Alba Berlin bei Bayern München: Uli Hoeneß: Rauflustiger Rückkehrer
Der Rückkehrer Uli Hoeneß pusht wieder Bayerns Basketballer – und fordert gleich mal lautstark die Konkurrenz heraus, wie Alba Berlin am Sonntag in München.
Bevor Marco Baldi noch eine Frage zu Uli Hoeneß beantworten muss, bestellt der Geschäftsführer von Alba Berlin noch ein Getränk. Im Restaurant in der Arena am Ostbahnhof gibt es nur noch kleine Gläser, also bestellt Baldi lieber auf Vorrat. Vor allem, wenn es so viel zu erzählen gibt über den nächsten Gegner, Bayern München, und den prominenten Rückkehrer dort.
Hoeneß soll zwar erst im November wieder zum Vereinspräsidenten gewählt werden, aber der 64-Jährige gibt bereits fleißig Interviews – über Basketball, wohlgemerkt, nicht über Fußball. Und zeigt sich dabei gleich angriffslustig. Ein paar Scharmützel mehr im Basketball „könnten ruhig sein“, sagte Hoeneß jüngst der „Bild“. „Wenn ich mich mal mit jemandem streite, zuckt gleich die ganze Liga zusammen. Heckmeck gehört dazu.“
Den Fehdehandschuh will Baldi nicht aufnehmen. „Ich kann ihm nicht, nur weil er das gesagt hat, eine reinwürgen“, sagt Albas Basketball-Boss. „Da müssten wir erstmal einen Anlass finden. Aber ich bin sicher, den werden wir finden.“ Ein Anlass wäre doch das Auswärtsspiel an diesem Sonntag in München (15.30 Uhr, live im Netz bei Telekombasketball.de).
Stattdessen spricht Baldi voller Respekt über den Mann, den er zuletzt vor einem halben Jahr getroffen hat, beim Pokal-Finalturnier in München, als Alba triumphierte. Hoeneß sei „eine Lichtgestalt von Bayern München“, er werde „für richtig Wind sorgen, gerade was Basketball anbelangt. Er macht keine halben Sachen und wird da richtig reinholzen.“
Das kann dem Meister von 2014 nach zwei titellosen Jahren nur helfen. Das 2011 so ehrgeizig in der Bundesliga gestartete Projekt hätte sogar ganz „in Gefahr geraten können“, glaubt Baldi. Als man „nach der ganzen Geschichte“, also: der Haftstrafe wegen Steuerbetruges, „nicht wusste, ob er nochmal zurückkommt. Jetzt ist Hoeneß da, er ist der Garant.“
Hoeneß will auch im Basketball die Nummer 1 werden
Und der Rückkehrer macht gleich klar, wo seine Prioritäten liegen. Auf der großen Bühne Fußball hält Hoeneß sich zurück, vielleicht auch bewusst. Dort lief es sportlich ja auch ohne ihn. Die Nebenbühne Basketball ist dagegen noch ausbaufähig. „Wir wollen wie im Fußball die deutsche Nummer 1 werden“, kündigte Hoeneß in der „Bild“ an und ließ sich schon filmen, wie er in der Halle Korbleger übt und Kabinenansprachen hält. „Es gibt allerdings keine Quersubventionen vom Fußball“, behauptet er. Die Basketballer hätten einen Team-Etat von unter 10 Millionen Euro und müssten sich selbst tragen. Das zu glauben, fällt schwer.
Vor allem, wenn man die prominenten Verstärkungen sieht. Der neue Trainer Sasa Djordjevic, der Svetislav Pesic folgte, hat mit Serbien die Silbermedaille bei Olympia in Rio gewonnen und kündigte im dpa-Interview an: „Ich will immer gewinnen, ich will Medaillen, ich will Titel.“ Dafür bekam er starke Neuzugänge wie US-Center Devon Booker oder den früheren Berliner Reggie Redding. Auch Alex King, letzte Saison Alba-Kapitän, spielt nun in München. Gemeinsam gewannen sie gleich mal die ersten vier Bundesliga-Spiele. Das dürfte Djordjevic und vor allem Hoeneß nicht genug sein.
Dass Bamberg zuletzt sechs von sieben Meisterschaften gewann, „dürfte ihm gar nicht gefallen“, glaubt Baldi. Der neue, alte Macher, der schon von einem Freiluftspiel in der Fußball-Arena träumt, könnte Schatullen für Spielertransfers und einen Hallenbau öffnen. Oder neue Schatullen auftun. Das wird wiederum Bambergs Mäzen Michael Stoschek nicht gefallen. „Da wird es eine gewisse Rivalität geben“, sagt Baldi, „wir müssen sehen, wo wir da mit unseren Mitteln unsere Position finden.“
Ein unerwarteter Auswärtssieg heute wäre da ein Anfang. Und vielleicht ein Anlass für das von Hoeneß erwünschte Scharmützel.