Basketball: TuS Lichterfelde: Die Talent-Fabrik aus Berlin
Die Basketballerinnen des TuS Lichterfelde schaffen mit wenigen Mitteln viel. Das liegt auch an der ehemaligen Bundestrainerin Alexandra Maerz.
Heimat ist etwas Schönes, findet Alexandra Maerz. Sie ist auch dann noch schön, wenn man als ehemalige Basketball-Bundestrainerin in einer kleinen Sporthalle steht und nur 100 Menschen die Mannschaft sehen wollen, die man trainiert.
„Es geht, auch wenn es sich abgedroschen anhört, um Dinge wie Zusammenhalt, um Identifikation, um die Vereinskultur“, sagt Maerz. Auch deswegen ist die 44-Jährige zurückgekehrt nach Berlin und auch zurück zum Turn- und Sportverein Lichterfelde, den alle nur TuSLi nennen. In Berlin ist sie geboren und aufgewachsen, beim TuSLi konnte sie ihrer Leidenschaft Basketball nachgehen, zuerst als Spielerin, nach einer schweren Knieverletzung dann als eine der angesehensten Trainerinnen Deutschlands.
Den wenigsten Menschen, auch den sportinteressierten, wird der Name Alexandra Maerz geläufig sein, und das, obwohl sie von 2012 bis 2014 Bundestrainerin war. Und den wenigsten Menschen außerhalb Berlins wird der TuSLi etwas sagen, auch wenn die Frauen der Basketball-Abteilung immerhin in der Zweiten Liga spielen. Das liegt daran, dass Basketball im deutschen Sportraum keine große Rolle einnimmt und der Frauen-Basketball dort so gut wie überhaupt nicht vorkommt.
Maerz und der TuSLi haben dabei mehr Beachtung verdient. Seit zwei Jahren trainiert Maerz den Klub, überdies verantwortet sie den gesamten weiblichen Jugendbereich. Der Verein schreibt, auch wenn dies kaum jemand mitbekommt, erstaunliche Erfolgsgeschichten. Die Frauen halten sich in der Zweiten Liga, obwohl sie – im Gegensatz zu den meisten anderen – keine einzige Profi-Spielerin in ihren Reihen haben. Denn trotz des Schattendaseins in Deutschland steigt die Professionalisierung im deutschen Frauen-Basketball. So wurde die Ausländerbeschränkung gelockert, viele Liga-Konkurrenten verstärkten sich mit Spielerinnen aus dem Ausland.
Bei TuSLi dagegen setzt sich der Kader aus Berlinerinnen und ein paar Zugezogenen zusammen. In der vergangenen Saison ließ Maerz sogar zwei 15-Jährige in der zweithöchsten deutschen Liga spielen. „Das ist unsere Philosophie“, sagt Maerz. „Wir sind ein Ausbildungsverein.“
Finanzielle Anreize kann TuSLi weniger bieten
Jedes Jahr bringt der Verein große Nachwuchshoffnungen heraus, Frauen wie Männer. Aktuell spielen in Nyara Sabally, Satou Sabally, Patricia Broßmann, Leyla Öztürk, Meret Kleine-Beek, Victoria Poros, Elisa Bilepp, Blanca Stammer, Hendrik Drescher, Bennet Hundt und Jonas Mattisseck elf aktuelle oder ehemalige TuSLi-Spielerinnen und -Spieler in den Jugendnationalmannschaften.
Möglich macht dies auch das Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB), in dem der Stundenplan der Schülerinnen und Schüler den besonderen Fokus auf Basketball mit mindestens vier Trainingseinheiten pro Woche ermöglicht. Zudem, erzählt Maerz, profitiere TuSLi vom Reiz Berlins. „Viele talentierte Mädchen wollen nach Berlin. Das hilft sehr“, sagt sie.
Finanzielle Reize kann der Verein weniger bieten. Von den vielen Talenten, die TuSLi hervorbringt, bleibt monetär kaum etwas hängen. „Es werden keine Ablösen gezahlt“, sagt Maerz. Lediglich über eine sogenannte Homegrown-Regelung bekommt TusLi ein bisschen Geld für seine Ausbildungsarbeit zurück. Aber das bewegt sich eher in Größen, die ausreichen, um die Weihnachtsfeier mitzufinanzieren.
„Wir profitieren von unserer Ausbildung einzig und allein dadurch, dass viele dieser Mädchen für uns spielen. Und wenn jemand den Sprung zu einem richtigen Profi-Verein schafft, dann können wir stolz sein“, sagt Maerz.
Ein richtiger Profi-Verein ist TuSLi demnach nicht. Aber er könnte es werden. Dazu bräuchte es Sponsoren, wohl auch eine Ausgliederung der Basketballerinnen. „Kurz- und mittelfristig sehe ich das noch nicht“, sagt Maerz. Sie selbst hat einst als Trainerin der BG Zehlendorf erlebt, wie schnell man sich mit der Ersten Liga als Verein verheben kann. Außerdem könnte unter einer Professionalisierung die Vereinskultur leiden. „Aber es wäre schon schön, wenn unsere Besten in der Zukunft einfach bei uns bleiben könnten“, sagt Maerz.