Hertha BSC bindet Torjäger: Vedad Ibisevic verlängert bis 2019
Nach seinen Bundesligatoren 99 und 100 verlängert Torjäger Vedad Ibisevic seinen Vertrag um zwei Jahre. Der 32-Jährige Bosnier ist wertvoll für die Berliner.
Berlin – Dramaturgisch war es geschickt gemacht. Michael Preetz hatte der Mitgliederversammlung bereits über zehn Minuten Bericht erstattet. Gerade sprach der Geschäftsführer von Hertha BSC über den 2:1-Sieg der Berliner am Vortag gegen Mainz, bei dem Vedad Ibisevic beide Tore erzielt hatte. Dann sagte Preetz plötzlich: „Heute habe ich auf der Geschäftsstelle Besuch erhalten.“ Über ihm auf der Leinwand wurde eine Hand mit Stift und Papier eingeblendet, man ahnte schon wem sie gehörte. Als das Foto größer gezogen wurde, sah man: Vedad Ibisevic.
„Heute hat er mir die Zusage gegeben, zwei weitere Jahre bei uns zu bleiben“, sagte Preetz. Unter den Mitgliedern brach tosender Jubel aus. Der 32-jährige Bosnier hatte also seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag vorzeitig von 2017 bis 2019 verlängert.
Bereits vor einer Woche hatte Herthas Manager Michael Preetz einen kleinen Einblick in die Verhandlungen gestattet. Bisher hätten sich Hertha und der VfB Stuttgart das Gehalt des Spielers (rund drei Millionen Euro) geteilt. Eine Frage werde sein, ob der Bosnier noch einmal einen gutdotierten Vertrag im Ausland annehmen möchte, oder für etwas weniger Gehalt in Berlin verlängert? Er wisse zu schätzen, was er habe, hatte Vedad Ibisevic neulich gesagt. Er meinte sein Ansehen im Verein, bei den Fans und seine Stellung im Team. Gut möglich, dass Hertha den Bosnier eine Weiterbeschäftigung im Verein nach der aktiven Karriere bietet. Was auch ziehen könnte, denn Ibisevic und seine Frau fühlen sich in Berlin sehr wohl. Auch deshalb sagt Ibisevic wohl, wie wichtig ihm sei, dass „das Gesamtpaket stimmt“. Doch über Inhalte wurde am Montagabend nichts bekannt.
Das ist eine Top-Nachricht, die jedem Hertha-Fan die Freudentränen in die Augen treibt. Jetzt noch Kalou und man kann erfreut in die weitere Zukunft sehen. Bloß nicht die gleichen Fehler von 2009 wiederholen, als weder Pantelic noch Voronin gehalten werden konnten.
schreibt NutzerIn P3F5
Noch am Morgen hatte Ibisevic sich nach einer lockeren Laufeinheit seine Pudelmütze zurecht geschoben. „Ja, ich werde etwas machen, ich werde der Mannschaft ein Essen spendieren“, sagte der Torjäger, durch dessen Bundesligatore 99 und 100 Hertha in der Tabelle hoch auf auf Platz drei gerutscht war.
Das hundertste Tor sei ein super Gefühl. „Davon kann man gar nicht träumen, in einer so starken Liga. Umso schöner ist es, dass wir dadurch gewonnen haben“, sagte Ibisevic. Nur der Schiedsrichter habe, nun ja, „nicht ganz mitgespielt. Aber das kann ich heute wegstecken.“
Nur sieben Minuten nach seinem 100. Bundesliga-Treffer hatte Ibisevic nach seiner zweiten Gelben Karte im Spiel den Platz zu verlassen. Also keine Sause in der Ostkurve der Hertha-Fans. Nach einem Platzverweis hat der Spieler den Stadion-Innenraum zu verlassen und in die Kabine zu gehen. Doch auch da gab es nach Spielende nicht die geplante Party, weil Ibisevic für die Dopingprobe ausgelost worden war. „Das hat die Party ein bisschen gestört, aber ich habe viele Glückwünsche, ein Lied und ein T-Shirt bekommen“, sagte Ibisevic. Seine Mitspieler hatten sich nach dem Schlusspfiff ein schwarzes Shirt mit dem Aufdruck „VedaTOR # 100“ übergestreift.
Herthas Trainer Pal Dardai hat längst seinen Frieden geschlossen mit seinem Frontmann. In Stuttgart war der Bosnier förmlich in der Versenkung verschwunden, der Wechsel nach Berlin mobilisierte alte Instinkte ihn ihm, auch weil Dardai dem alternden Stürmer vertraute. Zehn Tore schoss er in der vergangenen Saison. Im Sommer ernannte Dardai den charismatischen Torjäger zum neuen Mannschaftskapitän. Ibisevic wurde auch offiziell zum Anführer einer Mannschaft, die aktuell eine vielleicht noch stärkere Hinrunde spielt, als die der vergangenen Saison. Nach zwölf Spieltagen in dieser Spielzeit kommt Ibisevic bereits auf acht Tore.
Für Herthas nächstes Spiel am kommenden Samstag beim VfL Wolfsburg ist Vedad Ibisevic nun gesperrt. Danach wird aber Ibisevic wieder auf die Jagd gehen. In der Liste der besten ausländischen Bundesligatorschützen liegen nur fünf Spieler vor ihm. Der Bremer Claudio Pizarro bliebt mit 190 Toren unerreicht. Aber bis zum ehemaligen Dortmunder Stéphane Chapuisat und früheren Bremer Torjäger Ailton sind es jeweils nur noch sechs Tore.
Für Dardai ist die Sache einfach. „Vedad schießt oft Siegtore, aber die Mannschaft macht auch viel für ihn.“ Beide würden von einander profitieren. „Vedad muss nur gesund und in Berlin bleiben, dann schafft er auch den Rekord.“ In Berlin bleibt er schon einmal auf jeden Fall. Michael Rosentritt