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Feuerwerk der guten Laune. Da hätten Masken nur gestört.
© Michael Sohn/AP-Pool/dpa

Kritik aus der Politik an Party ohne Abstand beim 1. FC Union: Union will die „Folgen tragen“

Gibt es Konsequenzen nach der Feier von 3000 Fans auf dem Parkplatz vor dem Stadion? Union ist laut Präsident Zingler „vorbereitet“

Das schöne am Fußball im Stadion an der Alten Försterei ist, dass es immer weiter nach oben geht. Zumindest sportlich ist das so beim 1. FC Union. Da hat es der Berliner Fußball-Bundesligist längst geschafft sich nicht nur kultig zu geben, sondern auch im Profigeschäft außerordentlich erfolgreich zu sein. Und das darf dann natürlich auch mal gefeiert werden, zumal die Unioner nun am Sonnabend die sportlich erfolgreichste Liga-Saison ihrer Geschichte in Gesamtdeutschland hinter sich gebracht haben.

Zum ersten Mal seit 20 Jahren spielt der 1. FC Union wieder international und diesmal sogar über die Qualifikation in der Liga. Im Stadion verlief das Pilotprojekt mit dem Spiel vor 2000 Zuschauern im Spiel gegen RB Leipzig (2:1) noch alles gesittet, doch danach war es mit den guten Pandemie-Sitten vorbei. Mehr als 2000 Fans feierten dicht gedrängt und weitgehend ohne Maske auf dem Parkplatz vor dem Stadion. Auf dem Balkon über dem VIP-Zugang am Stadion winkte die Mannschaft, Trainer Urs Fischer warf seine Trainingsjacke in die feiernde Menge. Es war als hätte es das Virus nie gegeben.

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Nur leider kam die Reminiszenz an Zeiten vor Corona nicht überall gut, viele Menschen außerhalb des Unionschen Kosmos (und auch Menschen aus ihm) fanden das gar so nicht kultig. Martin Pallgen, Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, sagte dem Tagesspiegel: „Man muss trennen, was beim Pilotprojekt im Stadion geklappt hat und was dann vor dem Stadion geschehen ist. Was vor dem Stadion geschehen ist, war definitiv nicht in Ordnung, da gibt es nichts schönzureden. Das werden wir mit Union auch noch besprechen.“

Union ging am Sonntag dann schon in die Defensive. Präsident Dirk Zingler sagte: „Das war gestern nicht alles kritikfrei. Die Menschen waren da. Wir hatten 2000 Menschen im Stadion, wir hatten 2000 bis 3000 Menschen außerhalb des Stadions. Wir haben uns dann entschieden, dass wir diesen Menschen einen Raum geben, dass es nicht wahllos und wild wird da draußen.“

Zingler analysierte dann auch die gesamtgesellschaftliche Situation und da hat der Präsident von Union beobachtet: „Wir spüren aber seit Wochen im Grunde genommen, an unserem Standort und auch an anderen Standorten, dass die Menschen ein bisschen rausstreben aus der Situation.“ Daher hat Union den Fans den Platz zur Party gegeben. Denn Zingler sagt: „Das muss man kanalisieren. Man muss weiterhin vorsichtig sein und nicht ungeduldig werden. Aber man spürt an solchen Tagen, dass es diesen Druck gibt, und deshalb haben wir uns gestern dazu entschieden, um diesen Druck nochmal Raum zu geben.“ 

Senatssprecher Martin Pallgen deutete keine Konsequenzen an

Zingler glaubt im Übrigen, dass die Fans auch nicht gegangen wären, hätte sie der Klub dazu aufgefordert. „Sie hätten sich Zugang wahrscheinlich verschafft, wenn sie mit der Mannschaft feiern wollten.“ Eine Argumentation, die sicher Raum für Gegenargumente lässt. Aber der Präsident sagte auch: „Jetzt werden wir dann auch die Folgen zu tragen haben. Natürlich kann man uns als Veranstalter ein Vorwurf machen, den akzeptieren wir auch. Ob es da Folgen gibt, werden wir sehen. Aber auf die sind wir ja vorbereitet.“

Senatssprecher Martin Pallgen deutete keine Konsequenzen an. „Die Polizei hatte die Lage im Blick und entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet“, heißt es zu der Party ohne Abstand.

Christian Gaebler, Chef der Senatskanzlei twitterte allerdings: „Ich bezweifele stark, dass das Hygjenekonzept, das Grundlage für die Genehmigung des Pilotprojektes war, eine Party ohne Abstand und  Masken enthält. Insofern war das nicht durch die Genehmigung gedeckt." Andere fanden die Feier überhaupt nicht komisch. Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB) twitterte: „Und wir versuchen unter Einhaltung der Hygieneregeln den Amateur- und Breitensport zu öffnen! Liebe Unioner, wir gratulieren zu eurem Erfolg, aber wenn es stimmt, dass ihr eure Anhänger noch zu einer Feier vor dem Stadion auffordert, dann seid ihr in der Pandemie kein Vorbild.“

Nun, Union hat ja keine Anhänger zur Feier auf dem Parkplatz aufgefordert, heißt es ja laut Zingler. Und so wird sich der Ärger um die Party vom Sonnabend wohl verrauchen. Und dann kann es anständig weiter aufwärts beim 1. FC Union – sportlich gesehen.

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