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Die bisherigen zwei Spiele gegen Frankfurt in dieser Saison gewann Schwäbisch Hall (grüne Trikots).
© Chris Haas/C-Sportpics/dpa

Football-Finale in Berlin: TV-Experte Motzkus zum German Bowl: „Starkes Geschmäckle“

Roman Motzkus zu den finanziellen Problemen von Finalist Frankfurt und über die Football-Begeisterung in Deutschland.

Herr Motzkus, wie viele der letzten German Bowls haben Sie live miterlebt?

Alle seit 2001. Bei den letzten fünf war ich Stadionsprecher.

Und diesmal, am Samstag beim Spiel zwischen Titelverteidiger Schwäbisch Hall Unicorns und Frankfurt Universe im Jahn-Sportpark (18 Uhr, live bei Sport1)?

Kann ich leider nicht hingehen. Am Sonntag kommentiere ich das NFL-Spiel Seattle Seahawks gegen Oakland Raiders in London und fliege schon Freitagabend, weil noch einiges vorzubereiten ist.

Finalist Frankfurt hat 1,5 Millionen Euro Schulden. Es läuft ein Insolvenzverfahren.

Manche Vereine kommen mit einem Etat von 200 000 Euro durch die Saison. Verglichen damit sind 1,5 Millionen Euro eine unglaubliche Zahl. Wenn du so viel Geld verbrennst und dann vielleicht Meister wirst, das hätte ein starkes Geschmäckle und wäre nicht gut für unseren Sport. Aber ich denke ohnehin, dass es Schwäbisch Hall wieder packt. Sie haben die Final-Erfahrung und spielen in meinen Augen ein bisschen cleverer.

National Football League und German Football League (GFL) – sind das vom Niveau her zwei verschiedene Sportarten?

Vom drumherum sind die Unterschiede klein, etwa wird in Deutschland nach College-Regeln gespielt. Aber bei der Geschwindigkeit oder der Erfahrung der Spieler gibt es Riesenunterschiede. In die NFL schafft es nur die Crème de la Crème.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Es hat sich auch einiges verändert. Zu meiner aktiven Zeit kamen die US-Spieler oft aus den Kasernen. Wer Football-Erfahrung aus der High School hatte, war ein Mega-Star. Heute beginnen die Kinder mit sechs Jahren mit Flag Football. Als Verein kann man nicht mehr irgendwen in die GFL holen, sondern nur Leute, die knapp die NFL verpasst haben.

Roman Motzkus im Sommer bei einem Spiel der Potsdam Royals.
Roman Motzkus im Sommer bei einem Spiel der Potsdam Royals.
© Gerhard Pohl

Die öffentliche Aufmerksamkeit für die NFL ist ebenfalls eine andere geworden.

Bei unseren Übertragungen steigen die Einschaltquoten kontinuierlich. Zudem haben es in letzter Zeit mehrere deutsche Spieler in die NFL geschafft. Es ist inzwischen wieder cool, in Deutschland Football zu gucken.

Hat die GFL auch etwas vom gesteigerten Interesse an der NFL?

Der Schwung durch die Übertragungen im Free-TV wirkt sich aus. Die Saison überschneidet sich kaum. Immer mehr NFL-Fans suchen sich in der Pause Möglichkeiten, Football zu gucken. Das sehe ich an Bildern in den Sozialen Medien von Leuten, die bei ihren Heimatvereinen vorbeischauen. Ich glaube, da geht noch mehr. Football ist Show, Härte, Technik, Taktik, es steckt so viel drin.

Zum German Bowl werden 15 000 Zuschauer erwartet. Das Spiel wird live im Fernsehen übertragen. Kommt Football raus aus der Nische?

So eine Übertragung ist natürlich gut. Aber das ist nur einmal im Jahr. Da gibt es keinen Nachhall. Vom deutschen Verband kommen viel zu wenig Aktionen, im Stadtbild sehe ich keine Werbung für den German Bowl.

Was könnte mehr helfen?

Einen dauerhaften Effekt haben die Livestreams der Vereine. Da würde ich mir mehr Unterstützung vom Verband wünschen. Auch in finanzieller Hinsicht. Die Vereine müssen alles selbst schultern.

Interview: Sebastian Schlichting

Roman Motzkus, 49, war in seiner aktiven Karriere dreimal Deutscher Meister mit den Berlin Adlern. Seit 2015 ist er TV-Experte bei den NFL-Übertragungen von Sat.1 und ProSieben Maxx.

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