Der 1. FC Union verliert nur 1:2 bei den Bayern: Urs Fischer: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft"
Die Berliner liegen in München lange 0:2 zurück, ehe Sebastian Polter in der Schlussphase per Elfmeter auf 1:2 verkürzt. Mehr ist aber nicht drin.
Ende der ersten Halbzeit kamen die ohnehin gut gelaunten Fans des 1. FC Union Berlin gar nicht mehr raus aus dem Jubeln. Binnen weniger Minuten mussten sie die Daueranfeuerung gleich zwei Mal unterbrechen – weil auf den Anzeigetafeln in der Münchner Arena die Tore der TSG Hoffenheim gegen den Lokalrivalen Hertha BSC vermeldet wurden. Die Kunde wurde mit deutlichem Jubel begleitet. Sonst gab es für die 7500 Anhänger der Gäste wenig Grund zur Ausgelassenheit; sieht man mal von der Tatsache ab, dass die Beteiligung ihres Teams an einem Ligaspiel gegen die Bayern schon ausreichend Grund zur Freude ist.
Von Niedergeschlagenheit konnte nach der ehrenvollen 1:2 (0:1)-Niederlage gegen den FC Bayern München allerdings auch keine Rede sein. Urs Fischer, Unions Trainer, bescheinigte seiner Mannschaft "eine tolle Leistung, darauf bin ich stolz". Und auch Niko Kovac, sein Kollege auf der anderen Seite, sprach lobende Worte über die Gäste: "Union hat das außerordentlich gut gemacht."
Gut, aber eben nicht gut genug für einen Bonuspunkt im Abstiegskampf - weil Union in den entscheidenden Momenten gegen die zuletzt nicht immer souveränen Münchner nicht abgebrüht genug war. Zum einen nach gut einer Stunde, als Schiedsrichter Marco Fritz nach Ansicht der Videobilder auf Handelfmeter für Union entschied. Sebastian Andersson aber scheiterte an Torhüter Manuel Neuer und vergab die Chance zum 1:2. Oder beim gefährlichsten Konter, als der eingewechselte Sheraldo Becker verzog, anstatt den ebenfalls eingewechselten Sebastian Polter anzuspielen, dem kurz vor Schluss per Foulelfmeter zumindest noch der Anschlusstreffer gelang.
Die Berliner hofften wieder. "Wir wissen um den Zustand der Bayern", sagte Polter. Die Hoffnung aber, dass sie wieder einmal nervös werden, erfüllte sich nicht, weil Union den Druck in den verbleibenden knapp zehn Minuten - inklusive Nachspielzeit - nicht mehr entscheidend erhöhen konnte. "Das war mir ein bisschen zu hektisch", klagte Fischer.
Der Schweizer hatte seine Mannschaft nach dem Sieg gegen Freiburg auf zwei Positionen verändert. Für Michael Parensen und Keven Schlotterbeck rückten Felix Kroos und Neven Subotic in die Anfangsformation, die sich im 4-2-3-1-System formierte. Fischer wollte auf diese Weise vor allem das Zentrum des Spielfelds in den Griff zu bekommen. Insgesamt waren die Gäste mit ihrer Art nicht unerfolgreich. Zwar hatten die Bayern meist den Ball, aber richtig gefährlich waren ihre Offensivbemühungen zunächst nicht.
Erst in der zweiten Halbzeit, als Union auch nach vorne mehr riskierte, kamen die Münchner gleich reihenweise zu guten Chancen. Generell aber fehlt dem Spiel der Münchner das Unwiderstehliche vergangener Tage, die Angriffe laufen meist nach Schema X ab. Unions Torhüter Rafael Gikiewicz musste an seinem 32. Geburtstag erst nach knapp einer Viertelstunde zum ersten Mal seine Hände bemühen. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Joshua Kimmich von der rechten Seite geriet seine Faustabwehr jedoch ein bisschen zu kurz. Bayerns Innenverteidiger Benjamin Pavard konnte den Ball von der Strafraumgrenze unbedrängt per Volleyschuss zum 1:0 für den Meister einschießen. Einen Vorwurf machte Fischer seinem Torhüter, der später noch drei glänzende Paraden zeigte, nicht. "Wir haben es als Team nicht gut verteidigt", sagte er.
Sonst war das Bedrohungspotenzial der Münchner in der ersten Hälfte recht überschaubar. "Wir haben's eigentlich gut verteidigt", sagte Fischer. Nach vorne allerdings ging auch für die Berliner wenig. Erst nach der Pause trauten sie sich ein bisschen mehr zu. Aber die Hoffnungen auf eine Sensation endeten früh. Nicht mal zehn Minuten waren vorüber, als das Unvermeidliche passierte - und Robert Lewandowski sein 13. Tor in dieser Spielzeit erzielte.
In jedem der neun Saisonspiele hat der Pole mindestens einmal getroffen, das ist neuer Rekord in 56 Jahren Bundesliga. Neben aller Klasse des Mittelstürmers ist für eine solche Bilanz auch ein bisschen Glück vonnöten. Lewandowski spielte vor dem 2:0 einen unfreiwilligen Doppelpass mit Felix Kroos. Der Ball flog Unions Mittelfeldspieler an den Kopf, von dort sprang er Lewandowski wieder vor die Füße, so dass der völlig frei vor seinem Landsmann Gikiewicz auftauchte. Den Spielstand nahm Urs Fischer ein bisschen irritiert zur Kenntnis. "Ich fand das erste Tor nicht zwingend", sagte er. "Und das zweite Tor ist auch nur zufällig entstanden."