TV-Sender des FC Bayern München: Ungefiltert unkritisch
Der FC Bayern startet als erster deutscher Klub einen eigenen Fernsehsender. In den USA und Spanien ist das schon lange üblich. Kritische Berichterstattung darf man aber nicht erwarten. Ein Kommentar.
Der FC Bayern kommt spät. Wie immer, auf dem Platz ist das ja legendär. Aber diesmal schießt Deutschlands bester Fußballklub kein Tor in der gefühlt 100. Minute der Nachspielzeit, sondern stellt sich medial so auf, wie sie das in den USA schon seit etlichen Jahren und in Spaniens Fußball seit einem Jahrzehnt machen. Der Rekordmeister macht seine eigenen Nachrichten, verkauft sie im eigenen TV-Sender. Real Madrid und der FC Barcelona verwöhnen ihren Anhang schon 24 Stunden lang mit Inhalten aus dem Klubleben. Nun also wird die kleine Revolution in der medialen Vermarktung auch im deutschen Profisport eingeleitet. Der Plan ist klar: Geld verdienen, das eigene Bild schönen und die kritischen Blickwinkel auf das Ganze ausschalten. Eine Revolution, die allen gut tut?
Der Weg in einen totalitären Sportstaat, in dem die Regierung die Nachrichten gleichschaltet, ist nicht zu befürchten. Wer möchte, kann nach demokratischem Prinzip das Bayern-TV auch ignorieren. Sicherlich aber ist der neue Werbesender aus München für die Fans eine Bereicherung, der Anhänger will ja mehr von seinen Lieblingen sehen, vermeintlich ungefiltert sogar ohne den Vermittler Medium. Livebilder vom Trainingsplatz sind da eine willkommen Sache. In Madrid zu Beispiel zeigen sie auch mal Bilder von der Basketballabteilung des Klubs – die hat ja Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach dem Vorbild Spanien in München auch nach oben gepusht – und allerlei Schnickschnack rund um Real. Spielerinterviews sind ein Kernthema, die Aussagen werden dann natürlich so rüberkommen, wie der Klub das will.
Das Bayern-TV wird ein Bayern-Phantasieland – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wenn sich der Konsument dessen bewusst ist, dann kann für ihn das neue Bayern-TV sogar nützlich sein. Wenn er Kritisches zu Uli Hoeneß sehen möchte, dann muss er eben umschalten.
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