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Grübelnd auf dem Grün. Unions Trainer Sascha Lewandowski gilt als Perfektionist, der viel Energie und Einsatz für seine Arbeit aufbringt.
© picture alliance / dpa/Stache

1. FC Union Berlin: Überraschendes Attest: Sascha Lewandowski krankgeschrieben

Der Trainer fehlt Union drei Wochen aus gesundheitlichen Gründen. Genauere Angaben zur Krankheit machte der Verein nicht.

Der Dienstagmorgen schien ein ganz gewöhnlicher zu werden für die Fußballer des 1. FC Union Berlin. Bis Helmut Schulte in der Kabine auftauchte. Der Manager informierte die Spieler, dass Co-Trainer André Hofschneider in den kommenden drei Wochen das Training leiten und die Mannschaft während der Punktspiele betreuen wird. Trainer Sascha Lewandowski stehe aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Verfügung. Wenig später verschickte der Berliner Zweitligist eine Pressemitteilung. Darin heißt es über Lewandowski: „Der 44-jährige Fußballlehrer ist für drei Wochen krankgeschrieben.“ Lewandowski wurde mit den Worten zitiert: „Ich muss die Empfehlung meiner Ärzte akzeptieren und mich rausnehmen. Jetzt werde ich alles daran setzen, möglichst schnell wieder bei der Mannschaft zu sein“. Angaben zum genauen Krankheitsbild wurden nicht gemacht. Was Lewandowski tatsächlich fehlt, kann nur vermutet werden.

Selbst die beiden Co-Trainer sollen nicht wissen, was Lewandowski hat

Dabei dürfte es sich kaum um eine körperliche Versehrtheit handeln. Ein Bandscheibenvorfall oder ein gebrochener Fuß sind kein Grund, nicht öffentlich kommuniziert zu werden. Neben den Spielern sollen selbst die beiden Co-Trainer Hofschneider und Sebastian Bönig im Unklaren gelassen worden sein. Ihnen wurde angeblich auch nicht mehr mitgeteilt, als der Presseerklärung zu entnehmen war.

Lewandowskis Ausfall trifft den Verein unerwartet, in den vergangenen Wochen oder Tagen hatte es keine offensichtlichen Hinweise darauf gegeben, dass er womöglich erschöpft oder ausgebrannt sei. Motiviert und engagiert wie immer sei er aufgetreten, heißt es. Die Mannschaft hatte sich in den letzten Wochen deutlich verbessert gezeigt, abgesehen vom 0:3 bei Tabellenführer RB Leipzig stimmten die Resultate.

Selbst für seine engsten Mitarbeiter wurde der Trainer zeitweise immer undurchsichtiger

Ob Lewandowski das auch so sah? Er gilt als Perfektionist, als einer, der enorm viel Energie für seine Arbeit aufbringt. Während der Saison schalte er nur ganz selten ab, erzählte Unions Trainer im Herbst. Im Grunde denke er ständig an Fußball. Dass die Mannschaft in den ersten Monaten nach seiner Amtsübernahme kaum Erfolg hatte, frustrierte ihn. Der Ton wurde rauer und Lewandowski selbst für seine engsten Mitarbeiter immer undurchsichtiger. Manchmal änderte er kurzfristig noch den Trainingsplan, ohne seine neuen Gedanken an die entsprechenden Adressaten weiterzugeben. Der Umgang mit ihm in Phasen der Anspannung sei nicht immer leicht, heißt es.

Auch während der Weihnachtspause konnte er kaum abschalten

Müde war Lewandowski dann kurz vor Weihnachten. Auf das traditionelle Weihnachtssingen einen Tag vor Heiligabend verzichtete er und reiste schon vorher nach Bochum. Er müsse sich ausruhen und mal abschalten, mit Freunden und seiner Lebensgefährtin, sagte er. Dass daraus was wurde, darf bezweifelt werden. Zwischen den Jahren kulminieren die Bemühungen um Wintertransfers, Union zeigte sich besonders aktiv. Beinahe täglich sprach Lewandowski am Telefon mit potentiellen Neuzugängen. Eine persönliche Unterredung mit dem Trainer ist für viele Profis immer noch ein wichtiges Argument bei einem Vereinswechsel.

Er freue sich über die kleinen Schritte, mit denen sich Mannschaft und Verein in die richtige Richtung entwickeln, hatte Lewandowski vergangene Woche noch gesagt. Dass dies aus seiner Sicht ruhig etwas schneller vonstatten gehen könnte, ist hinter vorgehaltener Hand kein Geheimnis. Mit den Gegebenheiten und dem Niveau der Zweiten Liga hatte sich der Trainer nie leicht getan, aus Leverkusen war er besser ausgebildete Spieler gewohnt.

Lewandowski fehlt mindestens vier Spiele

Lewandowski wird Union in einer wichtigen Saisonphase fehlen. Als Zwölfter haben die Berliner zwar neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, aber in den kommenden drei Wochen stehen wichtige Spiele gegen direkte Konkurrenten an. Am Freitag kommt der Karlsruher SC ins Stadion an der Alten Försterei, dann geht es am Dienstag zu Greuther Fürth, vier Tage später ist der FSV Frankfurt in Köpenick zu Gast. Auch für das Spiel beim Tabellenletzten MSV Duisburg ist Lewandowski nach krankgeschrieben. Punktet Union in diesen vier Spielen nicht ausreichend, könnte ein turbulentes Frühjahr mit Abstiegskampf in Köpenick anstehen.

Das will niemand. Genau so wenig wie einen Trainer, der seine Gesundheit aufs Spiel setzt.

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