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Mann für den Trend. Alexander Zorniger setzt beim VfB auf Neues.
© dpa/Naupold

Bundesliga-Saisonvorschau (5): VfB Stuttgart: Mit Schwäbisch von der Ost-Alb

Am 14. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 53. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 5: VfB Stuttgart.

Was hat sich verbessert?

Die Stuttgarter folgen wieder einer Fußball-Idee. So verwegen das neue Credo („Angriffsfußball wild und mutig“) auch klingen mag, der Neuanstrich erzeugt Aufbruch-Stimmung. Noch ist es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr als eine verwegene Imagekampagne, die von selbstbewussten Aussagen des kauzigen Trainers Alexander Zorniger gespeist wird, der noch nie einen Klub der ersten Liga trainiert hat. Intern herrscht jedoch ein anderes Gefühl vor: Der VfB will einen spielerischen Neuanfang wagen und setzt dafür auf ein System mit schnellen Balleroberungen sowie direktem, laufintensiven Spiel zum Tor, meist mit zwei Stürmern (4-4-2 oder 4-3-1-2). Dass Zorniger der für Dynamik und Flexibilität stehenden Stuttgarter Trainerschule entsprang, lässt nach Jahren des Abstiegskampfes auf eine Trendwende des Spielstils hoffen. Auch der Kader wurde verkleinert. Um ausgemusterte Profis loszuwerden, hat der VfB finanzielle Einbußen hingenommen.

Wer sind die Stars?

Vorerst der Trainer. Er ist neu, selbstbewusst und ehrgeizig. Von den neuen Spielern hat allenfalls der Außenverteidiger Emiliano Insua Potenzial. Seine Empfehlung sind vier Länderspiele für Argentinien und frühere Stationen bei großen Klubs wie dem FC Liverpool, Atletico Madrid, Galatasaray Istanbul und Boca Juniors Buenos Aires. Durchgesetzt hat sich der 26-Jährige trotz unübersehbaren Talents nirgends. Beim VfB soll er das Abwehrproblem lösen. Philipp Heise (vom Zweitligisten Heidenheim) oder Lukas Rupp (vom Absteiger Paderborn) gelten eher als sinnvolle Ergänzungen. Von den bisherigen Spielern kommen aber auch einige für den Starstatus in Frage: Mittelfeldlenker Daniel Didavi, die Offensivspieler Alexandru Maxim und Filip Kosticsowie oder Stürmer Daniel Ginczek.

Wer hat das Sagen?

Manager Robin Dutt ist der Initiator der Neuausrichtung, er hat gegen manchen Widerstand den Neuling Zorniger durchgesetzt. Dabei hatte sogar Thomas Tuchel an dem Job beim VfB Interesse gezeigt. Vom Verein ist zu hören, man habe sich nicht zu sehr von einem Trainer und dessen Umfeld abhängig machen wollen. Gedeckt wird der neue Weg von Präsident Bernd Wahler. Der Klub-Chef ließ sich von Dutt überzeugen, das Wagnis des Neuaufbaus anzugehen und hält sich gleichzeitig im Hintergrund. Wahler arbeitet weiter an der Ausgliederung der Profiabteilung.

Was erwarten die Fans?

Alles, nur nicht wieder Abstiegskampf. Das würden sie ihrem Verein nicht verzeihen. Sie wollen die Handschrift des Trainers sehen – und eine Mannschaft, die sich als Team einbringt und Fußball spielt. Sie erwarten, dass der Klub wieder mehr auf Eigengewächse setzt. Aber vor allem sind sie gespannt, wie das Projekt vorankommt. Das geht auch den Spielern so, die sich an einen neuen Stil gewöhnen müssen. So spricht Martin Harnik von „absolutem Neuland“.

Was ist in dieser Saison möglich?

Man mag es nach zwei Jahren Abstiegszittern kaum glauben, aber Manager Robin Dutt sieht sich schon gezwungen, die Erwartungen zu dämpfen. „Das wird keine Schnellkur – wir sehen einen Weg von zwei, drei Jahren“, sagt er. Ziel ist ein gesicherter Mittelfeldplatz. Das, so glaubt Dutt, verschaffe dem Projekt „Luft“, sich zu entwickeln. Ein schlechter Start würde wohl wieder Probleme erzeugen, ein sehr guter Träume wachsen lassen.

Und sonst?

Statt niederländischem Akzent (Huub Stevens) dominiert jetzt das selbst für Schwaben herausfordernde Schwäbisch des Ost-Älblers Alexander Zorniger. Damit keine Zweifel aufkommen, hat er bei seiner Vorstellung sein Jobprofil betont: „Ich bin Fußballtrainer und kein Deutsch-Lehrer. Ich freu mich, ned nur, weil ich nah bei der Mudder bin, sondern, weil ich hier a große Chance hab.“

Morgen Folge 6: Hannover 96

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