zum Hauptinhalt
Er geht nicht ganz: Uli Hoeneß, Präsident FC Bayern München, verlässt während des Empfangs durch den bayerischen Ministerpräsidenten im Hofgarten hinter der bayerischen Staatskanzlei das Rednerpult. Einen Platz im Aufsichtsrat wird Hoeneß wohl in Zukunft behalten.
© Peter Kneffel/dpa

Präsident vor Teil-Rückzug: Uli Hoeneß verlässt den FC Bayern nicht ganz

An diesem Donnerstag wird Uli Hoeneß offiziell den Rückzug aus der Vereinsspitze des FC Bayern ankündigen. Vom 67-Jährigen gibt es ein Versprechen.

Uli Hoeneß genoss schwitzend und tief bewegt die große Zuneigung der Bayern-Fans. Solch angenehme Präsidenten-Termine wie am Mittwoch dürfte der nach allen Vorzeichen in drei Monaten aus der Führungsspitze des FC Bayern scheidende Vereinspatron schmerzlich vermissen. Unter einem weiß-blauen Himmel stand der 67-Jährige in München im Hofgarten der Bayerischen Staatskanzlei im Mittelpunkt und freute sich bei hochsommerlichen Temperaturen über die Ehrung des Deutschen Meisters und DFB-Pokalsiegers durch Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Ganz besonders berührten ihn die „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“-Sprechchöre der Fans in ihren Bayern-Trikots.

„Ich empfinde es als eine wahnsinnige Ehre, dass der bayerische Ministerpräsident sagt: Wenn es dem FC Bayern gut geht, dann geht es Bayern gut“, sagte Hoeneß in seiner Ansprache. Einen Tag vor der offiziellen Verkündung seiner Zukunftsentscheidung am Donnerstag war er die zentrale Figur des Empfangs der Mannschaft um Kapitän Manuel Neuer und den Neuzugängen wie dem neuen Topstar Philippe Coutinho.

Hoeneß' Aufsichtsratskollege Edmund Stoiber bestätigte am Mittwoch den Abschied des Mr. FC Bayern aus der Klubführung nach der Ehrung schonmal als fix. Der langjährige Weggefährte nannte Gründe, wie den „Schock“ der Jahreshauptversammlung und „Zwistigkeiten“ mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Auch bei Hoeneß selbst klang der Abschied durch. Am Donnerstag möchte er zunächst den Aufsichtsrat auf einer Sitzung darüber unterrichten, was schon vor fünf Wochen zum Abschluss der USA-Reise des FC Bayern publik geworden war: Er will sich Ende November aus dem Präsidentenamt zurückziehen. Den Vorsitz des Aufsichtsrates, in dem er vor nicht mal einem Jahr bis Ende 2022 bestätigt wurde, gibt er auch vorzeitig ab.

Ganz geht der langjährige Manager aber nicht. Er möchte als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat verbleiben. Und er versprach am Mittwoch: „Die Hilfe für den FC Bayern hat ja nichts mit dem Amt zu tun. Ich habe immer gesagt, dass ich dem Verein, was immer ich tun kann, zur Verfügung stehe - und das ist nicht an irgendein Amt gebunden.“

Söder: „Er wird dem Verein in irgendeiner Form erhalten bleiben“

Seine Ämter soll der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer übernehmen, für den Stoiber „große Zustimmung“ erhofft. Der 65 Jahre alte Niederbayer fungiert aktuell als stellvertretender Vorsitzender in dem neunköpfigen Kontrollgremium. Der mit roter Krawatte erschienene Hainer hielt sich - im Gegensatz zum leger mit Hemd und Sakko gekleideten Hoeneß - dezent im Hintergrund.

„Er lässt nicht locker und wird dem FC Bayern immer verbunden bleiben. Er wird immer unterstützen und immer helfen“, glaubt Kapitän Neuer. Es werde niemals ein Vereinsleben ohne Uli Hoeneß geben.

Ministerpräsident Söder würdigte bei der stimmungsvollen Veranstaltung den FC Bayern als „internationales Aushängeschild“ des Freistaats. „Ich weiß nicht, wie die konkrete Entscheidung ausfallen wird“, sagte Söder nach dem offiziellen Teil zu Hoeneß, „aber er wird dem Verein sicherlich in irgendeiner Form erhalten bleiben. Er gehört zu den ganz Großen des deutschen Fußballs.“ Zudem sei er der „Vater“ des Vereins. „Er wird dem FC Bayern in jeder Beziehung emotional verbunden bleiben“, meinte Söder. Er bekam von Hoeneß ein rotes Bayern-Trikot mit der Nummer zwölf überreicht - so viele Double hat der deutsche Rekordchampion gewonnen.

Die Ehrung sehe er als „Vorboten für die Saison“, sagte Hoeneß: „Ich glaube, wir waren selten so breit aufgestellt und gut vorbereitet auf die neue Saison.“ Auch das klang nach Abschied. Eine Entscheidung, die der Bauchmensch Hoeneß nach reiflicher Überlegung getroffen hat und „nicht innerhalb von zwei Tagen“. Das sei „ein Prozess von circa einem Jahr“ gewesen. „Das muss man in Ruhe mit der Familie besprechen, und dann eine Entscheidung treffen“, erläuterte er.

Stoiber sagte am Rande der Veranstaltung, dass die letzte Mitgliederversammlung mit Kritik und Buhrufen gegen Hoeneß schwer getroffen habe. „Und danach kamen die Zwistigkeiten mit Kalle dazu“, sagte Stoiber. Anders als Hoeneß hatte sich Vorstandschef Rummenigge nicht klar zu Trainer Niko Kovac positioniert, diesem auch keine Jobgarantie gegeben.

Stoiber wollte Hoeneß umstimmen

Hoeneß ließ auch erneut erkennen, wie sehr ihn die Jahreshauptversammlung aus dem November 2018 verletzt hatte. Der lautstarke Fanzuspruch vor der Staatskanzlei habe ihn „in dieser Eindeutigkeit“ überrascht, gestand Hoeneß: „Das war ja vor einem Jahr nicht ganz so.“ Umstimmen konnte ihn auch der Verwaltungsratsvorsitzende Stoiber nicht, der es nach eigenen Worten wiederholt versucht hatte.

Hoeneß hat die wichtigsten Weichen für die Zukunft bereits gestellt. Neben Hainer hat er Ex-Kapitän Oliver Kahn (50) als designierten Nachfolger für Vorstandschef Rummenigge (63) gewonnen, der Ende 2021 aufhören will. Durch Trainer Niko Kovac, Sportdirektor Hasan Salihamidzic sowie die Vorstände Jan-Christian Dreesen und Jörg Wacker hat Hoeneß schon zuvor etliche Positionen mit Leuten seiner Wahl besetzt.

Auch Kovac wurde übrigens im Hofgarten von den Fans gefeiert. Als Söder die „guten Nerven, die Zähigkeit und die Durchsetzungskraft“ des Trainers in seinem ersten Bayern-Jahr rühmte, stimmten die Anhänger „Niko“-Rufe an. Zuhörer Hoeneß genoss auch das, denn er war immer der größte Kovac-Unterstützer beim FC Bayern. (dpa)

Zur Startseite