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Einer gegen alle. Patrick Reed feiert den größten Erfolg seiner Karriere. Foto: Carlson/dpa
© Carlson/ dpa

Golf: US-Masters-Gewinner Reed ist unbeliebt beim Publikum

Patrick Reed triumphiert beim Masters der Golfer. Dennoch ist er unbeliebt beim Heimpublikum.

Patriotismus ist eine Grundeigenschaft jedes US-Amerikaners. Und deswegen gehört es sich normalerweise auch, dass die Zuschauer bei einem Golfturnier in den USA einem der ihren den Sieg gönnen. Erst recht, wenn der vermeintlich größte Kontrahent selbst kein Amerikaner ist. Am Finaltag des 82. US-Masters in Augusta bestätigte allerdings eine Ausnahme die Regel. Am Abschlag zum ersten Loch wurde Spitzenreiter Patrick Reed zwar mit Applaus empfangen, bei Mitspieler Rory McIlroy brach danach aber ein wahrer Orkan los. Die Zuschauer feierten den Nordiren wie einen Superhelden und machten damit klar, wem sie dem Sieg beim wichtigsten Golfturnier der Welt mehr gönnen würden. Nicht ihrem Landsmann Reed, sondern dessen härtesten Verfolger.

Am Ende spielte McIlroy eine enttäuschende Schlussrunde, wurde nur geteilter Fünfter und muss weiter auf den letzten noch fehlenden Major-Titel in seiner Karriere warten. Reed hingegen ließ die offene Brüskierung seiner selbst an seinem massigen Leib abprallen und durfte gute fünf Stunden später als Masters-Sieger ins Grüne Jackett schlüpfen. „Die Reaktion der Fans hat in mir zusätzlich Feuer entfacht und für McIlroy den Druck erhöht“, sagte Reed.

Der 27-Jährige Texaner, seit seinen Auftritten beim Ryder Cup unter dem Spitzname „Captain America“ firmierend, ist keiner, dem die Herzen zufliegen. Reed ist in der Vergangenheit nicht nur europäischen Golffans beim traditionsreichen Kontinentalwettkampf unangenehm aufgefallen, er genießt auch in der Heimat nicht den besten Ruf. Nachdem er 2014 als Außenseiter seinen zweiten Titel auf der US-Tour gewonnen hatte, ging Reed soweit, sich als einen der fünf bester Golfer der Welt zu bezeichnen. Mit großen Sprüchen war er auch schon zuvor aufgefallen – selten verhielt er sich dabei politisch korrekt. Dazu kamen Manipulationsvorwürfe während seiner Studienzeit, die dazu führten, dass er das College kurz vor dem Abschluss noch einmal wechselte. Auch deswegen standen ihm die Zuschauer in der Woche des Masters eher reserviert gegenüber, obwohl er als Absolvent der Augusta State University sogar mehr als nur den Heimvorteil als US-Amerikaner gehabt hätte.

Zudem wird Reed ein eher schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern nachgesagt, was in den USA nicht so gut ankommt. Fragen dazu beantwortet er ohnehin nicht. „Ich bin hier um Golf zu spielen und versuche, Turniere zu gewinnen“, sagt er. Beim Masters ist ihm das nun eindrucksvoll gelungen, obwohl seine Landsleute Rickie Fowler und Jordan Spieth am Sonntag deutlich besser spielten und dem Führenden noch einmal sehr nahe kamen. Als Reed den letzten Putt gelocht hatte, war der Applaus ähnlich verhalten wie zu Beginn seiner Runde. Reed wird es registriert haben und wissen, dass er es wohl nie zum Fan-Liebling bringen wird. Dafür ist er nun Masters-Champion, was sicherlich mehr als ein schwacher Trost ist.

Vom Sieg geträumt hatte vor dem Turnier auch Tiger Woods, am Ende reichte es für den ihn bei seinem Comeback in Augusta aber nur zu Rang 32 mit 16 Schlägen Rückstand auf Reed. „Es ist nichts herausgesprungen. Aber es fühlt sich gut an, wieder zu spielen. In den vergangenen beiden Jahren war ich ja nur zum Essen hier“, sagte Woods nach seiner Schlussrunde. Nur zwei Schläge mehr als der US–Amerikaner benötigte Bernhard Langer, der mit seiner Leistung insgesamt zufrieden war und demonstrierte, dass er auch mit 60 Jahren immer noch mithalten kann. Als 38. lag er sogar noch deutlich vor Martin Kaymer. Der zweite Deutsche im Feld haderte wieder einmal mit dem Kurs, „Das ist einfach ein Platz, der mir nicht gefällt. Ich bin froh, dass ich jetzt für zwölf Monate nicht wiederkommen muss“, sagte Kaymer.

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