zum Hauptinhalt
Danach. Uwe Krupp wollte anschließend nur über die Schiedsrichter reden.
© Imago

Nach dem Ausraster vom Eisbären-Berlin-Trainer: Uwe Krupp: „Das macht unseren Sport nicht besser“

Ein Ausraster von Eisbären-Trainer Uwe Krupp bei dem Spiel in Düsseldorf wirft die Frage auf, wie es um die Qualität der Schiedsrichter in der DEL bestellt ist.

Die Bandentür an der Gäste-Auswechselbank im Düsseldorfer Dome hat den Crash-Test bestanden. Kann ja so eine Tür auch mal aus den Angeln heben, wenn ein kräftiger Fast-Zwei-Meter–Mann wie Uwe Krupp mit Schwung dagegen bolzt. Denn am Sonntagnachmittag zeigte der Trainer der Eisbären Berlin seine schlechte Laune wie noch nie mehr bei einem öffentlichen Auftritt seiner Mannschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Es liefen die letzten Minuten im Spiel der Düsseldorfer EG und den Eisbären, als der Berliner Verteidiger Jonas Müller von Gegenspieler Alexander Preibisch gegen die Bande gehobelt wurde. Vor den Augen Krupps. Preibisch bekam keine Strafe, Krupp platze der Kargen. Nach einem Disput mit den Schiedsrichtern Roland Aumüller und Florian Zehetleitner musste er schließlich die Spielerbank verlassen. Das tat Krupp mit großem Tamtam, einer krachenden Tür und einigen nicht überlieferter Schimpfworten in Richtung Schiedsrichter-Duo.

Der Zeitpunkt von Krupps Ausrasters ist interessant, weil der Trainer noch am Freitag nach der 2:7-Niederlage gegen die DEG erzählte, dass er wegen eines schwachen Spiels niemals die Fassung verliere, sondern eine Reaktion seines Teams erwartet. Papierkörbe in den Dutt treten – das hat einer seiner Vorgänger in Berlin gemacht – sei nicht sein Ding. Nun waren es in Düsseldorf ja nicht die Spieler, sondern die Schiedsrichter, der Grund des Kruppschen Contenance-Verlustes: Als der Trainer in den Katakomben verschwunden war, drehte seine Mannschaft das Spiel und gewann 4:3 nach Verlängerung. Trotz zurückeroberter Tabellenführung kannte Krupp auf der Pressekonferenz nur das Thema Schiedsrichter. Er sagte: „Ich wollte nie in meiner Karriere eine Schiedsrichterleistung kritisieren oder kommentieren.“ Aber die verbleibenden 13 Spiele der Hauptrunde „werden alles Play-off-Spiele. Und da brauchst du eine starke Schiedsrichterleistung. Die können nicht zu dir zur Bank kommen und sagen, das habe ich nicht gesehen, immer wieder und wieder und einfach die Karte ziehen, weil sie es nicht besser können.“ Es gäbe heutzutage Videobeweis und anderes, aber die „Art und Weise, wie das Spiel heute gleitet worden ist, das macht unseren Sport nicht besser“.

Es ist möglich, dass die DEL Krupps Ausraster sanktioniert

Diskussionen um die Klasse der Schiedsrichter sind in der DEL nicht neu. Oft werden sie von Trainern geführt, wie in anderen Sportarten auch. Dem angeblichen Qualitätsdefizit hat die Liga schon mit vielen Maßnahmen versucht gegenzusteuern, etwa mit Profischiedsrichtern. Dann gab es vor einigen Jahren die Einführung des zweiten Hauptschiedsrichters. Aber auch mit vier Mann auf dem Eis sind die Diskussionen nicht abgeebbt – wohl auch, weil die Liga Fehlentscheidungen im Nachhinein gern mal ahndet. Nicht unbedingt autoritätsfördernd für den Stand der Unparteiischen mag gewesen sein, dass Sirko Hunnius (Berlin) kürzlich bis Saisonende suspendiert wurde. Per Videobeweis hatte Hunnius überprüft, ob einem Treffer ein Handpass vorangegangen war – und das Tor dann nicht gegeben. Der Videobeweis darf in der DEL aber nur für die Entscheidung Tor oder kein Tor konsultiert werden. Besagter Fauxpas ließ darauf schließen, dass es mit der Schiedsrichterausbildung nicht zum Besten steht in Eishockey-Deutschland. Florian Zehetleitner, der am Sonntag den Zorn von Krupp auf sich zog, sieht es anders. Er hat dem Tagesspiegel vor einiger Zeit gesagt: „Fehler machen wir alle, wir müssen ja in Sekundenbruchteilen entscheiden. Eishockey ist brutal schnell.“ Schiedsrichter im Eishockey – das sei nichts für Harmoniesüchtige: „Du machst viele Spiele, aber du kannst nie gewinnen.“

Es ist möglich, dass die DEL Krupps Ausraster sanktioniert. Eisbären-Sportdirektor Stefan Ustorf hält das allerdings „für unwahrscheinlich“. Strafmildernd mag hinzukommen, dass der Trainer sein Verhalten – nicht seine Aussagen – im Nachhinein distanziert betrachtet. Uwe Krupp sagte: „Es ist sehr schwer, da seine Nerven zu behalten – was mir natürlich auch nicht gelungen ist.“

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite