Zum Tode von Gerd Bonk: Verheizt und vergessen
Der frühere Gewichtheber Gerd Bonk ist tot. Der einst als „stärkster Mann der Welt“ bekannte Olympia-Zweite von 1976 starb am Montag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren.
Gerd Bonk zählte einst zu den stärksten Männern der Welt. Am Montag ist er im Alter von 63 Jahren in einer Klinik in Greiz verstorben. Der Gewichtheber vom DDR-Sportclub SC Karl-Marx-Stadt wurde in Montreal 1976 Vize-Olympiasieger im Superschwergewicht. Bei den Spielen 1972 in München gewann er Bronze, hinter dem Bayern Rudolf Mang. Zudem wurde er 1975 und 1978 Weltmeister im Stoßen. Er sammelte etliche DDR-Meistertitel und stellte zwei Weltrekorde auf. So auch 1976 in Berlin, wo er es im Stoßen auf 252,5 Kilogramm brachte. Seinen großen Konkurrenten, den Olympiasieger von München und Montreal, Wassili Alexejew, aus der damaligen Sowjetunion konnte Bonk nie bezwingen. Alexejew verstarb bereits am 25. November 2011 mit 69 Jahren in einer Klinik in München, die er wegen einer Herzerkrankung aufgesucht hatte.
Begonnen hatte der Mann aus Limbach im Vogtland zunächst als Leichtathlet, er stellte 1967 im Kugelstoßen mit 17,82 m einen DDR-Jugendrekord auf. Später wechselte er dann zum Gewichtheben. Der einstige fast drei Zentner wiegende Schwerathlet Bonk war nach dem Mauerfall ein vom Bundesverwaltungsamt staatlich anerkanntes DDR-Dopingopfer.
1979 nahm Gerd Bonk insgesamt 12 775 Milligramm Steroide zu sich
Aus Doping-Studien ging hervor, dass die Gewichtheber, was Menge und Vielfalt der verabreichten Dopingpräparate anbetraf, im Arbeiter- und Bauern-Staat einsame Spitze waren. Bonk schluckte im Rahmen des 1974 beschlossenen, geheimen Doping-„Staatsplanthemas 14.25“ dabei die größte Menge und führte diese bedrückende Rekordliste an. 1979 nahm er insgesamt 12 775 Milligramm Steroide zu sich, davon allein 11 550 Milligramm des Anabolikums „Oral-Turinabol“.
Vor den Olympischen Spielen in Moskau 1980 wurde bei Bonk eine schwere Diabetes-Erkrankung diagnostiziert. Dennoch wurden ihm weiterhin die stark gesundheitsschädlichen Dopingsubstanzen verabreicht. Er sollte in Moskau unbedingt eine Medaille für die DDR gewinnen. Doch dies misslang. Der Heidelberger Dopingexperte und Molekularbiologe Werner Franke bezeichnet im Fall Bonk das damalige Handeln der DDR-Sportärzte „als ein großes sportmedizinisches Verbrechen“. Bonk arbeitete während seiner Athletenzeit in der DDR mehrere Jahre als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi-Abteilung XX der Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt. Dabei berichtete er auch über Sportkameraden.
Nach einem Zusammenbruch war Gerd Bonk vor kurzem in ein Koma gefallen
Nachdem er die von ihm geforderten sportlichen Leistungen nicht mehr erbrachte, wurde er vom DDR-Sportsystem fallen gelassen. Nach dem Karriereende wurde er wegen der schweren Zuckererkrankung, kaputter Nieren und weiterer schwerer Organschäden später zum Invalidenrentner. „Verheizt von der DDR, vergessen vom vereinten Deutschland“, so hatte Bonk mal sein Leben beschrieben. Nach einem Zusammenbruch und zweifacher Reanimation war er am 29. September diesen Jahres in ein Koma gefallen.
„Sein Tod ist für die Mitglieder des DOH ungemein traurig“, sagte die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereines (DOH) Ines Geipel. „Einmal mehr ist er aber auch ein weiterer Verweis auf die katastrophale Situation der Geschädigten, ihnen bleibt keine Zeit mehr. Politik und Sport müssen endlich handeln.“ Bonk hinterlässt seine Frau und einen Sohn.
Thomas Purschke
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