Berliner Fußball: Türkiyemspor entlässt Trainer Gebhardt
Der Kreuzberger Oberligist kommt nicht zur Ruhe. Jetzt muss Trainer Marco Gebhardt gehen. Das Verbot, für einen Wettanbieter zu werben, hat der Klub derweil mit einem Trick umgangen.
„Die Entlassung von Marco Gebhardt hat ausschließlich sportliche Gründe“, sagt Türkiyemspor-Präsident Yalcin Sancar. Demnach habe man auf das mäßige Abschneiden in der Oberliga Liga, vor allem aber auf das enttäuschende Aus im Berliner Pokalwettbewerb reagiert. Gerade im lukrativen Pokalwettbewerb hatten sich die Kreuzberger als einer der höchstklassigen Teilnehmer einiges erhofft, scheiterten aber schon in der zweiten Hauptrunde überraschend am Berlin-Ligisten SC Staaken.
Der ehemalige Bundesliga-Profi und Unioner Gebhardt war erst im Juli als Türkiyem-Trainer vorgestellt worden, nachdem der Iraner Bahman Foroutan nach ebenfalls sehr kurzer Amtszeit überraschend entlassen wurde. Jetzt sitzt erst einmal Manager Cemal Can auf der Trainerbank, wie schon am Ende der vergangenen Saison, bevor Foroutan übernahm.
Weitere Erfahrung als Trainer hat Can nicht, dafür ist er seit seiner Kindheit bei Türkiyemspor und kennt die Spieler gut, da er in seiner Funktion als sportlicher Leiter schon länger sehr nah an der Mannschaft war. Dennoch soll dies nur eine Interimslösung sein, der Verein sucht bereits nach einem Nachfolger, wie Präsident Sancar mitteilt.
Auch auf der höheren Vereinsebene rumort es weiter: Ümit Ünsal ist vor wenigen Wochen als Vorstandsmitglied und Geschäftsführer zurückgetreten. Grund seien laut Ünsal „persönliche und interne Dinge“ gewesen. Meinungsverschiedenheiten in der Debatte um den umstrittenen Trikotsponsor könnten hier eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.
Die Posse um den Wettanbieter „betfair“, dessen Schriftzug zu Saisonbeginn auf den Türkiyemspor-Trikots prangte, geht ebenfalls weiter. Aus dem vom Verband nicht genehmigten Schriftzug haben die Kreuzberger kurzerhand das „t“ entfernen lassen – so ist nun der Slogan „Be Fair“ zu lesen. Ein geschickter Zug, denn so umgeht Türkiyemspor nicht nur das Verbot, sondern gibt gleichzeitig ein Statement in Richtung der Verbände ab, von denen sie sich ungerecht behandelt fühlen. Ansonsten wollen die Kreuzberger erst einmal abwarten, wie es auf politischer Ebene hinsichtlich des Werbeverbots für Wettanbieter weitergeht. Mit dem jetzigen Kompromiss aber wird sich der Sponsor selbst bestimmt nicht dauerhaft zufrieden geben.
Axel Gustke