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Obenauf: Max Verstappen holt sich beim Grand Prix von Österreich Platz eins.
© Leonhard Foeger/Reuters
Update

Das Ende der Mercedes-Dominanz: Verstappen siegt in Spielberg

Max Verstappen gewinnt in Österreich. Auch für sein Überholmanöver gegen Charles Leclerc wird er nicht bestraft. So beendet er die Siegesserie von Mercedes.

Nach dem Hitzerennen mit einem Finale furioso durch Max Verstappen nahm Sebastian Vettel erst mal einen erfrischenden Schluck aus seiner Trinkflasche. Für eine Champagnerdusche reichte es beim viermaligen Formel-1-Weltmeister am Sonntag beim Großen Preis von Österreich nach einer Boxenstopp-Panne trotz schwächelnder Silberpfeile nicht. Für seinen Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc platzte der Traum vom ersten Sieg in der Formel 1 in seiner Karriere drei Runden vor Schluss, als Verstappen unter dem frenetischen Jubel tausender niederländischer Fans in orangenen T-Shirts inklusive Radkontakt mit einem Knallhart-Manöver am Monegassen vorbeizog.

„Das ist hartes Rennfahren, sonst müssen wir nach Hause gehen“, betonte Verstappen, der nach einem völlig verkorksten Start zu einer famosen Aufholjagd angesetzt und seinen Vorjahressieg beim Heimspiel seines Red-Bull-Rennstalls wiederholt hatte. Und: Verstappen beendete die Siegesserie von Mercedes mit WM-Spitzenreiter und Superstar Lewis Hamilton, der nicht über Rang fünf hinauskam. Teamkollege Valtteri Bottas schaffte es wenigstens auf Rang drei vor Vettel.

Doch wie so oft in der Motorsport-Königsklasse gab es ein großes Aber: Die Rennkommissare ermittelten wegen des Überholmanövers von Verstappen gegen Leclerc. Dem 21 Jahre alten Niederländer drohte im schlimmsten Fall die Aberkennung seines sechsten Grand-Prix-Erfolgs. Leclerc hatte sich beklagt: „Er hat mir keinen Platz gelassen, um zurückkommen zu können“, empörte sich Leclerc. Würde er womöglich am Grünen Tisch den erste Formel-1-Sieg seiner Karriere nachträglich zugesprochen bekommen?

Die Entscheidung fiel, als die Fans schon lange auf dem Heimweg waren: Keine Strafe, es war ein normaler Rennzwischenfall. Drei Stunden dauerte es allerdings, bis Verstappen sicher sein konnte. Vettel hatte schon zu der Untersuchung eine klare Meinung: „Es ist Racing, wir kämpfen nicht um den Kindergartenpokal. Wir sind alle Erwachsene, einige jünger, einige älter. Sie sollten uns in Ruhe lassen.“

Verpasster Sieg hier, verpasstes Podest da - Ferrari ließ eine Chance liegen, sich vor dem Heimrennen von Hamilton in Silverstone einen Stimmungsschub zu geben. „Das Rennen war in Ordnung, es haben ein paar Kleinigkeiten gefehlt“, meinte Vettel. Nach einem Defekt in der Qualifikation und Startrang neun bekam der Heppenheimer drei Tage vor seinem 32. Geburtstag nichts geschenkt. Als er zum ersten Mal die Reifen wechseln lassen wollte, kamen die Mechaniker mit Verspätung aus der Garage gerannt. „Wir hatten ein Kommunikationsproblem mit dem Funk, ich glaube teamintern. Das hat ein bisschen länger gedauert, die Reifen war nicht da“, erzählte Vettel.

Vettel fiel im Gesamtklassement auf Rang vier zurück

Der gute Rennbeginn war damit schon wieder Geschichte. Vettel hatte auch vom völlig verpatzten Start Verstappens profitiert. Der auf Zwei gestartete Niederländer wurde auch für Pole-Mann Leclerc erstmal nicht zur Gefahr. Bis auf Position sieben wurde Verstappen durchgereicht. Bottas und Hamilton verbesserten sich jeweils um einen Rang und nahmen die Jagd auf Leclerc auf.

Nach nicht einmal 30 Kilometern lag Vettel schon hinter Hamilton, der wegen einer Strafe nach der Qualifikation auf den vierten Rang in der Startaufstellung abgerutscht war. „Wir haben viel Zeit, Plätze gut zu machen“, hatte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto über Vettels Perspektiven gesagt. Mit der weichen Reifenmischung verfolgten der Hesse und sein Stallrivale eine andere Strategie als Verstappen und Mercedes, dessen Duo mit der Medium-Variante an den Start gegangen war. 2018 waren beide Silberpfeile in Österreich nach Defekten sogar ausgefallen, die Strecke wird zum Problem-Kurs der Silberpfeile.

Und für Vettel zum Sieglos-Kurs. Was möglich gewesen wäre, wenn der Boxenstopp geklappt hätte? Offen. Was möglich gewesen wäre, wenn Vettel wie alle anderen aus den Topten nur ein- statt zweimal die Gummis gewechselt hätte - offen.

Im Klassement fiel Vettel auf Rang vier zurück. Verstappen überholte den Hessen und ist - sofern der Sieg eingerechnet wird - mit drei Punkten Vorsprung neuer Dritter. Auf Spitzenreiter Hamilton, der sechs der ersten acht Saisonrennen und davon zuletzt vier in Serie gewonnen hatte, hat Vettel zwei mickrige Punkte gut gemacht, aber immer noch 74 Zähler Rückstand. Zweiter bleibt Bottas, der Finne hat 31 Punkte weniger als Hamilton. (dpa)

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