Trainer winkt ab: Tuchel will den Hamburger SV nicht retten
Thomas Tuchel bestätigt Interesse am Trainerjob beim HSV - aber als Soforthelfer in dieser Saison steigt er nicht ein. Hintergrund sei der noch laufende Vertrag mit Mainz.
Hamburg - Nach dem Absturz auf den letzten Bundesliga-Platz raten immer mehr Fußball-Experten dem desolaten Hamburger SV zum vorzeitigen Engagement von Thomas Tuchel. Doch der HSV-Wunschkandidat steht als Soforthelfer nicht zur Verfügung. „Thomas hat mit Mainz 05 eine Vereinbarung getroffen, die vorsieht, dass er erst in der kommenden Saison wieder einsteigen kann. Und er will sich an diese Vereinbarung halten“, sagte Tuchels Berater Olaf Meinking am Montag. Der Rechtsanwalt aus Hamburg bestätigte aber Tuchels grundsätzliches Interesse am HSV-Trainerjob.
„Wir prüfen das mit dem HSV“, betonte der 48-Jährige. Konkreter will er nicht werden, denn Tuchel muss natürlich auch die sportliche Situation des in 52 Jahren noch nie aus der Bundesliga abgestiegenen Klubs neu bewerten. Denn nach zuletzt acht Spielen ohne Sieg und 495 Minuten ohne Torerfolg nimmt das Abstiegsszenario beim HSV Woche für Woche konkretere Formen an. Verpasst der HSV in den verbleibenden sechs Spielen die Wende, müsste Tuchel entscheiden, ob er sich die Zweite Liga nach seinem Sabbatjahr wirklich antun möchte. „Es ist schwer vorstellbar“, hatte er kürzlich in einem Interview der „Zeit“ gesagt.
Dass Tuchel „Ängstlichkeit“ vorgehalten wird, weil er nicht als Nothelfer beim HSV einspringt, hält dessen Berater wegen des bestehenden Vertrags mit Mainz für nicht gerechtfertigt. Der Coach habe den Rheinhessen viel zu verdanken und werde sich vertragstreu verhalten, teilte Meinking mit. Außerdem müsste Mainz, das selbst noch nicht aller Abstiegssorgen ledig ist und am 3. Mai noch den HSV empfängt, Tuchel für den Konkurrenten freigeben. Schwer genug war es für den FSV, Tuchel im Vorjahr in dessen freiwillige Auszeit trotz Vertrages bis Sommer 2015 zu verabschieden.
Am liebsten würde Berater Meinking eine Entscheidung ohne öffentlichen Druck treffen, doch das ist in einer Stadt wie Hamburg und angesichts des allgemeinen Hypes um seinen Mandanten kaum möglich. „Unsere Strategie war, ohne Druck von außen zu sprechen“, erklärte der Anwalt. Als dann aber das Thema Tuchel in der Hansestadt zuletzt mehr und mehr hochkochte, habe man das Interesse bestätigt, „auch, um nicht in die Defensive zu geraten“. Es lasse sich aber offenbar leider nicht verhindern, dass viel spekuliert wird und zum Teil auch „unzutreffende Aussagen“ in den Raum gestellt werden. „Natürlich will ein guter Trainer auch eine gewisse Wertschätzung, aber Geld ist nicht das ausschlaggebende Kriterium“, meinte Anwalt Meinking.
Zuvor hatten Trainer-Kollegen medial zur sofortigen Kooperation geraten. „Wenn er wirklich Interesse hätte, könnte er jetzt schon kommen“, meinte der frühere Bundesliga-Coach Ottmar Hitzfeld. Mirko Slomka, mit dem der HSV als Coach in die Saison ging, sagte: „Wenn er da Trainer werden möchte, finde ich: Jetzt Ärmel hochkrempeln und loslegen.“ Auch der frühere HSV-Trainer Felix Magath sagte: „Das würde sicher ein bisschen Schwung bringen.“ HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer hatte zuvor einen dritten Trainerwechsel in dieser Saison ohnehin ausgeschlossen. dpa