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Flossen weg von der Bahn! Die überhöhten Kurven der Radfahrer-Kollegen dürfen für den Einbau des EM-Schwimmbeckens nicht angerührt werden.
© imago/Camera 4

Schwimm-EM in Berlin: Verwirbelung im Velodrom

Für die Schwimm-EM wird ein Wasserbecken in die große Berliner Radsport-Arena gebaut. DSV-Präsidentin Thiel ist von der Idee überzeugt - und erwartet viele Zuschauer.

Für die Sportler sind es nur ein paar Schritte, für die Verantwortlichen könnte der Weg ein bisschen beschwerlicher werden. Zurzeit kämpfen die Schwimmer in der Schwimm- und Sprunghalle an der Landsberger Allee um deutsche Meistertitel, in gut drei Monaten geht es im benachbarten Velodrom noch um einiges mehr. Dann richtet der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) vom 13. bis 24. August dort die Beckenwettbewerbe der Europameisterschaft aus. Zuletzt war der DSV vor zwölf Jahren EM-Gastgeber, "damals war die EM ein großer Erfolg für das deutsche Schwimmen", erinnert sich DSV-Präsidentin Christa Thiel. Deutschland entschied die Nationenwertung souverän für sich, Franziska van Almsick gewann fünf Mal Gold. Von ähnlicher Dominanz sind die DSV-Athleten 2014 weit entfernt – und auch das Organisationsteam hat noch einige Hürden zu überwinden.

DSV-Präsidentin Thiel schwärmt vom Konzept

"Das Besondere wird sein, dass wir den Mut hatten, in ein Velodrom zu gehen", sagt Christa Thiel und schwärmt von der "Rundherum-Atmosphäre" in der Radarena, in die für die EM ein temporäres Schwimmbecken eingebaut wird. "Es ist eine andere Atmosphäre für die Athleten und für die Zuschauer, als wenn nur zwei Seiten besetzt sind." Für die besondere Stimmung nimmt der DSV einige Schwierigkeiten in Kauf. "Ich könnte jetzt zwei Stunden darüber sprechen, welche Besonderheiten es gibt, wenn man einen 50-Meter-Pool in ein Velodrom bauen will", sagt Thiel und belässt es bei zehn Minuten. Die Bahn im Velodrom sei unantastbar, man dürfe sie "nicht anbauen, nicht überbauen, nicht überkleben". Das Holz benötige zudem in punkto Temperatur und Luftfeuchtigkeit besondere Aufmerksamkeit. Das riesige Schwimmbecken wiegt etliche Tonnen, "ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele statische Berechnungen es gab", sagt Christa Thiel.

Bereits bei der WM 2013 in Barcelona waren die Wettkämpfe in einem temporären Becken ausgetragen worden, einige Schwimmer beschwerten sich hinterher, wegen Verwirbelungen im Wasser seien einige Bahnen langsamer gewesen als andere. Der DSV hat jetzt das Versprechen des Herstellers, dass diese Problematik in Berlin nicht auftreten werde. Zunächst war ein Becken mit acht Bahnen vorgesehen, "so war das vereinbart und ausgeschrieben", sagt Thiel. Auf Wunsch des europäischen Schwimmverbands Len wird es nun ein Zehn-Bahnen-Pool. "Dadurch hat sich eine Preiserhöhung ergeben", sagt die DSV-Präsidentin. Beim Gesamtetat der EM gibt es ebenfalls ein kleines Problem.

Kostenrahmen gesprengt

Thiel: "Inzwischen ist es so, dass es ein bisschen aus dem Kostenrahmen gelaufen ist." Schuld daran seien die Anforderungen des Fernsehens, umfassende Sicherheitsmaßnahmen, die Energiekosten seien "unfassbar". Die Europameisterschaft sei aber seriös geplant, sagt Thiel: "Ich bin hoffnungsfroh, dass wir da ordentlich rauskommen, ohne dass es den Verband killt." Für den Fall, dass am Ende dennoch ein Fehlbetrag auflaufe, habe man "im Haushalt eine Rücklage gebildet". Damit das nicht passiert, sollen reichlich Zuschauer kommen.

Für Begeisterung sollen die deutschen Freiwasserschwimmer sorgen, die einige Tage vor ihren Becken-Kollegen in die EM starten – und zurzeit deutlich erfolgreicher sind. Um die Medaillen auf den Langstrecken wird im Wasser der Regattastrecke Grünau gekämpft, im Gegensatz zum Alternativ-Standort Tegeler See müssen dort nicht extra Tribünen oder Umkleidekabinen errichtet werden. Der Umbau des Velodroms vom Radstadion zur Schwimmhalle scheint aufregend genug zu werden.

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