Fußball-Bundesliga: Umkämpftes Remis in Wolfsburg, VfB deklassiert Hannover
Wolfsburg und Bremen verpassen einen Sprung in der Tabelle. Stuttgart gewinnt 5:1 gegen Hannover und verschafft sich Luft im Abstiegskampf.
Bruno Labbadia und der VfL Wolfsburg haben im Europa-League-Rennen der Fußball-Bundesliga einen großen Schritt verpasst. Am Ende einer turbulenten Woche, in der diverse Äußerungen auf eine Trennung nach dieser Saison sowie ein belastetes Verhältnis zwischen dem Trainer und dem Sportchef Jörg Schmadtke schließen lassen, spielte der Tabellensiebte am Sonntag nur 1:1 (0:0) gegen den direkten Konkurrenten Werder Bremen. John Anthony Brooks brachte den VfL in der 54. Minute per Kopf in Führung. Werders Ausgleich fiel 20 Minuten später durch den früheren Wolfsburger Max Kruse (74.).
Schmadtke und Labbadia waren vor dem Spiel bemüht, die Unruhe in Wolfsburg wieder einzufangen. Der Geschäftsführer entschuldigte sich sogar für seine öffentlichen Äußerungen über den Trainer. Inhaltlich bestätigte er jedoch noch einmal, was er bereits drei Tage zuvor der "Bild"-Zeitung gesagt hatte: "Wir haben kein freundschaftliches Verhältnis. Das ist aber auch nicht nötig. Das private Verhältnis spielt überhaupt keine Rolle, was irgendwelche Entscheidungen und die tägliche Arbeit angeht."
Casteels hatte Sichtprobleme
Obwohl Werder in der 9. Minute die erste Torchance durch Johannes Eggestein hatte, war Wolfsburg die deutlich druckvollere und aggressivere Mannschaft. Allerdings spielte sich der VfL zunächst kaum klare Torchancen heraus, weil immer ein Bremer im letzten Moment im Weg stand. In der 11. Minute prallte Mehmedi mit Torwart Jiri Pavlenka zusammen. In der 40. Minute wurde ein Schuss des Schweizers noch abgeblockt.
Beide Teams mussten das Spiel danach gehandicapt fortsetzen. Werders Verteidiger Sebastian Langkamp musste bereits in der 42. Minute wegen einer Schulterverletzung vom Feld. Wolfsburgs Torwart Koen Casteels blieb in der Halbzeitpause wegen Sichtproblemen in der Kabine. Ersatzkeeper Pavao Pervan aus Österreich bekam nach der Pause aber auch nicht viel zu tun. Wolfsburg war weiter dominant. Der lange verletzte Klaus vergab in der 52. und 59. Minute zwei gute Chancen. Dazwischen traf Brooks trotz aller Bremer Proteste zum 1:0.
Werder tat erst danach etwas für dieses Spiel und hatte durch beide Eggestein-Brüder die Chance zum Ausgleich (57./72.). Auch Fanliebling Claudio Pizarro brachte ab der 68. Minute neuen Angriffsdruck ins Bremer Spiel. Mehr als das 1:1 hatte Werder aber nicht verdient.
Stuttgarts erster Sieg nach acht Spielen
Die Hoffnung des VfB Stuttgart auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga lebt - die Abstiegssorgen von Hannover 96 werden nach einem desolaten Auftritt im Kellerduell dagegen immer größer. Dank des 5:1 (3:0)-Erfolgs am Sonntag vergrößerte der VfB als Drittletzter den Abstand auf die Niedersachsen und hält den Anschluss an den ersten Nicht-Abstiegsplatz.
Ex-Nationalstürmer Mario Gomez (4. Minute) sowie jeweils zweimal der 18 Jahre alten Winter-Neuzugangs Ozan Kabak (16./45.) und Steven Zuber (78./81.) bescherten den Schwaben vor 55 781 Zuschauern den ersten Sieg nach zuvor acht Partien ohne Erfolg. Jonathas (68.) gelang der Treffer für die Gäste. Damit darf der unter Druck stehende VfB-Coach Markus Weinzierl nach dem höchsten Bundesliga-Sieg seit dem 11. Februar 2012 (5:0 gegen Hertha BSC) erst einmal durchatmen. Die sportliche Lage von Hannover 96 hat sich nach einer erschreckend schwachen Leistung dagegen nochmals verschärft. Fünf Punkte trennen die Niedersachsen nun vom Relegationsplatz.
Thomas Doll verzweifelte an der Seitenlinie
Es gab in der Mercedes-Benz Arena von Beginn an nur ein Team, dem der Willen zum Verbleib in der Bundesliga anzusehen war: dem VfB. Was Hannover dagegen anbot, war über weite Strecken nicht Bundesliga-tauglich. Einsatzbereitschaft, Zweikampfverhalten, Offensivstärke - den Gästen mangelte es an fast allem. Hinzu kamen immer wieder teils katastrophale Abwehrschnitzer. Erstmals in dieser Saison gelang dem VfB mehr als ein Treffer in der ersten Halbzeit - und es hätten sogar noch mehr sein müssen.
Angesichts der desolaten Vorstellung seiner Mannschaft verzweifelte Hannover Trainer Thomas Doll an der Seitenlinie. Außer Esser stemmte sich keiner seiner Akteure gegen die Niederlage. Ein leichtes Aufbäumen begann erst im zweiten Durchgang, weil der VfB es dann zu lässig anging. Hannover kam so noch zum Anschlusstreffer durch Jonathas (68.), dem per Kopf das 1:3 gelang. Als 96 die Offensive verstärkte, schlug der VfB eiskalt zu. Zuber bestrafte die Niedersachsen innerhalb weniger Minuten und sorgte für großen Jubel bei den Fans, die nach langer Zeit „Oh, wie ist das schön“ anstimmten. (dpa)