Eintracht Braunschweig in der Relegation: Unfassbare Liebe
Das Duell zwischen Wolfsburg und Braunschweig ist ein ganz besonderes. Auch wenn die Liebe zum jeweiligen Verein unterschiedlich ausgeprägt ist. Ein Kommentar.
Eines hat Eintracht Braunschweig dem VfL Wolfsburg vor den Relegationsspielen zur Fußball-Bundesliga am Donnerstag und Montag schon mal voraus: Echte Liebe. „Es ist unfassbar, wie man einen Verein so lieben kann“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht in diesen Tagen. Ein Satz, der aus dem Munde eines VfL-Verantwortlichen nur schwer vorstellbar ist. Das kann auch Ansporn sein, da ist jedenfalls viel Pfeffer im Spiel.
Rund 30 Kilometer trennen Fans und Städte, beide Vereine hängen mehr oder weniger am Tropf von VW (die Eintracht mit Sponsorenverträgen), dem Arbeitgeber Nummer Eins in der Region. Hier der Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 e.V., 1967 Deutscher Sensations-Meister, oft ab-, auf- und wieder abgestiegen, mit Anhängern, die ihre Löwen-Liebe weit in die Republik hinaustragen. Dort der 1945 gegründete Werksklub, hervorgegangen aus der „Wettkampfgemeinschaft Betriebssportgemeinschaft Volkswagenwerk Stadt des KdF-Wagens“ von 1938, bei dem das Stadion in der Autostadt selbst zu Spitzenspielen kaum ausverkauft ist.
Ein Klassenkampf? David gegen Goliath? Eher nicht. Dennoch, diese Fußballsaison in Deutschland könnte, vom Pokalfinale abgesehen, kaum aufgeheizter zu Ende gehen. „Da sind Emotionen dabei. Das habe ich damals schon gespürt“, sagt VfL-Trainer Andries Jonker, Assistenz-Coach bei zwei Begegnungen im gemeinsamen Bundesliga-Jahr 2013/14. Da konnte der große VfL gegen die kleine Eintracht kein Spiel gewinnen. Das Heimspiel ging 0:2 verloren, das Rückspiel endete 1:1. Zwei Resultate, die jetzt in der Relegation den Abstieg für den millionenschweren Erstligisten bedeuten würden.
Eintracht-Fans dürften nach dem Aufstieg Braunschweig und wohl auch Teile von Berlin auf den Kopf stellen. Nach dem Eintracht-Spiel am Sonntag präsentierten Braunschweiger Spieler schon mal vor ihrer Fankurve ein Banner mit dem Aufruf zur „Blau-gelben Invasion“ in Wolfsburg – sie sollten am Donnerstag auch ohne Karte zum Spiel in die Nachbarstadt fahren. Und hoffen, dass der ICE in Wolfsburg hält.