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Im Leistungsloch. Stuttgarts Profi Emiliano Insua und seine Mitspieler stecken in der Krise.
© Andreas Gebert/Reuters

Abstiegskampf in der Bundesliga: Vergiftete Atmosphäre beim VfB Stuttgart

Vor dem Duell gegen Freiburg attackiert der Ex-VfB-Präsident den aktuellen. Trainer Weinzierl muss derweil ein Team retten, das von Europa träumte.

Von David Joram

Um den VfB Stuttgart steht es, einmal mehr, schlecht. Vor dem Landesduell gegen den SC Freiburg belegen die Schwaben Platz 16, sieben Punkte liegen sie hinter den Badenern. Mit einem Kader, von dem einige dachten, er sei wie geschaffen für einen Europapokalplatz. Stattdessen herrscht in Bad Cannstatt Abstiegskampf, der sich nach zwei Niederlagen zum Rückrundenstart noch verschärft hat. „Wir haben am Sonntag die Chance, drei Punkte zu holen und damit den Abstand auf den SC Freiburg zu verringern“, sagt Trainer Markus Weinzierl. „Das gleiche nächste Woche wieder gegen Düsseldorf. Dass das zwei wichtige Spiele sind, da brauchen wir nicht drumrumzureden.“ Weinzierl weiß, wie brisant die Lage ist.

Das weiß auch Thomas Hitzlsperger, der deshalb viel lieber über den Jugendfußball beim VfB spricht, als über die darbenden Profis. Zur Entlastung Hitzlspergers muss man anführen, dass dies möglicherweise auch ein wenig mit seiner Aufgabe als Nachwuchschef des VfB Stuttgart zusammenhängen könnte. Es ist ein Job, der ganz angenehm sein kann, wenn vorn der Wind stürmisch bläst. Anfang Januar zeigte sich allerdings, dass auch die Arbeit als Jugendförderer nicht ganz stressfrei ist.

Wahler schießt gegen Dietrich: "VfB benötigt Runderneuerung"

Thomas Hitzlsperger war zu Gast beim renommierten Mercedes-Benz-Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast, um ein paar hoffnungsvolle U-19-Spieler zu beobachten. Allerdings musste er seinen grünen Plastiksitz in der Halle oft verlassen, weil man ihn häufig auf eine graue Couch im Nebenraum bat. Es ging dann meist um Fragen zur Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball. Hitzlspergers These: Die Jugend muss wieder aus der Komfortzone rausgeführt werden. Nicht wenige in Stuttgart sagen: Das gilt beim VfB eher für die Profis.

In der Winterpause sollte Markus Weinzierl, der Anfang Oktober das Amt von Tayfun Korkut übernahm, eine Art Neustart hinlegen. Mit einer vernünftigen Vorbereitung, die es im Sommer unter Korkut wohl nicht gab, würde es schon nach oben gehen, hofften sie beim VfB. Doch gegen Mainz ging das Team quasi unter, 0:3 stand es, bevor in den letzten zehn Minuten noch zwei Tore fielen. Die Fans, die in Stuttgart ohnehin schneller murren als andernorts, waren bedient.

Auch Hitzlsperger, der nicht nur Nachwuchschef ist, sondern auch Präsidiumsmitglied beim VfB, hatte auf einen erfolgreicheren Auftakt gesetzt: „Wir müssen es in der Rückrunde hinbiegen“, sagte er in Sindelfingen.

Schließlich missriet die Hinrunde völlig – aus unterschiedlichen Gründen. Hitzlsperger sagt: „Leider ging der Plan nicht auf. Wir haben in der vergangenen Saison eine tolle Rückrunde gespielt und gedacht, den Schwung mitnehmen zu können.“ Der Schwung war dann recht schnell weg, gegen Drittligist Rostock flog der VfB aus dem Pokal, die ersten Spiele in der Liga wurden ebenfalls verloren. „Wir wussten, dass es schwierig werden könnte“, sagt Hitzlsperger. „Die Erwartungshaltung kam eher von außen.“ Etwas überschätzt haben sie sich beim VfB aber vermutlich schon. Ein paar Indikatoren haben das Umfeld offenbar geblendet, unter anderem die Mischung der Neuzugänge. Junge, talentierte Spieler wie Pablo Maffeo, der für rund neun Millionen Euro von Manchester City kam, und routinierte Profis wie Daniel Didavi wechselten nach Stuttgart. Die Identifikation mit dem Team, angeführt von den 2007er Meisterhelden Christian Gentner und Mario Gomez, schien hoch.

"Das ist wie ein Geschwür"

„Aber es hat halt erstmal nicht zusammengepasst“, urteilte Hitzlsperger. „Jetzt ist man in der Spirale drin, die der Verein kennt, mit Unzufriedenheit an vielen Stellen.“ Nicht nur bei den Fans in der Kritik steht die Führungsspitze um Sportdirektor Michael Reschke und Präsident Wolfgang Dietrich, der ein autokratischer Stil vorgeworfen wird. „Das ist wie ein Geschwür: Es geht immer wieder in die richtige Richtung – aber es wird nie zu Ende geführt“, kofferte Dietrichs Vorgänger Bernd Wahler in der „Stuttgarter Zeitung“ gegen die aktuelle Klubführung. Dass Dietrich nach dem Aufstieg 2017 Sportvorstand Jan Schindelmeiser und später Trainer Hannes Wolf rauswarf, prangerte Wahler an und empfahl: „Ich denke, der VfB benötigt eine Runderneuerung.“

Das könnte auch für den aktuellen Kader gelten, in der die erfahrenen Kräfte wie Gomez, Gentner oder Badstuber in einem Tief stecken. Maffeo oder Anastasios Donis, zwei vielversprechenden Spielern, werden wiederum menschliche Schwächen nachgesagt. Es brodelt im Schwabenland – wieder einmal.

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