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Schon in der Zweiten Liga protestierten Unions Fans bei den Spielen gegen Leipzig.
© Annegret Hilse/dpa

Protest zum Rückrundenauftakt: Unions Fans wollen in Leipzig wieder schweigen

Für viele Fans des 1. FC Union ist Rasenballsport Leipzig das größte Feindbild. Urs Fischer fordert von seinem Team trotz der Proteste volle Konzentration.

52 Sekunden. So wenig Zeit lag im ersten Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte zwischen dem Ende des Schweigens auf den Rängen und dem ersten Gegentreffer. Rein sportlich kann man also nicht sagen, dass der Protest seiner Fans dem 1. FC Union im Hinspiel gegen Rasenballsport Leipzig sonderlich geholfen hätte. Am Ende unterlagen die Berliner im August 0:4 und so ließ sich auch Trainer Urs Fischer vor dem Rückrundenauftakt in Leipzig am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) zu einem kleinen Scherz hinreißen. „Wenn ich an das Hinspiel denke, waren die ersten 15 Minuten nicht so schlecht. Es wurde eher schwächer, als die Stimmung kam“, sagte der Schweizer.

Dass die Fans zum Rückspiel am Samstag in Leipzig erneut die ersten 15 Minuten des Spiels schweigen wollen, hat Fischer zur Kenntnis genommen. „Die Fans haben sich dazu entschieden. Punkt!“, sagte der Trainer. Mit seinem Team habe er über den Protest gesprochen und fordert von seinen Spielern nun, dass sie „ab der ersten Sekunde bereit für diese Aufgabe sind“.

Während sich die Mannschaft naturgemäß auf den schwierigen sportlichen Part konzentriert, steht für Unions Anhang der Umgang mit dem „Konstrukt aus Leipzig“ im Zentrum. Schon vor einer Woche haben sich zahlreiche Union-Fanklubs auf einen gemeinsamen Protest geeinigt und eine Erklärung auf der Internetseite des „Wuhlesyndikats“ veröffentlicht. „Es kann auch diesmal nur bedeuten, dieses Spiel als kein normales anzusehen und weiterhin Haltung zu bewahren“, ist dort zu lesen. In der Praxis soll dies durch einen gemeinsamen „Trauermarsch“ zum Stadion geschehen, den Gästeblock wollen die Union-Anhänger erst kurz vor dem Anpfiff betreten und dann die erste Viertelstunde schweigen – und zwar alles in schwarz.

7000 bis 8000 Unioner fahren mit nach Leipzig

Der von einem österreichischen Getränkekonzern alimentierte Bundesliga-Herbstmeister ist für viele Berliner Anhänger das größte Feindbild. Sie kritisieren vor allem die fehlende Mitbestimmung bei Leipzig. Denn Fans haben bei Rasenballsport keine Möglichkeit, stimmberechtigtes Mitglied zu werden – die gesamte Entscheidungsgewalt liegt in der Praxis bei dem Konzern. Gerade bei Unions Ultras gilt der kommende Gegner als Marketingobjekt und schlimmstes Beispiel für die zunehmende Kommerzialisierung im Profifußball.

Schon in der Zweiten Liga protestierten die Berliner Fans daher bei den Spielen gegen Rasenballsport Leipzig. Am Samstag werden 7000 bis 8000 Unioner in Sachsen erwartet, beim Tabellenführer spielen die angekündigten Proteste dennoch keine besondere Rolle. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag wurden sie nicht mit einem Wort thematisiert und auch sonst geben sich die Leipziger betont entspannt.

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