiben. Die Vorfreude auf die neue Saison ist - wie von den Vermarktern des bezahlten Fußballs erhofft - in vorbildlicher Manier befeuert worden. Aus statistischen Gründen sei angemerkt: Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Wolfsburgs Reservist Nicklas Bendtner zum 5:4, nachdem VfL-Torwart Koen Casteels zuvor gegen Xabi Alonso per Fuß pariert hatte. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden.
Bayerns Douglas Costa war anfangs der auffälligste Akteur
Nichts gegen Bendtner: Vor allem einem Mann mit hellblauem und offenbar sehr schnellem Schuhwerk war ein beachtlicher Willkommensgruß an die Bundesliga gelungen. Douglas Costa, der rund 30 Millionen Euro teure Bayern-Neuzugang aus Donezk, nutzte seine enorme Schnelligkeit mehrfach, um die Gegenspieler zu düpieren und die Zuschauer zu entzücken. Dummerweise konnte der Brasilianer auch nicht verbergen, wie groß seine Lust auf Tricks und Finten ist. Mit ein wenig mehr Konsequenz hätte der 24-Jährige im linken offensiven Mittelfeld mehr als nur das Münchener 1:0 durch Arjen Robben in der 49. Minute vorbereiten können.
Weil Costa flink wie ein Wiesel ist, konnten ihn die Wolfsburger Spieler oft nur die Fouls bremsen. Bei Grätschen in Serie zeigte sich, dass der Supercup zwar ein Kunstprodukt der Deutschen Fußball Liga (DFL), aber mittlerweile doch ein sehr prestigeträchtiges Kräftemessen ist. Auf beiden Seiten wurde tüchtig gemeckert und gefoult. Zum Beispiel von Bayern-Neuzugang Arturo Vidal, der in Minute 73 eingewechselt wurde und in Minute 82 gleich die Gelbe Karte sah. Dass die Wolfsburger im eigenen Stadion eine Duftmarke setzen wollten, versteht sich von selbst. Dass die Münchener nur selten zu Späßen aufgelegt waren, dürfte am Spielverlauf gelegen haben. Denn nach einer anfänglichen Dominanz des Gastes übernahm in der ersten Halbzeit Stück für Stück Wolfsburg das Geschehen. Einem frühen Lattenschuss von Bayern-Verteidiger Jerome Boateng setzten die Niedersachsen mehrere gute Chancen folgen. Zwei davon wurden sogar durch Fehler von Nationaltorhüter Manuel Neuer begünstigt, konnten aber vor 30 000 Zuschauern in der ausverkauften VfL-Arena nicht genutzt werden.
Kann Wolfsburg Bayern dies Jahr stoppen? Jein
Das Spannende an diesem schönen und sommerlichen Fußballabend war die Frage, ob Wolfsburg wirklich schon stark genug ist, um Bayern auf dem Weg zum nächsten Meistertitel aus der Balance zu bringen. Nach einer munteren Partie muss diese Frage mit einem klaren Jein beantwortet werden. Ohne ohne die beiden Nationalspieler Andre Schürrle und Max Kruse, die VfL-Trainer Dieter Hecking zunächst geschont hatte, waren die Wolfsburger gut im Spiel. Ihre Angriffsbemühungen sahen simpler als die des prominenten Gegners aus, der reifer und abgeklärter agierte. Als Bayern-Kapitän Philipp Lahm mit Diskussionen abseits des Spielgeschehens anfing, war klar: Hier will sich ein erfolgsverwöhnter Goliath nicht ärgern lassen. Aber die Wolfsburger haben sich gut verkauft und dank des späten 1:1 in der 89. Minute durch den eingewechselten Bendter und dem Triumph im Elfmeterschießen ihren Beitrag zu einer perfekten Dramaturgie geleistet.