Motorrad-WM auf dem Sachsenring: Valentino Rossi bringt das Glück
Das Publikum strömt zur Motorrad-WM auf dem Sachsenring – und bejubelt vor allem einen Italiener. Die deutschen Fahrer erlebten hingegen ein enttäuschendes Wochenende.
Die Fans von Valentino Rossi riss es in der achten Runde von den Sitzen. Ihr Idol hatte sich gerade auf dem Sachsenring von Startplatz sechs auf Position zwei vorgearbeitet. Und die Anhänger des Italieners sollten sich in ihrer Begeisterung bis zum Ende nicht setzen. Dass an der Spitze Vorjahresweltmeister Marc Marquez einsam dem dritten Sieg in Folge auf dieser Strecke entgegenfuhr, störte da wenig.
„Ich habe das Maximum herausgeholt und bin sehr glücklich über den dritten Platz“, sagte Rossi, der die Platzierung ausgelassen wie einen Sieg feierte. Er bleibt WM-Spitzenreiter und geht mit einem Vorsprung von 13 Punkten in die Sommerpause, dazu stand er bei jedem der bisher neun Rennen auf dem Podium.
Rossi zieht die Massen in seinen Bann. Bereits am Freitag, als die Piloten die vergleichsweise wenig spannenden ersten Trainingsrunden drehten, waren die Tribünen um die Rennstrecke in Hohenstein-Ernstthal gut gefüllt. Besonders gut zu erkennen: mehrere Tausend neongelbe Fahnen mit der 46, Rossis Startnummer. In jeder Gruppe, die sich zu Fuß von den zahlreichen Camping- und Parkplätzen auf den Weg zur Strecke macht, sind Rossi-Fans mit ihren Mützen und T-Shirts deutlich in der Überzahl.
Rossi erwidert die Zuwendung der Fans am Sachsenring
Bei Flagge und T-Shirt bleibt es bei Andrea aus Mittweida nicht. Die 46 hat sie sich in den Haaransatz rasieren lassen. „Er ist einfach ein cooler Typ und hat, was die anderen nicht haben“, sagt sie. Ihre Fußnägel sind in den italienischen Nationalfarben lackiert. Dann wird ihre Stimme weich und die Augen etwas feucht: „Ich habe ihn in meinem Herzen.“ Und nicht nur dort: Auf ihrem linken Unterarm hat sie sich vor fünf Jahren die Unterschrift Rossis als Tattoo stechen lassen.
Rossi erwidert die Zuwendung der Fans am Sachsenring: „Ich komme immer gerne hierher. Die Strecke ist anspruchsvoll, die zweite Hälfte sehr flüssig zu fahren. Es gefällt mir aber deswegen so gut, weil es hier echte Leidenschaft gibt. Es gibt tolle Fans und die Atmosphäre ist fantastisch.“ Rossi steuert seit 20 Jahren Motorräder über die Rennstrecken der Welt, mit 37 Jahren kämpft er nun nach fünf schlechteren Jahren erneut um den WM-Titel. Gegen den 22-jährigen Marquez und gegen seinen 28 Jahre alten Teamkollegen Jorge Lorenzo, der in der WM direkt hinter ihm liegt.
Kein Top-Ten-Platz für die deutschen Fahrer
Dass die meisten kommen, um ihn zu sehen, schmeichelt Rossi. „Es liegt sicher am bisherigen Verlauf meiner Karriere, den vielen Erfolgen“, sagt Rossi, der hier in verschiedenen Klassen bereits fünf Mal gewinnen konnte und neun Weltmeistertitel sein Eigen nennt. „Aber der wichtigste Grund dürfte die Art und Weise sein, wie ich Rennen fahre. Ich kämpfe verbissen, ich gebe mich bis zum Zielstrich nicht geschlagen.“, sagt Rossi und ergänzt: „Ich gebe das Maximum, wenn ich eine Siegchance sehe, und ich denke, die Fans spüren das auch.“
Während die Fans Spaß mit Rossi hatten, erlebten die deutschen Piloten ein enttäuschendes Wochenende. In der Mittelklasse Moto2 landeten die beiden Hoffnungsträger Jonas Folger und Sandro Cortese nur auf den Plätzen elf und 14, Marcel Schrötter schied nach einem Sturz früh aus. Stefan Bradl, der einzige Deutsche in der MotoGP, musste verletzt passen.
Matthias aus Wittenberg käme auch, wenn Rossi nicht mehr dabei wäre. Die Formel 1 ist für viele Motorsportbegeisterten hier keine Alternative – trotz deutscher Spitzenfahrer und Dominanz von Mercedes. „Die Stimmung hier ist komplett anders, weniger abgehoben. Du kommst mit jedem klar“, sagt Matthias. Und während die Zuschauerzahlen in der Formel 1 stagnieren, wächst das Publikum am Sachsenring im vierten Jahr in Folge. Glaubt man den Menschen hier, gibt es auch kein Problem, wenn Valentino Rossi seine aktive Zeit beendet. „Dann kommen wir weiterhin jedes Jahr – auch in gelb“, sagt Andrea.
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