Fans bei der Fußball-WM der Frauen: USA in der Übermacht
Die Anhänger der USA sind in Frankreich erstaunlich zahlreich vertreten und das hat Gründe. Die europäischen Fans könnten aber bald aufholen. Ein Kommentar.
Auf den Rängen von Lyon gaben die Menschen, die es mit Sternen und Streifen haben, den Ton an. "U-S-A, U-S-A" riefen sie. Das WM-Halbfinalspiel mit dem 2:1 der US-Amerikanerinnen in der zweitgrößten französischen Stadt war ein Heimspiel für den Weltmeister. Das ist erstaunlich betrachtet, liegt England geographisch gesehen doch etwas näher an Frankreich als die USA.
Die Fans der Three Lionesses haben es nicht so weit, aber von ihnen gibt es offenbar nicht so viele, die dem Frauenteam hinterher reisen. Ganz anders sieht es in den USA aus, wo Fußball ein Profisport der Frauen ist und verhältnismäßig viele Menschen mitfiebern - eben auch in den Stadien und in Europa.
Bei den Fußball spielenden Männern der USA ist das weniger der Fall, da sind die Anhänger bei internationalen Turnieren immer in der Minderheit. Auch wenn so ein leidiger Frauen-Männer-Fußballvergleich auf die Nerven gehen mag, hier zeigt sich, worum es geht: In den USA interessieren sich die Menschen im Sport vorrangig für Gewinner.
Die Männerfußballer zählen auf hohem Niveau nicht zu dieser Kategorie. Die Frauen dagegen bestimmen seit Jahren, wo es langgeht. Fußball ist in den USA Frauensache, auch die meisten Fans bei der Weltmeisterschaft in Frankreich sind weiblich. Es ist das Gegenteil zum weit verbreiteten Europa-Modell, bei dem verstärkt junge Männer in Gruppen ihrem Team hinterherreisen.
Fußball könnte in den USA funktionieren - wenn sie die beste Liga der Welt hätten
Fußball könnte in den USA auch bei den Männern funktionieren, wenn sie die beste Liga der Welt hätten und Messi & Co. dort spielen würden. Darunter machen sie es nicht - alle anderen großen Profiligen im Lande haben den Anspruch, die besten der Welt zu sein, von Baseball bis Basketball. Hier aber haben aber könnten die Frauen auch Probleme bekommen, denn die National Women's Soccer League hat nur noch neun Klubs und ist längst nicht mehr so attraktiv für die besten Spielerinnen aus Europa.
In Spanien kamen zuletzt 60.000 Zuschauer zu einem Spiel, in England 44.000 zum FA-Cup-Finale ins Wembleystadion. Längst haben große europäische Klubs die Sparte Frauenteam als lukrativ für sich entdeckt und fördern sie. Europa wird aufholen, die USA werden dauerhaft wohl nicht mehr so dominieren können im Fußball der Frauen. Das könnte dann natürlich auch die Reisefreude der Fans beeinflussen.